Diamant von Marie-Antoinette für 14 Millionen Dollar versteigert

Schmuckstücke, die einst Marie-Antoinette getragen haben soll oder die zumindest aus ihrem direkten Familienumfeld stammen, brechen bei Auktionen stets Rekorde. Dieses Mal war es ein Diamant von außergewöhnlicher Farbe und Größe: 10,38 Karat wiegt der pink­farbene Stein, der aus der einst für ihre Diamanten berühmten indischen Region Golkonda stammen soll. Den überaus wertvollen Stein hatte sein letzter Besitzer neu fassen lassen, vom Schmuckdesigner Joel Arthur Rosenthal, bekannt als JAR.

Rosenthal, Jahrgang 1943, „der Fabergé unserer Zeit“, hat unter anderen für Elizabeth Taylor gearbeitet. Der Amerikaner setzte dem Marie-Antoinette-Juwel noch die Krone auf, eine funkelnde (französische) Lilie, die aus weiteren 17 Diamanten besteht. Geschätzt wurde der Ring mit seiner königlichen Provenienz von Christie’s in New York auf fünf bis sieben Millionen Dollar. Das Startgebot am Dienstag für den „Marie Thérèse Pink“ lag bei 2,4 Millionen, der Hammer fiel schließlich bei 11,8 Millionen Dollar (rund 10,2 Millionen Euro). Mit Kommission sind es 13,98 Millionen Dollar. Der Bieter – am Telefon – blieb anonym.

Viele Schmuckstücke, die mit der berühmtesten Königin der Franzosen verbunden werden, existieren noch heute. Das liegt auch daran, dass ein großer Teil des Schmucks nach dem Ende der französischen Monarchie während der Dritten Republik 1889 vom Staat verkauft wurde. Die Kronjuwelen, die auf vielen Gemälden verewigt sind, wurden daher verstreut und verschwanden in Museen und teils auch königlichen Sammlungen.

Sie gingen ins Exil, mit ihr die Schmuckstücke

Teile des privaten Schmucks der französischen Königin Marie-Antoinette aber gingen nach ihrem vorzeitigen Tod auf der Guillotine 1792 in den Besitz ihres ein­zigen überlebenden Kindes über – ihrer Tochter Marie Thérèse. Die gebürtige Öster­reicherin Marie-Antoinette hatte eine große Schatulle mit Juwelen nach Ausbruch der Französischen Revolution 1791 rechtzeitig ihrem Friseur anvertraut, später gelangten sie in ihre einstige Heimat, nach Wien. Dort übernahm sie die 17 Jahre alte Marie Thérèse 1796, kurz nachdem sie aus ihrer mehrjährigen Gefangenschaft in Paris freigekommen war. Ob sich der pinkfarbene Diamant auch schon in dieser Schatulle befand, ist nicht überliefert, aber doch sehr wahrscheinlich.

Drei Jahre später heiratete sie ihren Cousin, den Herzog von Angoulême, der als Sohn des späteren Königs Karl X. durchaus Chancen auf den französischen Thron hatte. Doch in der Julirevolution von 1830 wurden der rückwärtsgewandte und absolutistisch regierende Karl X. – der jüngere Bruder von Marie-Antoinettes Mann Ludwig XVI. – und mit ihm die Bourbonen gestürzt, der „Bürgerkönig“ Louis-Philippe I. aus dem Hause Orléans wurde zum König und konstitutionellen Monarchen gekrönt. Der Herzog und die Herzogin von Angoulême gingen ins Exil und mit der Herzogin ein großer Teil der Schmuckstücke ihrer Mutter.

1996 schon einmal versteigert

Königin Marie-Antoinette war berühmt und berüchtigt für ihren exquisiten und teuren Geschmack. Ludwig XVI. musste sich ein ums andere Mal verschulden. Für ihre Halsketten, Ohrringe, Armbänder und Diademe sowie ihren exzentrischen Haarschmuck waren die feinsten Perlen, Rubine, Saphire und Diamanten gerade gut genug, meist gefertigt von königlichen Juwelieren wie Charles Boehmer und Paul Bassenge.

Von Marie-Antoinette und aus der ­Friseur-Schatulle stammten nachweislich zwei Armbänder, besetzt mit Diamanten, die zusammen etwa 140 bis 150 Karat wiegen. Sie blieben in der einst königlichen Familie und wurden erst 2021 bei Christie’s in Genf für 7,5 Millionen Schweizer Franken (Schätzpreis zwei bis vier Millionen) versteigert. Drei Jahre zuvor erzielte ein Anhänger der Königin mit einer tropfen­förmigen großen Naturperle bei Sotheby’s in Genf sogar 36,5 Millionen Schweizer Franken, geschätzt wurde das Schmuckstück auf ein bis zwei Millionen.

Auch der „Marie Thérèse Pink“ wurde schon einmal versteigert, 1996 bei Sotheby’s in Genf. Bis dahin war er im Besitz der Nachfahren von Marie Thérèse. Da sie und ihr Mann keine Kinder hatten, vermachte sie ihren Schmuck ihrer Nichte, der Herzogin von Parma, und ihrem Neffen, dem Grafen von Chambord. Den pinkfarbenen Diamanten bekam dessen Frau, Maria Theresia von Österreich-Este, durch ihre Ehe Gräfin von Chambord, die ihn wiederum an ihre Nichte weitergab, Maria Theresia von Bayern. Sie war als Frau von Ludwig III. die letzte Königin von Bayern.

In ihrem Testament findet sich ein Vermerk zu dem „rosa Solitär­diamanten von Tante Chambord“. Danach blieb das Juwel lange im Verborgenen: Bei Christie’s in New York heißt es jetzt nur dazu, es sei Teil der geschichtsträchtigen Sammlung der königlichen Familie ge­blieben „und wurde fortan über Generationen weitergegeben, bis es 1996 verkauft wurde“.