
Die Inflationsrate in Deutschland betrug im September 2,4 Prozent. Das hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag nach einer ersten Schätzung mitgeteilt. Im August war die Rate zum ersten Mal in diesem Jahr wieder gestiegen, auf 2,2 Prozent, nach 2,0 Prozent im Juni und Juli.
Zu den Treibern der Inflation zählen vor allem Lebensmittel und Dienstleistungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) widmet der sogenannten Supermarktinflation, also der Teuerung von Lebensmitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs, in letzter Zeit mehr Aufmerksamkeit als früher. Das scheint jetzt Teil der Strategie zu sein.
Ausführlich wurde in der vergangenen Woche in einem Blogbeitrag über den Preisanstieg von Lebensmitteln um mehr als 30 Prozent gegenüber der Zeit vor der Pandemie und den Folgen für die Menschen berichtet. Und in ihrem „geldpolitischen Statement“ nach der September-Zinssitzung erwähnte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die auffällig hartnäckige Lebensmittelinflation zuletzt ausdrücklich.
Was genau alles teurer oder billiger wurde, verraten die schon detaillierter veröffentlichten Zahlen für Nordrhein-Westfalen, die meistens relativ repräsentativ für ganz Deutschland sind. Überdurchschnittliche Preissteigerungen verzeichneten demnach beispielsweise Obst mit plus 7,1 Prozent sowie Molkereiprodukte und Eier mit plus 3,8 Prozent. Beim Gemüse war es unterschiedlich. Im Durchschnitt sanken die Preise gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,3 Prozent. Während Tomaten deutlich teurer sind als vor einem Jahr, sind die Preise für Möhren stark gefallen.
Günstiger als im Vorjahresmonat wurden unter anderem Speisefette und -öle mit minus 3,8 Prozent. Für Butter im Supermarkt war seit dem Herbst vorigen Jahres ein starker Preisanstieg zu beobachten gewesen, das hat sich mittelweile aber wieder etwas umgekehrt.
Brot wurde auf Jahressicht 1,5 Prozent teurer, Fleisch 3,5 Prozent. Alkoholische Getränke verteuerten sich um 1,1 Prozent, Tabakwaren um 5,6 Prozent. Bekleidung wurde auf Jahressicht 1,3 Prozent teurer. Dabei stiegen die Preise für Damenbekleidung um 2,7 Prozent, Herrenbekleidung wurde 1,8 Prozent günstiger. Gegenüber dem Vormonat August war der Preisanstieg für Damenbekleidung mit 6,0 Prozent ungewöhnlich hoch.
In der Rubrik „Haushaltsenergie“ wurde Strom auf Jahressicht 2,9 Prozent teurer. Heizöl verbilligte sich um 5,5 Prozent, Fernwärme um 4,0 Prozent und Erdgas um 0,2 Prozent. Letztere waren die wichtigste Posten unter den sinkenden Preisen.
Und was ist mit Benzin?
Überdurchschnittlich hohe Preissteigerungen unter den Dienstleistungen wurden für Hotelübernachtungen mit plus 7,2 Prozent und Versicherungsdienstleistungen mit plus 6,4 Prozent ermittelt. Essengehen im Restaurant verteuerte sich um 3,9 Prozent. Pauschalreisen stiegen 4,1 Prozent im Preis. Die Nettokaltmieten legten, wenn man Stadt und Land zusammen betrachtet, um unterdurchschnittliche 1,8 Prozent zu, die Wohnnebenkosten dagegen um 2,5 Prozent.
Lange Zeit hatten in diesem Jahr die Spritpreise die Inflationsrate gedrückt, weil der Kraftstoff selbst in der Reisewelle in den Sommerferien nicht mehr ganz so teuer war wie 2024. Inzwischen gilt das zumindest nicht mehr für alle Kraftstoffsorten. Diesel war im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 Prozent teurer. Superbenzin dagegen wurde 0,2 Prozent billiger.
Insgesamt sind die Inflationsraten in allen europäischen Ländern nicht mehr so hoch wie noch vor zwei, drei Jahren. In Italien und Frankreich sind die Raten im September gestiegen, aber unterhalb des EZB-Ziels von zwei Prozent geblieben. Neue Herausforderungen für die Geldpolitik könnten sich unter anderem durch Zölle und Gegenzölle im grenzüberschreitenden Handel ergeben. Auch die stark steigenden Staatsausgaben und Staatsschulden gerade in Deutschland haben an den Finanzmärkten seit dem Frühsommer Sorgen über eine künftig wieder höhere Inflation hervorgerufen, die sich in höheren Anleiherenditen äußert.
Die EZB hatte in ihrer September-Zinssitzung die Leitzinsen unverändert gelassen und dabei auch noch einmal auf die Unsicherheit der künftigen Entwicklung verwiesen. Der entscheidende Leitzins, der Einlagensatz, beträgt 2,0 Prozent. Es ist unklar, ob die EZB die Leitzinsen überhaupt noch weiter senken wird. Anders sieht es in den Vereinigten Staaten aus, wo die Notenbank Fed im September zum ersten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen gesenkt hat. Dort werden weitere Zinssenkungen erwartet.