Die Spritpreis fallen wieder

Sechsmal hintereinander waren die Benzinpreise an Deutschlands Tankstellen auf Wochensicht gestiegen – nun hat es den ersten wöchentlichen Rückgang gegeben. Wie die Automobilklub ADAC am Mittwoch aufgrund seiner wöchentlichen Auswertung der Preise von mehr als 14.000 Tankstellen mitteilte, hat sich Super E10 gegenüber der Vorwoche um 0,7 Cent auf 1,739 Euro je Liter verbilligt. Der Preis für Diesel ist um 2,1 Cent auf 1,678 Euro je Liter gesunken.

Der Autoklub führt die Entwicklung vor allem auf den günstigeren Preis für Rohöl zurück. Erdöl der Nordseesorte Brent notierte zuletzt mit rund 77 Dollar je Barrel (Fass zu rund 159 Liter), noch vor kurzem hatte es mehr als 82 Dollar gekostet.

Trumps zweifelhaftes Öl-Projekt

Die Entwicklung ist auch deshalb bemerkenswert, weil Donald Trump angekündigt hat, in seiner Amtszeit als amerikanischer Präsident den Ölpreis drücken zu wollen, um die Verbraucher in den Vereinigten Staaten hinsichtlich der Energiekosten zu entlasten. Unter Ölfachleuten gibt es aber erhebliche Zweifel, ob ihm das über längere Zeit gelingen kann. So könnte die amerikanische Fördermenge negativ auf sinkende Preise reagieren.

Und es ist zumindest unklar, warum der Ölverbund Opec ein Interesse daran haben sollte, das Vorhaben zu unterstützen. Zudem wäre auch denkbar, dass eine Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft durch Trumps Wirtschaftspolitik die Nachfrage nach Öl erhöht, was die Preise eher stabilisieren könnte.

Am Ölmarkt werden unterschiedliche Gründe genannt, warum der Preis für Rohöl zuletzt nachgegeben hat. Die Meinungen sind da nicht ganz einheitlich, aber die Äußerungen Trumps zu seinen politischen Plänen könnten eine gewisse Rolle gespielt haben, heißt es. Allerdings gab es sicherlich auch andere Faktoren.

Eine gewisse Entspannung im Nahen Osten dürfte ebenfalls dazu gehört haben. Zudem scheinen die Sorgen am Ölmarkt über Engpässe nach den amerikanischen Sanktionen gegen die russische Schattentankerflotte langsam nachzulassen. Überdies hat der Ausverkauf von Technologieaktien an der Börse am Montag die Risikoaversion der Anleger steigen lassen. Das wirkte sich ebenfalls dämpfend auf den Ölpreis aus. Später gab es eine gewisse Gegenbewegung.

Unterschiedliche Erwartungen nach der Wahl

Unmittelbar nach der Trump-Wahl im vergangenen Jahr waren die Benzinpreise in Deutschland gestiegen. Dabei hatten sich offenbar zwei unterschiedliche Erwartungen an seine Amtszeit überlagert. Zum einen war der Preis für Rohöl gesunken, weil erwartet wurde, dass Trump die Ölförderung in den Vereinigten Staaten eher begünstige und das Ölangebot unter sonst gleichen Bedingungen größer ausfallen könnte.

Trumps Politik könnte die Öl-Branche etwa durch potentielle Steueranreize für Kapitalinvestitionen in die Exploration und Produktion begünstigen und die in der Biden-Ära gestiegenen Lizenzgebühren, Kosten für Mindestgebote und Pachtpreise auf Bundesgrundstücken rückgängig machen, hieß es. Zudem könnten Trumps Zölle den Welthandel bremsen, was die Ölnachfrage auf der Welt möglicherweise geringer ausfallen lassen könnte.

Zum anderen hatte aber der Wechselkurs des Dollar zum Euro spürbar zugelegt, weil erwartet worden war, dass Trumps Politik möglicherweise zur Stimulierung der Konjunktur und höherer Inflation in Amerika führt, was die amerikanische Notenbank Federal Reserve hinsichtlich ihrer Pläne für Zinssenkungen bremsen könnte.

Zu Jahresbeginn war Benzin in Deutschland auch wegen der Anhebung des CO2-Preises auf fossile Brennstoffe teurer geworden. Die Auswirkungen waren aber wohl überschaubar. Einschließlich Mehrwertsteuer machte dies für Benzin 2,8 Cent je Liter, für Diesel 3,2 Cent je Liter zusätzlich aus.