
Die Workwear-Marke Strauss (vormals Engelbert Strauss) wurde am Mittwochabend anlässlich der BVL Supply Chain CX 2025 für ihr Projekt „Logistics Next Level“ mit dem Deutschen Logistik-Preis 2025 ausgezeichnet. Das teilt die Bundesvereinigung Logistik (BVL) mit. Zu den weiteren Finalisten des Deutschen Logistik-Preises 2025 zählten die Unternehmen Siemens und Tchibo.
Das Familienunternehmen Strauss, das sich auf Arbeitskleidung und Berufskleidung spezialisiert hat, konnte die Jury und das Auditing-Team mit ihrem integrierten Ansatz aus Brownfield, Technologie, Ökologie und sozialer Dimension überzeugen. Jury-Mitglied war unter anderem auch VerkehrsRundschau-Chefredakteur Gerhard Grünig. „Die Verbindung von Bestandserhalt, vernetzter Automatisierung, KI-gestützter Steuerung und aktiver Beteiligung der Mitarbeitenden schafft messbare Effekte in Leistung, Qualität und Nachhaltigkeit“, heißt es seitens der BVL. „Das Projekt ist damit ein belastbares Modell für Unternehmen, die mit Blick auf knappe Flächen, steigende Anforderungen und hohen Kostendruck zukunftsfähige Logistik entwickeln wollen.“
Strauss hatte sich nach einer gründlichen Analyse entschieden, sein Logistikzentrum am Stammsitz in Biebergemünd, das aus den 1990er Jahren stammte, nicht neu zu errichten, sondern zu revitalisieren. Und das im laufenden Betrieb. Begründet wird dies damit, dass der Neubau mit den höchsten Kosten und den meisten CO2-Emissionen verbunden gewesen wäre und zudem viel Zeit gekostet hätte. Für die Brownfield-Revitalisierung habe dagegen letztlich ein tragfähiger Investitionsrahmen und die kürzere Umsetzungszeit gesprochen, heißt es. Zudem ließen sich mit der Revitalisierung gegenüber dem Neubau 26.000 Tonnen CO2 einsparen. Eine PV-Anlage und Geothermie tragen überdies zur Eigenversorgung bei.
Strauss investierte insgesamt 55 Millionen Euro aus Eigenmitteln für die Revitalisierung der Logistikimmobilie. Die Ergebnisse des Strauss-Projekts sind: Die Versandleistung wurde verdoppelt und führte zu niedrigeren Stückgutkosten. Ein neuer Leitstand koordiniert zudem täglich rund 45.000 Sendungen. Dadurch sank die Auftragsdurchlaufzeit von vier Stunden auf 40 Minuten, die Fehlerrate wurde um 80 Prozent reduziert, und die Kundenzufriedenheit liegt dem Unternehmen zufolge heute bei 98 Prozent. Für die Mitarbeitenden von Strauss besonders positiv: Dank der Effizienzgewinne konnte die Wochenarbeitszeit von 40 auf 37,5 Stunden reduziert werden – bei vollem Lohnausgleich.
Eine weitere Säule des Strauss-Erfolgs ist laut BVL die Automatisierung und Digitalisierung mit modernsten Anlagen. So fließen entstehende Daten sofort wieder in Prognosen, Kapazitätssteuerung und Wartungsplanung ein und erhöhen so die Stabilität der Abläufe. Was das Auditing-Team und die Jury ebenso beeindruckte, war die Verankerung des Projekts im gesamten Team. So sei die Belegschaft von Beginn an eingebunden gewesen und habe viele Themen wie Schichtplanung, Pausenzeiten und Arbeitsplatzgestaltung mitbestimmen können, heißt es. Last but not Least wurden die Umbauzeiten zu Schulungen im Standort Schlüchtern genutzt.
Unter den Finalisten des Deutschen Logistik-Preises 2025 befanden sich auch die beiden Unternehmen Siemens und Tchibo. Siemens hat sein Logistics Center Erlangen (LC), zentrale Drehscheibe für den weltweiten Versand von Siemens-Komponenten für den Antriebsstrang, im laufenden Betrieb mit Fokus auf Digitalisierung und Automatisierung inklusive vier KI-basierter Innovationen umfassend transformiert. Tchibo hat an seinem Logistikstandort im tschechischen Cheb die Lösung „The Power within Retoure” entwickelt, die Online-Geschäft und Retouren intelligent verzahnt. Insgesamt können 96 Prozent der retournierten Artikel können dadurch laut der BVL den Kunden wieder angeboten werden.