An manchen Abenden kurz nach zehn kann man jetzt in der Falkenturmstraße Menschen antreffen, die Édith Piafs „La vie en rose“ trällern, summen oder pfeifen. Sie kommen dann aus dem Hofspielhaus und haben gerade „Oskar und die Dame in Rosa“ gesehen, wo das melancholisch-fröhliche Chanson in einer stimmungsvollen Saxophon-Version die Titelmelodie ist.
Im Stück geht es zwar nicht um ein Leben durch eine rosa Brille betrachtet, sondern um ein Leben in Krankheit und auf der Suche nach dem Sinn. Und doch verlässt das Publikum das Theater leicht beschwingt. Es ist eine kleine Geschichte vom Sterben, die auch Lust auf das Leben macht.
Die Oma war eine berühmte Würgerin
Die 2002 erschienene Erzählung „Oskar und die Dame in Rosa“ des französischen Schriftstellers und Dramatikers Éric-Emmanuel Schmitt schildert die letzten Tage des zehnjährigen Oskar, der unheilbar an Leukämie erkrankt ist.
Seine beste Freundin wird eine der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Klinik, die im rosa Kittel die Patienten jenseits der medizinischen Pflege betreuen. Der charmante Bengel hat zwar mit Gott weitgehend abgeschlossen, seit er weiß, dass es den Weihnachtsmann auch nicht gibt, aber er versucht auf Empfehlung von „Oma Rosa“, über tägliche Briefe den Kontakt mit Gott aufzunehmen.
Nach Oskars Tod liest die Dame in Rosa die Post an den Himmel – und das ist ein großes Solo für Michaela May. Sie spielt in einer Mischung aus szenischer Lesung und Monolog das gesamte Personal: Oskar, seine Eltern, von denen sich der Junge verraten fühlt, den traurigen Doktor Dusseldorf, der an Oskars Krankheit als Arzt gescheitert ist, die strengen Krankenschwestern, Peggy, in die sich Oskar verliebt hat, oder die anderen kleinen Mitpatienten, die Oskars Kumpels werden.
Und natürlich auch Oma Rosa, die behauptet, früher als „Würgerin vom Languedoc“ eine berühmte Catcherin gewesen zu sein und wie sie auch die härtesten Kämpfe mit Mut und Klugheit am Ende doch noch gewann.
Die kindliche Perspektive sichtbar machen
Zu ihren lebensklugen Tipps gehört auch, jeden Tag wie zehn Jahre zu leben. Als er stirbt, ist Oskar zwar noch immer erst zehn, verfügt aber über die Weisheit eines 120-Jährigen.
Für die Inszenierung von Hofspielhaus-Chefin Christiane Brammer und Veronika Eckbauer baute Bühnenbildner Thomas Bruner Tisch und Stuhl im XXL-Format, die nicht nur die kindliche Perspektive auf die Dinge sichtbar machen, sondern auch vielseitig verwendbar sind.
Michaela May schien am Premierenabend zwar überraschend unkonzentriert gewesen zu sein, wodurch die Spannung litt. Aber das wird sich einspielen. Die kleinen Listen des Überlebens und die ganz großen Gefühle des Daseins erfüllt sie mit großer Herzlichkeit und Wärme weitab von kitschiger Gefühligkeit.
Hofspielhaus, 1., 6., 8., 14., 15., 20. Dezember, 20 Uhr, sonntags 18 Uhr, Telefon 24209333
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