DFB: Der liebe Bernd | DIE ZEIT

Steht etwas Wichtiges an, wird der DFB mitteilsam. Vor seinem Bundestag an diesem Freitag ließ der Verband wissen, dass er großzügig an Stiftungen spendet und eine WM-Bewerbung ins Auge fasst. Er stellte ein Retro-WM-Trikot der Nationalelf sowie sein neues Logo vor, das er bei einer Designagentur in Auftrag gegeben hatte. „Der neue Markenauftritt steht für Klarheit, Innovationskraft und Modernität“, schreibt der Verband.

Bernd Neuendorf setzte außerdem seinen Plan in die Welt, 100 Millionen Euro in den Frauenfußball zu investieren. Damit wolle er die Bundesliga professionalisieren, sagte er der Frankfurter Rundschau. Lauter gute Nachrichten.   

Früher waren es schlechte. Vor wenigen Jahren noch verband man mit dem Deutschen Fußball-Bund Intrigen, Razzien, Gerichtsprozesse und sportlichen Misserfolg. Unter Neuendorf, den der DFB 2022 als nahezu Unbekannten zum Präsidenten wählte, wurde das anders.

So jedenfalls möchte er sein Wirken verstanden wissen. In seiner Rede vor den Delegierten in Frankfurt am Main erinnerte er an die „Skandale und Skandälchen“ vor seiner Zeit. Inzwischen sitze der DFB wieder mit der Politik am Tisch. Anschließend wurde Neuendorf einstimmig wiedergewählt.   

Tatsächlich ließ er sich bislang nicht, wie seine Vorgänger, mit einer geschenkten Uhr erwischen und überzog auch nicht andere Präsidiumsmitglieder mit Nazivergleichen. Er ist ein Sympathieträger. „Der liebe Kerl“, wie man ihn in der Fußballbranche nennt, hat aber auch etwas vorzuweisen.

Eine Vision zum Frauenfußball ist von Neuendorf nicht überliefert

So ist der DFB wieder wirtschaftlich gesundet. Er hat Bund und Ländern Zusagen auf finanzielle Unterstützung abgerungen. Neuendorfs herausragender Erfolg als Chef des weltgrößten Sportverbands ist der Ausrüstervertrag mit Nike vor gut eineinhalb Jahren. Die Summe beläuft sich auf angeblich mehr als 100 Millionen Euro jährlich, inklusive Antrittsprämie. Die fließen erst ab 2027, aber der DFB kann schon damit kalkulieren.   

Neuendorf hat dem Verband in seiner ersten Amtszeit sehr viel Geld besorgt. In seiner zweiten will er sehr viel ausgeben. Doch weiß er wofür, wie und warum? Dass er das Geld effizient und zielgerichtet einsetzen kann, muss er erst beweisen. Zweifel lassen sich an drei Beispielen festmachen.   

Erstens: die 100 Millionen Euro für die Frauen, die über acht Jahre verteilt der Bundesliga zukommen sollen. Neuendorf spricht vom „größten Invest seit dem Campus-Bau“. Sein Versprechen verursachte in der Bundesliga allerdings nicht die erhoffte Euphorie.

Vielleicht, weil keine Äußerung Neuendorfs dazu bekannt wurde, wie man kickende Mädchen besser ausbilden kann und wie man einen besseren Wettbewerb in den Bundesligen gestalten will. Auch nicht, ob der DFB gedenkt, alle 36 Vereine der DFL dazu zu verpflichten, Nachwuchszentren zu unterhalten, wie sie bei Jungs seit einem Vierteljahrhundert üblich sind. 

Eine Vision zum Frauenfußball ist von Neuendorf, den man selten bei Frauenspielen sieht, nicht überliefert. Eine Frage dazu wurde auf der Pressekonferenz nach seinem Wahlsieg gestellt. Er beantwortete sie, ohne auf ihren konkreten Inhalt einzugehen.