Die 50 wichtigsten Deutschen in der Mode



Fotos: Julia von der Heide, Henrik Blomqvist, José Cuevas, Martina Borsche, Thomas Gothier




In Klammern steht jeweils der Rang von 2024.


1 Michael Kliger (2) CEO MYTHERESA

Er hat es wirklich geschafft, und deshalb hat er den ersten Rang verdient: Michael Kliger hat mit Mytheresa nun YNAP übernommen, also Yoox und Net-A-Porter, zwei E-Commerce-Pioniere. Und wann kann man das schon mal über Deutsche in der Mode sagen, dass sie Briten und Italiener in die Tasche stecken? Kliger hat Mytheresa durch kluges Management und eine strenge Luxusstrategie nach oben gebracht. Nun kann er auf seinen verschiedenen Plattformen schöne Synergieeffekte mitnehmen. Überall sticht der Zwei-Meter-Mann heraus, in New York, Mailand, Paris. Aber das Herz dieses Unternehmens schlägt weiter in München. Gut, dass es ein Münchner leitet.




Foto: Thomas Gothier








2 Chemena Kamali (1) Designerin CHLOÉ

Welche großen Modemacher haben wir schon, seitdem Karl Lagerfeld tot ist, Wolfgang Joop stiller wird und Jil Sander lieber in Design macht? Na, wir haben Chemena Kamali! Sie wurde 1981 geboren, wuchs in Dortmund auf, studierte in Trier und London, ging nach Paris, war schon Praktikantin bei Chloé und Designerin bei Saint Laurent, hatte es also geschafft. Und dann schuf sie diesen herrlichen Modemoment, als sie im Februar 2024 ihr Debüt als Chloé-Chefdesignerin gab. Unglaublich, wie sie die Marke verzaubert: Leicht und filigran und mädchenhaft und romantisch sind ihre Entwürfe. Schade, dass das die Gründerin nicht mehr sehen kann: Auch Gaby Aghion wären die Augen übergegangen.




3 Penelope Ternes (8) Model

Muss ein schönes Gefühl sein als Model: Man landet in Mailand und sieht sich gleich am Flughafen selbst, in einer hinterleuchteten Prada-Breitwand-Kampagne. Wenn es nur das wäre! Penelope Ternes ist gerade auch wieder in der Saint-Laurent-Werbung zu sehen. Ihr kritisch schmaler Blick und ihr sinnlich knautschiger Mund zierten auch schon Bottega-Veneta-Anzeigen. Abgesehen davon, dass „Penny“, wie alle sie nennen, auch über wichtige Laufstege von Sacai bis Chanel läuft. An ihr kommt auf den Brettern, die die Welt nur bedeuten, niemand vorbei. Auf dem Fußballplatz übrigens auch nicht. Aber das ist eine andere Geschichte.






4 Juergen Teller (3) Fotograf

Ist er zu einem zweiten Leben erwacht? Nach seinen großen Erfolgen mit Fotos von Kristen McMenamy mit aufgemaltem Herz (1996), Victoria Beckham in riesiger Victoria-Beckham-Tüte (2008), Charlotte Rampling nackt im Louvre (2009) und Kim Kardashian mit eindrucksvollem Hintern (2015) schien es fast schon still um den Fotografen zu werden, der 1964 in Erlangen geboren wurde und früh nach London ging. Aber jetzt dieser Bildband: „Auschwitz Birkenau“, wie immer im Steidl-Verlag. Ein krass demütiges und dadurch extrem beeindruckendes Buch, das 80 Jahre nach dem Krieg an deutsche Vergangenheit erinnert. Dieser Mann beherrscht die Zurückhaltung so gut wie die Übertreibung.




5 Moritz Krueger (-) Gründer und Kreativdirektor MYKITA

Der namengebenden Berliner Kita ist Mykita endgültig entwachsen. Im Jahr 2003 gründete Moritz Krueger die Brillenmanufaktur in einer ehemaligen Kindertagesstätte in Kreuzberg. Jetzt ist das Unternehmen mit mittlerweile 350 Mitarbeitern in ein riesiges neues Hauptquartier an der Spree umgezogen. Manufakturen gibt es in Berlin noch und nöcher. Aber Moritz Krueger macht seine Manufaktur mit wirklicher Handarbeit auf technisch höchstem Niveau echt erfolgreich. Kein Wunder, dass sich auch der LVMH-Konzern für Mykita interessiert. Hoffentlich behält Krueger auch bei neuen Investoren den Durchblick.




6 Julia Lange (7) Casting Director

In Frankfurt pflegt man bekanntlich eine gesunde Distanz zur Mode. Julia Lange mag das. Die Frankfurterin lebt zwar auch in Mailand, und als eine der wichtigsten Casting-Agentinnen ist sie natürlich oft in Paris und New York. Aber den Blick fürs Besondere, den sie als „Booking Director“ bei der deutschen „Vogue“ erwarb, behält sie vor allem dadurch, dass sie sich immer wieder aus der internationalen Szene in ihre hessische Heimatstadt zurückzieht. Magazine wie „Self Service“ oder „Gentlewoman“ und Marken wie Jil Sander oder Hermès vertrauen auf ihren Röntgenblick.




7 Axel Keller (5) Präsident DRIES VAN NOTEN

Er war lange bei Balenciaga, lange bei Margiela und ein paar Jahre auch bei Jil Sander. Immer konnten sich die Designer darauf verlassen, dass Axel Keller das Design versteht und trotzdem den Durchblick im Business hat. Besonders wichtig ist er bei Dries Van Noten, wo er seit dreieinhalb Jahren CEO ist: Denn nach dem Abschied des Markengründers kommt es nun darauf an, den Übergang zum neuen Designer Julian Klausner zu managen. Die Kollektion für Herbst und Winter 2025 zeigt: Es hat sehr gut geklappt.




8 Kerstin Weng (39) Head of Editorial Content VOGUE GERMANY

Die deutsche „Vogue“ zu leiten – das könnte ein Horror-Job sein. Anna Wintour schaut kritisch über den großen Teich, die Mittel sind weniger geworden, und dann muss man auch noch britische oder amerikanische Modestrecken übernehmen. Kerstin Weng macht das Beste daraus: Seit fast vier Jahren baut sie ihre Freiheiten aus und macht tolle Titel von Nadja Auermann bis Margot Friedländer. So hält sie das Fähnlein der Deutschen hoch. Als Modejournalistin, die vom Schreiben kommt (und nicht vom Stylen), kennt sie außerdem die unwiderstehliche Macht der exklusiven Nachricht. Auch so macht sie auf sich – und damit auf uns alle – aufmerksam.




9 Leon Dame (14) Model

Wenig überraschend, dass Models.com den Berliner 2024 zum „Model of the year“ (Men) kürte. Kein Anderer wird seit Jahren für so viele Laufstege und Top-Kampagnen gebucht, zuletzt Loro Piana, Hermès, Louis Vuitton und die zugegebenermaßen ziemlich tolle Steven-Meisel-Kampagne für Dolce & Gabbana. Seine legendären Walks für Maison Margiela unter John Galliano dürften jetzt Geschichte sein, aber auf irgendeinem Laufsteg wird er seine Signature Moves bestimmt noch mal auspacken.




10 Achim Berg (-) Gründer und Geschäftsführer FASHIONSIGHTS

Bei McKinsey war er der Mann für die schönen Dinge. Berg baute dort von 2015 an den Bereich Fashion & Luxury auf und leitete ihn bis 2023. Neben dem Analysten Luca Solca ist er wahrscheinlich der am meisten zitierte Wirtschaftsexperte in Sachen Mode. Und genau deshalb geht er jetzt eigene Wege. Vergangenes Jahr wurde er externer Berater des Managements bei Mango, dieses Jahr gründete er in seiner Heimat Wiesbaden den Thinktank „FashionSIGHTS“, mit der etwas nebulös klingenden Wunderwaffe „insights engine“. Heißt im Klartext: Berg hat jetzt seine eigene Beratungsfirma, die jede Menge Daten und Leadership liefern will. An Kunden dürfte es ihm angesichts der aktuellen Luxuskrise nicht mangeln.




11 Mumi Haiati (25) Gründer REFERENCE STUDIOS

In der Branche wird er längst „der deutsche Lucien Pagès“ genannt. Während der „PR Prince of Paris“ (O-Ton BOF) allerdings „nur“ in Paris schaltet, waltet und connected, ist Haiati mit seinem Reference-Imperium mittlerweile in Berlin, Mailand und neuerdings auch in Paris am Start. Vor allem in der deutschen Hauptstadt zieht er die wirklich interessanten Strippen. Bei der „Intervention“ während der Fashion Week sowieso (von vorne bis hinten sein Baby), aber auch wenn Gucci ein Event während des Gallery-Weekends oder Rimowa einen Designpreis plant, rufen sie den geborenen Düsseldorfer an. Wenn wiederum Haiati anruft, erscheinen selbst Allegra Versace bei einem Abendessen von GmbH und Irina Shayk zur Show von Blumarine by David Koma.




12 Lena Mantler (-) Model

Als Dreizehnjährige waren sie und ihre Zwillingsschwester so etwas wie die schwäbischen Olsen-Twins der Generation Tiktok. Wahnsinnig süß, unbefangen und nahbar, wurden sie zu Internetstars. 2023 trennten sich die Wege der Schwestern auf Social Media, und Lena startete als Model durch. (Klar, dieses „Sepp“-Cover 2022 spielte dabei sicher auch eine Rolle …) Zuletzt lief sie mit gewohnter Tomboy-Allure und noch kürzeren Haaren für Miu Miu, modelte für Dior und H&M und war eines der Gesichter des Calvin-Klein-Debüts von Veronica Leoni im Februar. Mehr geht nicht? Zumindest hat sie ihre Wahlheimat New York scheinbar schon wieder verlassen und kündigte auf Instagram eine Auszeit an.




Foto: Julia von der Heide






13 Maxi Bittner (4) CEO VESTIAIRE COLLECTIVE

Der Münchner würde von sich selbst nie behaupten, viel von Mode zu verstehen, aber er weiß genau, wie online läuft. Seine erste Amtshandlung damals 2019 als neuer CEO von Vestiaire Collective war, die Zahl der Programmierer deutlich aufzustocken, in der App wird immer mehr KI implementiert, die Kampagnen gegen Fast Fashion unter dem Motto „Think first, buy second“ gehen regelmäßig viral. Die für 2024 erhoffte Gewinnzone wurde noch nicht erreicht, aber die Umsätze steigen weiter – nicht zuletzt, weil die Luxuskrise dem Vintagemarkt weiter Auftrieb beschert. Angeblich ist für dieses Jahr sogar ein Börsengang geplant.




14 Jil Sander (9) Designerin

Man kann darüber streiten, ob Frau Sander, eigentlich doch längst im Ruhestand, noch auf diese Liste gehört. Und genau das tun wir bei Achtung immer wieder. Aber mal davon abgesehen, dass die größte deutsche Designerin auf ewig Ikonenstatus genießt, weiß man bei dieser Frau nie, was noch kommt. Auf dem Salone del Mobile war ihre Interpretation des berühmten Freischwingers für Thonet zu sehen, Angebote für Fashion Collabs bekommt sie weiterhin jede Menge. Auf die Frage, ob sie davon noch etwas reizt, antwortet die Einundachtzigjährige: „Sag niemals nie.“




15 Reiner Holzemer (-) Filmemacher

Wenn die Leute früher ein ikonisches Porträt von sich haben wollten, gingen sie zu Andy Warhol. Wer sich als Designer heute ein filmisches Denkmal wünscht, meldet sich bei Reiner Holzemer. Kein anderer Regisseur versteht sich besser auf den Drahtseilakt, ein einfühlsames Porträt jenseits von PR zu drehen, das aber trotzdem dem Ego von Menschen wie Dries Van Noten oder zuletzt Thom Brown genügt. Seine Dokumentation „Margiela: In His Own Words“ gilt als filmisches Meisterwerk im Modekanon, der Belgier saß sogar ein paarmal leibhaftig in Holzemers Schneideraum in München, um sich den Final Cut anzusehen. Holzemers Vorteil war am Anfang ganz klar, dass er als Outsider auf die Modewelt blickte. Mittlerweile kennt er die Befindlichkeit der Branche nur zu gut. Nicht alle darin interessieren ihn, aber den ein oder anderen wird er mit seiner Kamera in den nächsten Jahren sicher noch begleiten.




16 Alexander Werz (24) CEO und Partner KARLA OTTO

Der ehemalige Boss-Kommunikationsdirektor Philipp Wolff nennt den CEO von Karla Otto liebevoll „die schnellste Maus von Mexiko“. Der gebürtige Schwabe ist nämlich nie einfach zur rechten Zeit am richtigen Ort – er ist immer schon vor allen anderen an scheinbar zig Orten gleichzeitig. Im vergangenen Herbst orchestrierten sie den – gelungenen – H&M-Relaunch mit Mega-Partys quer durch Europa, er selbst lancierte mit AWvi eine eigene Pflegelinie. Bei dem Gesicht ein No-Brainer.




Foto: Henrik Blomqvist






17 Brenda Hashtag (40) Influencerin

Authentisch, meinungsstark – oder einfach nur anders? Was auch immer: Brenda Hashtag hat es irgendwie geschafft, sich so etwas wie einen Intellektuellen-Status in der Social-Media-Welt aufzubauen. Ihre schwarz-weißen Outfit-Posts (ja, sie trägt immer noch keine Farben) und Modespitzen (sie postet auch schon mal anonymisierte Mails von Brands oder Kolleginnen) werden von ihren überaus loyalen Fans regelmäßig gefeiert. Das hat ihr zu so viel Kultstatus verholfen, dass sie jetzt sogar ihren eigenen Adidas-Superstar-Sneaker designen durfte. Dafür geht es glatt 23 Plätze nach oben.




18 Veronika Heilbrunner(-), Leonie Hanne (19), Caro Daur(-), Xenia Adonts (-) Influencerinnen

Muss man noch mehr nennen als diese vier Namen? Vielleicht Zahlen: 350.000, 4,8 Millionen, 4,6 Millionen, 2,1 Millionen Instagram-Follower. Von kulissenartigen Bildern wie aus einem Disney-Film (Leonie Hanne), glamourösen Cannes-Filmfestspielen (Caro Daur), realen Einbruch-Geschichten (Xenia Adonts) bis hin zu bayerischer Bodenständigkeit (Veronika Heilbrunner) bieten diese vier Frauen alles. Übrigens, drei der erfolgreichsten deutschen Influencerinnen stammen aus Hamburg. Was das wohl über eine Stadt aussagt?




19 Nic Kaufmann, Jacob Rott, Nils Kuesel (21) Influencer

So ein Influencer-Dasein kann ja schon einsam sein. Kämpfen um den besten Marken-Deal, ständig auf Reisen – für echte Bro-Freundschaften bleibt da kaum Zeit. Gut also, dass diese drei Jungs ihre Karriere als eine Art Tiktok-Boygroup von Anfang an gemeinsam aufgebaut haben. Besonders Nic Kaufmann scheint auf seinem Weg zum Star das Win-win-Prinzip verstanden zu haben und gründete 2024 zusammen mit Benji Krol (noch so ein Social-Media-Star) Lost Labs, seine eigene Social Media-Agentur. Die katapultierte ihn dieses Jahr gleich mal auf den roten Teppich bei den Oscars. Läuft für den Wahl-Berliner. Und für die anderen Jungs natürlich auch.




20 Christiane Arp (38) Vorstandsvorsitzende FASHION COUNCIL GERMANY

Zehn Jahre Fashion Council Germany – für so viel langfristiges Engagement in Diensten der deutschen Mode geht es für die ehemalige „Vogue“-Chefredakteurin glatt 18 Plätze nach oben. 2015 verkündete Arp eher beiläufig auf einer Party im Szenerestaurant „Borchardt“ die Gründung des Mode-Rats und jettet seitdem in Sachen deutsche Mode um die Welt, baut Netzwerke auf und hat sich für den zehnten Geburtstag der Nachwuchsplattform Berliner Salon endlich einen Wunsch erfüllt – den Einzug der deutschen Mode in den heiligen Gral der Kultur: die Gemäldegalerie in Berlin.




21 Andreas Murkudis (12) Gründer ANDREAS MURKUDIS STORE

Ob als Pionier der Potsdamer Straße (sein Umzug 2011 hat die verlorene Meile maßgeblich nach vorne gebracht) oder als (mal wieder) erster Deutscher, der nach der Premiere auf der Mailänder Design Week die neuen Marcel-Breuer-Stühle von Mode-Ikone Jil Sander (natürlich zum Gallery Weekend) zeigt: Andreas Murkudis schafft es einfach immer wieder, die interessantesten Schmankerl aufzuspüren und in seine heiligen weißen Hallen zu holen.




22 Bosse Myhr (-) Director of Womenswear, Menswear and Childrenswear SELFRIDGES

Der deutsche Mode-Connaisseur weiß: Wer wie Bosse Myhr bei Thomas i Punkt in die modische Lehre gegangen ist, der muss irgendwann auf dem internationalen Parkett landen. Schließlich zählt der Hamburger Concept Store zu den Vorreitern des kuratierten Modehandels und hatte von Anfang an ein sehr sicheres wie mutiges Händchen bei der Markenauswahl. (Yamamoto und Comme des Garçons konnte man erstmals in Deutschland bei Thomas i Punkt kaufen.) Also nur ein Karriere-Katzensprung von der Elbe an die Themse, wo Myhr zunächst Head Merchandiser im Dover Street Market wurde, bevor er 2012 zum ehrwürdigen Londoner Luxuskaufhaus Selfridges ging.




23 Dirk Schönberger (-) Global Chief Brand Officer MCM

Wollte er nicht ab jetzt Sofas und Sitzsäcke designen? Und schwupps, da ist er schon wieder zurück im Fashion Business. Dirk Schönberger ist nach nur einem Jahr Abstinenz wieder Global Chief Brand Officer bei MCM. Die kreative Ausrichtung der Marke hatten sich zuvor die Deutsche Tina Lutz (Lutz Morris) und die Koreanerin Katie Chung (Wooyoungmi) geteilt. Ob es mit der kreativen Doppelspitze nicht geklappt hat? Oder less streetwear, dafür mehr Cindy Crawford der Marke dann auch nichts gebracht hat? Zumindest scheint man dem gebürtigen Kölner das bessere Händchen für das Jubiläumsjahr 2026 zuzutrauen, da wird MCM nämlich 50.




24 Yasin Müjdeci (42) Gründer VOO STORE

Der Voo Store in Berlin ist allein deswegen ungewöhnlich, weil er in einem Hinterhof an der Oranienstraße Luxusmarken wie Prada und Jil Sander verkauft – und das seit 15 Jahren toleriert wird. Kaum eine andere Ecke Berlins hat je so die volle Hipster-Dröhnung abbekommen wie eben jene Straßen rund um den Kotti und das Schlesische Tor. Wie man da ohne Gentrifizierungskeule einen Concept Store betreibt? Indem man für Berliner, die zwar Luxus tragen, aber nicht zu sehr danach aussehen wollen, bei Partys eher Flaschenbier als Champagner auf den Tresen stellt und wie Yasin Müjdeci seit fast 20 Jahren selbst im Kiez wohnt.




25 Luisa Dames (-) Co-Founder und Creative Director AEYDE

Wie sich die Branche in den vergangenen zehn Jahren verändert hat, erkennt man an Luisa Dames’ Marke. Als sie Aeyde im Jahr 2015 mit ihrem damaligen Geschäftspartner Constantin Langholz-Baikousis gründete, setzten die beiden früh auf das Direct-to-Consumer-Modell. Heute ist das ein gängiger Weg, und Luisa Dames, die Aeyde mittlerweile allein führt, ist weiter gut im Geschäft. Zum Jubiläum später in diesem Jahr zieht die Marke in Berlin in ein neues „Aeyde House“, entworfen von Gonzalez Haase. Dabei ist Dames mit ihren Schuhen auch längst im Handel präsent, bei Breuninger, Unger, Lodenfrey und, als eine der wenigen deutschen Marken, bei Net-A-Porter.




26 Jonas Glöer (20) Model

Obwohl es einige Plätze abwärts geht, bleibt Jonas Glöer eines der wichtigsten Models aus Deutschland. Seine Ausnahmekarriere bemisst sich auch an dem Zeitraum, den er schon in diesem Beruf verbracht hat – zwölf Jahre, das ist selten. Glöers poetische und zugleich zurückhaltende Aura holen sich viele gerne in ihre Hefte und Kampagnen. Von Massimo Dutti bis Simone Rocha passt er ins Konzept. Am besten passte er allerdings in den Lucie-und-Luke-Meier-Jahren zu Jil Sander.




27 Jörg und Maria Koch (23) Editor-in-Chief und Creative Director 032C

Während sich Medienhäuser allerorten Gedanken übers Community-Building machen, hat 032c längst die Lebenswelt seiner Leser erobert – oder zumindest einiges vorzuweisen. Da sind die eigenen Stores in Berlin und Seoul, da ist umgekehrt aber auch eine mittlerweile gut gefüllte Liste an Händlern, die 032c – also die Marke – unter dem Chefdesign von Maria Koch in ihren Läden führen. Zur Männermodewoche im Januar hat sie zum dritten Mal in Paris auf dem Laufsteg gezeigt. Auch dafür braucht es dringenden Willen zur Markenbildung.




28 David Fischer (17) Gründer und CEO HIGHSNOBIETY

Er rutscht in diesem Jahr abermals runter, von den Top 10 (2023), aus den Top 20 (2024) geht es jetzt in die Top 30. Fischer ist mit seinem Plattform-Konzept „Not in Paris“ mittlerweile in vielen anderen Städten angekommen, in New York, Miami und Mailand zum Beispiel. Die Ergebnisse sehen immer gut aus, aber so langsam wird die Serie beliebig. Geradezu ikonisch waren dagegen die Bilder von Marc Jacobs’ Nail Art im Heft. So was ist einzigartig.




29 Christiane Juergensen (-) Creative Consultant PHOEBE PHILO

Diese Frau muss in der Wahrnehmung ihrer Chefin ein Traumdasein führen. Die Chefin ist Phoebe Philo, die einmal sagte, sie wünschte, Google wüsste nichts über sie. Das war zu einer Zeit, als Privatsphäre unter Menschen, die schon Berühmtheit erlangt hatten, wie Gold behandelt wurde. Leider hat sich Phoebe Philo in der Zwischenzeit nicht sonderlich geöffnet, weshalb auch die Markenbildung nicht vorankommt. Aber immerhin hat sie fürs Visuelle – eine der einzigen großen Stärken dieser Marke – Christiane Juergensen an ihrer Seite. Die arbeitet so diskret, dass Google nicht viel über sie weiß. Immerhin das ist bekannt: Juergensens außergewöhnliches Gefühl für Stil und ihre Führungsverantwortung bei Phoebe Philo.




30 Heiko Keinath (27) Art Director

Lucie und Luke Meier haben Jil Sander verlassen. Dass damit auch die Zusammenarbeit von Heiko Keinath mit Jil Sander beendet ist, sei mal dahingestellt. Durch die vielen Designer-Wechsel der vergangenen Monate könnten sich für den Art Director und sein „Buero“ in Paris neue Optionen für Kampagnen auftun. Denn Keinath kann mit vielen und hat auch schon mit den Proenza-Schouler-Jungs gearbeitet, die nun zu Loewe gehen.




31 Lara Violetta (-) Influencerin

Zu den Motiven, die auf Instagram wenig überraschen, gehören Luxustaschen in Einbauregalen. Oder Luxustaschen am Pool. Oder Luxustaschen vor dem glitzernden Eiffelturm. Lara Violetta postet auch mal Bilder von Luxustaschen, allerdings steigt sie dafür hinab in die Tokioter U-Bahn. Oder sie zeigt den Abdruck, den das Chanel-Logo auf ihrer nackten Haut hinterlässt. Dank ihr lernen Luxusmarken, die Influencerinnen zwar hoch bezahlen, aber dafür auch reichlich geschönten Content bekommen, solche avantgardistischen Ideen wieder auszuhalten. Lara Violetta bricht auch über Tiktok und Instagram hinaus eine Lanze für Kreativität. Während es für die Menschheit seit Jahrzehnten umständlich ist, dicke Modemagazin-Ausgaben umherzutragen, brauchte es erst diese Influencerin, die einen Taschen-Entwurf für solche Schwergewichte herausbrachte. Kam ihr vielleicht selbst gut gelegen, um die Prototypen ihres eigenen Magazins zu schleppen, „Violet Papers“, das mittlerweile in die dritte Edition geht.




32 Philipp Plein (-) CEO und Designer PHILIPP PLEIN

Dass Geld für die A50-Liste keine große Rolle spielt, zeigt das Beispiel Philipp Plein. Auch Modemillionäre erscheinen eventuell erst nach Jahren mal im Ranking. Dabei muss man Plein zugestehen, dass er seine Vorstellung von Luxus so radikal wie kaum ein anderer umsetzt. Zum Imperium gehört jetzt auch ein Philipp-Plein-Hotel in Mailand. Und anders als im Louis-Vuitton-Hotel in Paris kann man sich dort schon einbuchen. Wer steigt dort ab? Vermutlich auch ein paar Deutsche, die zu Pleins Klientel gehören, obwohl er mit seinem Bling-Bling die typisch deutsche Haltung, lieber zu tief als zu hoch zu stapeln, pleinlich genau konterkariert.




33 Claire Beermann (-) Style Director ZEIT-MAGAZIN

Wer die Tastatur so am Puls der Zeit hat, verdient den Wiedereinstieg. Als Style Director des „Zeit-Magazins“ leitet Beermann eines der wichtigsten Moderessorts einer deutschen Publikation, was ihre Entscheidungen, wen sie als nächstes porträtiert, nur noch spannender macht: selbsternannte Tiktok-Gastronomie-Kritikerinnen, Nischen-Popstars oder Gen-Z-Persönlichkeiten. Und ihre (Doppel-)Cover? Oft ein (doppelter) Blickfang.




Foto: José Cuevas






34 Benjamin Alexander Huseby, Serhat Isik (46)
Gründer GMBH

Das Hoffnungsfeuer der Berliner Modeszene, vor allem der Berliner Modewoche. Die zwei Freunde sind mit Abstand das Modernste und Politischste, was deutsche (Männer-)Mode zu bieten hat. Durch eine Designsprache mit Wiedererkennungswert und die loyale Klientel schaffen es die beiden, ihre Nische Saison für Saison auszuweiten. Wer immer noch meint, der Rücktritt vom Pariser Schauenkalender sei keine gute Idee gewesen – die Präsenz der Berliner-Marke fühlt sich in Berlin einfach richtiger an. Das Niveau ihres ersten „Homeruns“ war gleichbleibend hoch, das politische Messaging noch pointierter, die Kleidung frischer, das Casting unübertroffen.




35 Isabelle Kountoure (36) Style Director HTSI

Die deutsch-griechische Style-Chefin der Luxusbeilage der „Financial Times“ – einst „How To Spend It“ genannt, jetzt nüchtern „HTSI“ – bleibt vielbeschäftigt. Victoria-Beckham-Beauty-Kampagnen, ein Shoot und ein Cover nach dem anderem. Langweilig wird’s noch nicht: Auf Kim Kardashian folgten das Supermodel Greta Hofer und Über-Babygirl Harris Dickinson. Mit Chefredakteurin Jo Ellison im Rücken trifft Kountoure mit der Milliardärs-Bibel weiterhin den Zeitgeist.




36 Eva Gödel (30) Gründerin TOMORROW IS ANOTHER DAY

Vor mittlerweile 15 Jahren gründete Gödel in Köln die Modelagentur Tomorrow is Another Day und schaffte sich mit ihrem Fokus auf Male Models eine eigene Bubble in der Fashion Bubble. Gut, mittlerweile gibt’s auch „Shes“ und „Theys“, nicht mehr nur „Hes“ in ihrem Kader, aber TIAD ist weltweit immer noch die erste Adresse, wenn außergewöhnliche Männermodels gefragt sind, etwa bei Jil Sander, Balenciaga, Bottega Veneta oder Bally. Inzwischen hat sie auch „Talents“ im Roster – auch in der Mode muss man halt den aktuellen Ansprüchen gerecht werden.




37 Lutz Huelle (31) Designer

Eine feste Größe auf der A50. Der deutsche Wahlpariser ist wohl am bekanntesten für seine Denim-Arbeiten und seine femininen Entwürfe für Frauen von heute. Immer mit einem Lächeln im Gesicht – selten für Modeleute –, arbeitet der Remscheider seit nun mehr als zwei Jahrzehnten aus Paris in die Welt hinaus an seinem gleichnamigen Label und hat dabei zudem noch Erfolg – auch leider immer seltener in der Modewelt. Jede Kollektion unverkennbar er, und wenn man’s anhand seiner Frühjahr/Sommer 2025 Kollektion bewertet, immer besser als die davor.




38 Kasia Kucharska (-) Designerin

Als Gewinnerin des ersten FCG/Vogue Fashion Funds und der damit verbundenen ersten Show während der Berliner Modewoche erreichte Kucharska im vergangenen Januar zum ersten Mal die ganz große Aufmerksamkeit. Dabei arbeitet die Designerin, die im Allgäu aufwuchs, schon seit Jahren in einem Studio im Prenzlauer Berg an ihrem eigenen Latex-Spitze-Handwerk. Die Technologie, ursprünglich entwickelt für ihren Abschluss an der Universität der Künste Berlin, überträgt sie auf Tops, Leggings und Accessoires wie zuletzt für eine Kooperation mit Google. Ihre Kollektionen gibt es im Voo Store zu kaufen, der eigene Online-Shop hat eine treue internationale Kundschaft, Showrooms während der Pariser Wochen. Wir bleiben gespannt.




39 Marc Goehring (-) Stylist

Nach einer prägenden Zeit bei 032c ist Marc Goehring mittlerweile Fashion Director beim „Epoch Review Magazin“, einem Heft, das sich irgendwo zwischen Mode, Kunst, Anthropologie, Musik und Wissenschaft sieht. Vor allem aber wird er nebenbei für Shoots der französischen „Vogue“ gebucht, verantwortet regelmäßig Armani-Exchange-Kampagnen, stylt die David-Koma – und deswegen nun auch die Blumarine-Shows und leistet konstant gute Arbeit bei der französischen Marke Louis Gabriel Nouchi. Die kommt wahrscheinlich auch dem persönlichen Geschmack des Bayern am nächsten. Goehring trägt gern mal Lederhosen oder Glöckchen-Weste.




40 Inga Hofmann (-) Vice President Retail North and Central Europe LOUIS VUITTON

Auf dem Papier steht „Vice President Retail North und Central Europe“. Im Klartext heißt das, dass diese toughe Lady zu den wichtigsten Führungskräften bei Louis Vuitton in Europa gehört. Auch die Einführung der neuen Beauty-Sparte „La Beauté“ mit Pat McGrath als Creative Director geht auf ihr Konto.




41 Carina Frey und Stefanie Barth (-) Creative Directors

Das Magazin „Double“ ist in Paris langsam, aber sicher an „Self Service“ und „Purple“ vorbeigezogen in Sachen coolstes Modemagazin der Mode-Hauptstadt. Das liegt vor allem auch am deutschen Art-Direktorinnen-Duo, das sich die Dienste der besten Fotografinnen sichert wie Zoë Ghertner. Noch dazu arbeiten sie für Phoebe Philo und haben Daniel Lees wirklich großartige neue Burberry Corporate Identity geschaffen.




42 Sarah Lou Falk (-) Talent Agent NEXT MANAGEMENT

Die Mode kommt schon lange nicht mehr ohne Influencerinnen und Celebritys aus. Der Trend wird von der Agentur Next mit angeführt, die in New York gegründet wurde und den großen Luxusmarken nicht mehr nur Models wie Grace Elizabeth vermittelt, sondern auch Stars wie Nina Hoss. Die Darmstädterin Falk führt das Europageschäft von Next Management. Eine ihrer besten Ideen: die ganze Kartei der Berliner Schauspiel-Agentur Players zu übernehmen, das Who is Who dieser Liga.




43 Susi Streich und Yasar Ceviker (-) Co-Gründer A KIND OF GUISE

15 Jahre einfache, aber klar strukturierte Mode aus München konnten die beiden Gründer dieses Jahr feiern. Online und mit kleinen Läden in Berlin und München geht das Wachstum dieser auf Schnitte und feine Stoffe spezialisierten Marke weiter. Gekonnt unter dem Radar fliegen nennt man das.




44 Johannes Boehl Cronau (28) Gründer IOANNES

Er schafft von Berlin aus, was viele nicht mal in Paris erreichen: seine Marke Ioannes international zu etablieren. Dazu hat er bisher nicht mal eine Modenschau gebraucht. Seine Kleider überzeugen auch so, weil sie die weiblichen Formen krass betonen und zum Trend des neuen supersexy Looks passen. Eine Collab mit Kylie Jenner hat natürlich auch nicht geschadet.




45 Katharina Korbjuhn (-) Creative Director

So kann’s gehen, wenn man als Hedi-Slimane-Model nach New York zieht und beim österreichischen Art Director Alex Wiederin lernt. Ruckzuck hat man seine eigene Karriere. Die blonde Deutsche hat vergangenes Jahr die Mugler-Schau und diverse Tod’s-Kampagnen als Kreativdirektorin betreut, und auch für das neue Chloé von Chemena Kamali Ideen beigesteuert. Momentan ist sie als Chief Brand Officer von Lady Gaga unterwegs. Da hilft es natürlich, wenn man bestens vernetzt im West Village in New York lebt.




46 William Fan (37) Gründer WILLIAM FAN

Wenn es ein Berliner Designer geschafft hat, eine eigene Handschrift zu entwickeln, dann er. Das sieht man an seinem coolen Laden in Mitte, seinen großartigen Defilees, die in Berlin ihresgleichen suchen (zuletzt in der Philharmonie!), und an seinem unverwechselbaren Look. Großzügige Schnitte, die rüstungshaft, aber in sehr feinen Stoffen daherkommen und die momentane Stimmung der Stadt modisch definieren.




47 Sheila Single (50) Director of Content Creation CHANEL

Schlauer kann sich eine Marke wie Chanel nicht anstellen, wenn sie mit klar klassischer Mode trotzdem im Trendbereich mitwirken will: Man stellt also die ehemalige Modechefin von „Purple“ – einem der radikalsten Independent-Modemagazine – als Direktorin fürs Image ein. Und Image ist in Paris so heilig wie in Deutschland eine gute Organisation. Die Schwäbin Single verantwortet nun viele der Werbekampagnen des umsatzstärksten Modehauses der Welt.




48 Mirko Borsche (32) Grafikdesigner BUREAU BORSCHE

Ohne Frage das deutsche Designbüro mit dem größten internationalen Following. Im Moment etwas ruhiger, wenn es um große Modeprojekte geht, aber Mirko Borsche macht weiterhin die Layouts für die prägenden Modestrecken im „Zeit-Magazin“ und hat gerade bei Strenesse die Corporate Identity für den Relaunch ausgetüftelt. Man würde sich nicht wundern, wenn morgen Alessandro Michele von Valentino anriefe, um seine Logos vereinfachen zu lassen.




Foto: Martina Borsche






49 Claudia Schiffer (-) Supermodel

Egal, was man sich anschaut – Claudia Schiffer sah seit Jahren nicht mehr so gut aus wie in der aktuellen Chloé-Kampagne. Man hatte sich insgeheim darauf eingestellt, dass Schiffer gelegentlich noch Cameos macht oder Home-Sachen entwirft, aber keine richtigen Hauptrollen mehr abgreift. Und dann kommt Chemena Kamali daher und bucht sie für die neuen Anzeigen. Nicht im mittlerweile üblichen Mehrgenerationen-Cast, sondern als einziges Gesicht in einer Kampagne, die auf keine Generation zugeschnitten ist, sondern alle anspricht. Sex sells.




50 Julia Stenzer, Daniela Wübbeke und Alja Tabache Geschäftsführerinnen LOEWS und SCHOELLER & VON REHLINGEN PR

Die Platzhirsche der deutschen Mode-PR-Agenturen, Loews und Schoeller & von Rehlingen, haben alle eine neue Führung. Alois Loew, der mit seiner eleganten Zurückhaltung, aber starkem Einfluss für Kunden wie Prada und Versace eine der prägenden Figuren der deutschen Modelandschaft war, hat leise an Julia Stenzer übergeben, die abgesehen von einem kurzen Ausflug zu Constantin Film seit Jahren den wichtigen Prada-Account betreut. Daniela Wübbeke zieht seit Langem strategisch im Hintergrund die Fäden und stieg nun ebenfalls auf. Alja Tabache wurde Partnerin von Andrea Schoeller und Alexandra von Rehlingen und macht in München viel frischen Wind mit ihren italienischen Top-Kunden wie Brunello Cucinelli und Ferragamo.