„Die Geschichte der Erde“: Ein Atlas, der alles erklären möchte

Die Darstellung der Welt ist stets heikel, weil sie immer auch politisch ist. Der Geohistoriker Christian Grataloup zeigt in seinem neuen Atlas, wie es dennoch geht.



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Karten sind nicht nur nützliche Darstellungen, sondern auch ästhetische und politische Interventionen, wie die Mercator-Projektion zeigt. Der neue Atlas Geschichte der Erde von Christian Grataloup erweitert die Perspektiven und setzt die Geschichte der Menschheit in den Kontext der Erdgeschichte. Er zeigt, wie interkontinentale Handelsverbindungen schon früh entstanden und thematisiert den „Kolumbus-Effekt“ sowie klimatische Veränderungen. Der Band beleuchtet auch Kultur- und Technikgeschichte und stellt Fragen zur Zukunft. Mit einer „Geschichte der Wissenschaft“ und neun Kapiteln erzählt er die Geschichte der langsamen Expansion bis zur Gegenwart des „überlasteten Planeten“. Grataloup verdeutlicht das Missverhältnis zwischen menschlicher Wahrnehmung und planetarer Zeit im Anthropozän und betont die Verantwortung des Menschen für den Fortbestand der Gattung.

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Jede Landkarte ist auch ein Politikum. Wehe dem Geografen, der sich dessen nicht klar ist.
© Andrew Neel/​Pexels

Karten sind nie nur neutrale, nützliche Darstellungen zum räumlichen Verständnis und zur besseren Orientierung, sondern immer auch ästhetische und politische Interventionen. Die geometrisch-grafische Darstellung des Raums ist oft Ausdruck von Machtverhältnissen und gesellschaftlich-kulturellen Prägungen. Die bis heute geläufige Darstellung der Welt etwa, die sogenannte Mercator-Projektion des flämischen Renaissancegelehrten und Kartografen Gerhard Mercator aus dem Jahr 1569, hat gegenüber früheren Karten zahlreiche Vorteile, unter anderem für die nautische Navigation, weswegen sie bis heute angewandt wird. Ihre Abbildung der Welt spiegelt zugleich aber das christliche und eurozentrische Weltbild seiner Epoche wider, in dem Europa stets Mittelpunkt der Welt war.