
Deutsche Branche sieht schwarz
Autozulieferer warnen: Asiatische Firmen „uneinholbar“ vorn
10.06.2025, 07:25 Uhr
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Die Autoindustrie steckt in einer schweren Krise. Darunter leiden viele Zulieferer. Sie attestieren der asiatischen Konkurrenz in einer Umfrage einen uneinholbaren Vorsprung. Viele Firmen würden vom Markt verschwinden, heißt es in einer Umfrage.
Die Krise in der Autoindustrie setzt auch deren Zulieferer unter Druck. Laut einer Umfrage rechnen zwei Drittel der Firmen in den kommenden zwei Jahren mit einer Marktbereinigung – also damit, dass Anbieter vom Markt verschwinden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Baker Tilly unter Führungskräften deutscher Autozulieferer.
67 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in zwei Jahren mit weniger Konkurrenten als heute rechnen. Nur 20 Prozent rechnen damit, dass neue Anbieter auf den Markt drängen – vor allem aus China. Konkurrenz aus Asien wird bereits jetzt als größte Herausforderung genannt: Gut die Hälfte der Befragten (51 Prozent) attestiert den dortigen Firmen einen „uneinholbaren Vorsprung bei Schlüsseltechnologien“.
Eigene Lage besser als die der Branche
Deutlich negativ fällt auch die Einschätzung der Branchenlage aus: 79 Prozent halten sie für „eher schlecht“ oder sogar „sehr schlecht“. Deutlich positiver äußerten sich die Befragten mit Blick auf das eigene Unternehmen: 78 Prozent sprachen hier von einer „eher“ oder sogar „sehr guten“ Lage. „Die Wahrnehmung klafft drastisch auseinander“, sagt Baker-Tilly-Experte Jannik Bayat. „Die Industrie scheint die Risiken zwar zu erkennen, aber diesen im eigenen Unternehmen nicht entschieden genug zu begegnen.“
Als große Herausforderung nannten 56 Prozent der Befragten den hohen Investitions- und Kostendruck. 60 Prozent beklagen zudem, dass wegen der geopolitischen Veränderungen und möglicher Handelskonflikte derzeit keine verlässlichen Planungen mehr möglich seien. Zugleich stellten 55 Prozent fest, dass sich das Zeitfenster für die Transformation der Branche sogar schneller als bislang angenommen schließe.
Zukunftsfähig auch ohne Verbrenner
Eine Gefahr für das eigene Unternehmen sieht die Mehrheit darin aber nicht. 75 Prozent halten das eigene Geschäftsmodell für weitgehend unabhängig vom Wechsel der Antriebstechnologie. Der Grund: Die von ihnen gefertigten Teile würden in E-Autos ebenso wie in Verbrennermodellen gebraucht.
Standortverlagerungen ins Ausland spielen dagegen keine große Rolle. Nur 17 Prozent der Befragten halten diesen Schritt für geboten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Für die Untersuchung wurden im März und April 100 Führungskräfte deutscher Autozulieferer befragt.