Deutschland beschert seinen Fans beim 6:0 (4:0) gegen die Slowakei zum Abschluss einer bis dahin sehr zähen WM-Qualifikation ein Fußballfest. Auch für Florian Wirtz war es Balsam für die Seele, mit einer starken Leistung hat er dem FC Liverpool signalisieren können, dass er seiner Topform wieder näherkommt. Das DFB-Team in der Einzelkritik.
Tor
Oliver Baumann: Es gab tatsächlich einen Moment, in dem das Spiel hätte kippen können. Nach 20 Minuten hatte David Duris die große Chance auf den Ausgleich, doch Baumanns gefühlt erster Ballkontakt im Spiel war eine ganz starke Parade, als er ganz schnell abtauchte und den Ball am Pfosten vorbeilenkte. Ansonsten konnte der Torhüter den starken Auftritt seiner Vorderleute genießen.
Abwehr
Joshua Kimmich (bis 64. Minute): In Luxemburg musste der Kapitän passen, gegen die Slowakei stellte er sich selbst wieder auf, wie Julian Nagelsmann vor der Partie erklärte. Kimmich war direkt Vorkämpfer, zeigte seinen Kollegen damit den richtigen Weg – und seine Qualität bei Flanken war dann noch der Türöffner: Seine Hereingabe auf Woltemade sorgte für das 1:0. Danach durfte er sich frühzeitig weiter von seiner Verletzung erholen.
Jonathan Tah: Gefühlt ist der Verteidiger schon ganz lange dabei, doch erst im Alter von 30 Jahren wird sich Tah seinen WM-Traum aller Voraussicht nach endlich erfüllen. Gegen die Slowakei war er nicht besonders auffällig, aber so aggressiv im Vorwärts-Verteidigen wie Nagelsmann es erwartet hatte. Tah hat seine Aufgabe erfüllt, unnötig war aber, dass er wegen Meckerns Gelb sah.
Nico Schlotterbeck (bis 64.): Für den BVB-Verteidiger, der wie Kimmich in Luxemburg nicht gespielt hatte, war es das perfekte Spiel. Die Slowakei stand sehr tief und so bekam Schlotterbeck die Gelegenheit, mit ganz viel Zeit seine außergewöhnliche Stärke im Aufbauspiel auszuspielen. Seine Pässe durch die Reihen oder Diagonalbälle auf Leroy Sané machten es Deutschland sehr viel einfacher. Defensiv war er auch präsent.
David Raum (bis 72.): Von Beginn an war der Leipziger einer der Vorreiter des sehr hohen Attackierens, meistens war sein stürmisches Anlaufen auch erfolgreich. In der Offensive hatte Raum auch viele Aktionen, seine Flanken fanden aber nicht die Mitspieler in der Mitte. Seine Ecken kamen besser, auch wenn sie nicht verwertet wurden.
Mittelfeld
Leon Goretzka: Sein Start war holprig, über seine Läufe in den Strafraum spielte sich der Profi des FC Bayern aber ins Spiel herein, denn an der Seite von Nick Woltemade war er bei Hereingaben immer wieder sehr präsent. Vor dem 2:0 brillierte Goretzka auch außerhalb des Strafraums, mit einem Traumpass bediente er Torschütze Serge Gnabry. Insgesamt war er sehr viel unterwegs im offensiven Mittelfeld.
Aleksandar Pavlovic (bis 46.): Schon vor dem DFB-Torreigen dominierte der 21-Jährige das Mittelfeld, er diktierte das Tempo und die Richtung, wechselte immer wieder mit punktgenauen Bällen die Seiten oder fand die Lücken mit Steilpässen. Auch im Gegenpressing war Pavlovic sehr stark, eroberte viele Bälle und sorgte dafür, dass Slowakei-Spielmacher Stanislav Lobotka ganz weit weg von seiner Normalform war. Nach einer Halbzeit durfte er sich auf seinen Liga-Alltag in München einstellen.
Leroy Sané: Das Comeback in Luxemburg war mit zwei Vorlagen schon gelungen, mit einem Doppelpack gegen die Slowakei vergoldete der Galatasaray-Profi die DFB-Rückkehr. Und bei beiden Toren war die Klasse, die in Sané steckt, ersichtlich – vor dem 3:0 nahm er einen langen Ball erst toll an und verwandelte mit dem zweiten Kontakt, beim 4:0 stieß er das Spielgerät technisch wertvoll mit dem linken Außenfuß volley ins kurze Eck. Wie in Luxemburg glänzte Sané aber auch als Vorbereiter, das 6:0 legte er mit der Hacke auf.
Serge Gnabry: In der 25. Minute vergab der Bayern-Offensivspieler noch die Großchance zum 2:0, vier Minuten später blieb er nach der starken Goretzka-Vorlage eiskalt. Gnabry war überhaupt nicht zu halten, kam immer wieder in gefährliche Situationen. Ein starkes Spiel, auch wenn er bei einer weiteren verstolperten Gelegenheit unglücklich aussah, als vor ihm zwei Slowaken am Ball vorbeigetreten hatten. Dafür bereitete Gnabry dann das 5:0 vor.
Florian Wirtz (bis 77.): Das Sorgenkind des FC Liverpool war von Beginn an als Freigeist überall zu finden und hatte viele Ideen – zunächst aber noch in ungefährlichen Räumen. Dann bereitete Wirtz die beiden Sané-Treffer herausragend vor, erst mit einem langen Ball hinter die slowakische Abwehrkette, dann mit einer ganz starken Hereingabe aus dem Halbfeld. In England hat der 22-Jährige bisher seine Probleme, aber mit solchen Leistungen wird es auch dort ganz schnell besser.
Angriff
Nick Woltemade: WolTORmade! In der Premier League ist der Stürmer zu einem echten Goalgetter und Kopfballmonster geworden, sein 1:0 war der vierte DFB-Treffer in Folge, der auf sein Konto ging. Ansonsten arbeitete Woltemade sehr viel, öffnete Räume für Gnabry und Co., das 5:0 leitete er klasse ein. Es wäre viel wert, wenn der Angreifer von Newcastle United diese Form zur WM mitnehmen kann.
Einwechselspieler
Felix Nmecha (46. für Pavlovic): Als der Dortmunder ins Spiel kam, war es längst entschieden, die große Zeit des Glänzens war vorbei – dennoch machte er seine Sache sehr ordentlich. Nmecha fiel nicht so sehr auf wie Pavlovic, aber fügte sich nahtlos in den tollen deutschen Abend ein.
Ridle Baku (64. für Kimmich): In Luxemburg bescherte ihm Nagelsmann den ersten Startelfeinsatz im DFB-Team nach vier Jahren, der Rechtsverteidiger „dankte“ es dem Bundestrainer mit einer Torvorlage. Gegen die Slowakei bescherte Baku dann vor allem den Leipziger Fans ihren schönsten Moment, denn er war der einzige RB-Profi, der traf, kurz nach seiner Einwechslung erzielte er das 5:0.
Malick Thiaw (64. für Schlotterbeck): Mit starken Leistungen in Newcastle hatte sich der Verteidiger in Luxemburg schon sein DFB-Comeback nach über zwei Jahren verdient, gegen die Slowakei durfte er wieder eine knappe halbe Stunde ran. Auch mit ihm stand weiter die „Null“, er holte sich mit einem Foulspiel aber noch eine Gelbe Karte ab.
Nathaniel Brown (72. für Raum): Zu seinen bisherigen acht Länderspiel-Minuten kamen noch 18 hinzu, wie beim 4:0 gegen Luxemburg war der Frankfurter damit erneut Teil eines Kantersieges. Selbst konnte er aber nicht mehr glänzen.
Assan Ouedraogo (77. für Wirtz): An diesem Abend ging einfach alles für das DFB-Team – und deswegen hatte auch der Debütant seinen ganz großen Moment. Mit seinem ersten Ballkontakt als Nationalspieler versenkte Ouedraogo den Ball zum 6:0 im Netz – und das vor den eigenen Fans. Bei RB Leipzig startet der Offensivspieler aktuell durch, nun geht das Hoch auch im DFB-Trikot weiter.

