Im Mordfall der 53 Jahre alten Silvia N. aus dem Raum Augsburg, deren halb verkohlter Leichnam vor zwei Monaten in einem Waldstück nahe des süditalienischen Hafenstädtchens Castellabate entdeckt worden war, hat es eine dramatische Wende gegeben. Am frühen Montagmorgen wurde der 62 Jahre alte Kai D., Lebensgefährte der Getöteten, wegen des Verdachts festgenommen, ein Tötungsdelikts begangen zu haben.
Der Verdächtige hatte am Abend des 15. Oktober seine Lebensgefährtin als vermisst gemeldet und berichtet, Silvia N. sei am Morgen, als er noch geschlafen habe, ohne Mobiltelefon und ohne Geldbörse aus dem Haus gegangen. Nach tagelanger Suche wurde der halb entkleidete und zu Teilen verkohlte Leichnam der Frau am 18. Oktober in einem Waldstück gefunden, nur etwa 150 Meter vom gemeinsamen Wohnhaus der beiden entfernt.
Lebensgefährtin mutmaßlich mit Hammer getötet
Der ebenfalls aus der Nähe von Augsburg stammende Kai D. wurde nach einem ersten Verhör durch die Carabinieri und einer Nacht auf der Wache wieder auf freien Fuß gesetzt. Er konnte aber nicht in das gemeinsame Wohnhaus zurückkehren, da dieses von den Ermittlern beschlagnahmt und versiegelt worden war.
Nach Überzeugung der Strafverfolger hat Kai D. seine Lebensgefährtin mit einem stumpfen Schlagwerkzeug, mutmaßlich einem Hammer, umgebracht. Auch der Versuch, die Leiche nahe dem vermutlichen Tatort zu verbrennen, wird ihm zur Last gelegt.
Wie die Ermittler bei einer Pressekonferenz am Montag mitteilten, besteht der dringende Verdacht, dass Kai D. seine Lebensgefährten am Nachmittag oder frühen Abend des 15. Oktober in jenem Waldstück erschlagen und deren Leichnam angezündet hat, in welchem Tage später die sterblichen Überreste der Vermissten gefunden wurden.
Hatte zu ihrem Gedenken rote Rosen niedergelegt
Das Alibi des Verdächtigen sei vor allem dadurch untergraben worden, dass auf den Aufnahmen einer Überwachungskamera vom 15. Oktober Gegenstände zu sehen waren, welche die Vermisste nach Angaben von Kai D. am frühen Morgen zu dem Spaziergang mitgenommen habe, von dem sie dann nicht zurückkehrte. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Durchsuchung jener Wohnungen in Castellabate an, in denen Kai D. nach dem Auffinden des Leichnams von Silvia N. und der Beschlagnahmung des Hauses der beiden gewohnt hatte.
Noch am Sonntag hatte Kai D. an einer Aktion zum Gedenken an Silvia N. teilgenommen. Dabei war eine weiße Bank aufgestellt worden, auf der die Sätze zu lesen waren: „Lassen Sie die Bank nicht leer… Setzen Sie sich und denken Sie nach.“ Die Aktion war von einer örtlichen Initiative zum Kampf gegen Femizide initiiert worden, ein Priester segnete die Bank. Kai D. hatte sich ausdrücklich für die Aktion bedankt, einen Strauß roter Rosen und zwei Kerzen auf der weißen Bank niedergelegt und sich dabei fotografieren lassen.
Eine örtliche Zeitung zitierte den Verdächtigen am Vorabend seiner Verhaftung mit den Worten: „Danke an alle, die hier sind, um Silvias zu gedenken. Ihr seid außergewöhnlich. Ich hoffe, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird, und bitte um vermehrte Anstrengungen, damit die Wahrheit ans Licht kommt.“ Das Städtchen Castellabate mit dem Ortsteil Ogliastro Marina, wo die beiden Deutschen vor Jahren ein Haus erworben hatten, liegt etwa 130 Kilometer südlich von Neapel an der Küste der Provinz Salerno und ist ein beliebter Urlaubsort.