Deutsche Bahn: Probleme und Herausforderungen im Schienenverkehr – Reise

Deutsche Bahn, ein Aufreger! Geben Sie diese Wortkombination ruhig mal in die Höllenmaschine namens Google ein und es wird unweigerlich der Eindruck entstehen, dass es sich bei Zügen um die Lindwürmer der Moderne handeln muss. Menschenfeindliche Ungeheuer, die nur leider ihre Gabe zum Feuerspucken in Zeiten der Elektrifizierung verlernt haben. Zwischen irrlichternden US-Präsidenten und Nahost-Krise passt jedenfalls immer noch eine Schreckensmeldung aus dem deutschen Schienenverkehr, dem ganz sicher größten innenpolitischen Sicherheitsrisiko. Erst kürzlich wurde eine von München nach Hamburg geplante Fahrt bereits kurz nach Abfahrt mit der Begründung beendet, dass der Zug zu dreckig sei, was zu drastischen Schlagzeilen führte: „Bahn schmeißt Fahrgäste aus ICE.“

Wie schmutzig der Zug nun wirklich war und wer die Passagiere nun wohin genau mit welcher Wucht geworfen hat, lässt sich zwischen all dem Unrat in Bahn und Bahnhof kaum rekonstruieren. Doch der Ton ist schon länger gesetzt, das Bahn-Bashing in Internet und sozialen Medien längst salonfähig geworden, so abstrus dies auch sein mag. So versuchte sich die Grünen-Politikerin Renate Künast bereits als Zuggast-Anwalt und monierte im vergangenen Herbst via Musk-Medium, dass ein Reisezentrum der Deutschen Bahn einigen wartenden Kunden nicht vor neun Uhr öffnen wollte. Dabei machte das Reisezentrum offiziell eben erst um neun Uhr auf. Womöglich versteht Künast ihre Empörung nach ein paar Wochen Abstand selbst nicht mehr so richtig. Eine junge Mutter regt sich wiederum darüber auf, dass sie in einem Fernzug keinen Platz reserviert hat und mit ihren Kindern dann tatsächlich keinen Platz mehr bekommt. Das mag ein Armutszeugnis für die Kinderfreundlichkeit in Deutschland sein, aber nicht zwingend für die Deutsche Bahn. Einige Defätisten flüchten sich inzwischen in den Glauben, die Deutsche Bahn sei die beste Werbung fürs Autofahren und Fliegen.

An dieser Stelle deshalb einige aus der Luftfahrt gegriffene Meldungen des Monats: Erst vor wenigen Tagen musste Finnair wegen des Streiks einer Gewerkschaft mehr als 140 Flüge streichen. Betroffen sind 6500 Passagiere, darunter vier dem Autor bekannte Finnen und Finninnen, die Mittsommer eigentlich in den wunderschönen Alpen statt im platten Helsinki verbringen wollten. In Norwegen kippte wiederum ein Wizz-Air-Jet beim Entladen nach hinten und knallte aufs Heck. Verletzt wurde dabei niemand, die Verspätung des nachfolgenden Flugs betrug allerdings acht Stunden. Die 221 Passagiere des Condor-Flugs DE 1513 von Mallorca legten Anfang Juni eine Odyssee im Luftraum hin und wurden nach Frankfurt-Hahn umgeleitet, nachdem der Anflug auf München wegen Verspätung abgebrochen werden musste. Dort dürfen Flieger selbst mit Ausnahmegenehmigung nur bis 0.30 Uhr landen. Laut Augenzeugen wäre das Zeitlimit bei einer Landung um genau zehn Sekunden überschritten worden. Und am Flughafen von Lagos pöbelte Medienberichten zufolge der nigerianische Senator Adams Oshiomhole wegen eines verpassten Flugs am geschlossenen Gate derart weitgreifend, dass andere Passagiere an der Weiterreise gehindert wurden.

Wer jetzt breitbeinig zu seinem Auto schlendert, muss nur ganz kurz an die Staumeldungen von Brenner- und Tauernautobahn in den Pfingstferien denken, um den nächsten Urlaub mit dem einfachsten aller Transportmittel zu planen: dem Fahrrad. Natürlich nur, sofern der Reifen nicht wieder ständig Luft verliert.

Der Autor stellt regelmäßig eine gewisse Diskrepanz zwischen öffentlicher Aufregung und persönlicher Erfahrung beim Bahnfahren fest. 
Der Autor stellt regelmäßig eine gewisse Diskrepanz zwischen öffentlicher Aufregung und persönlicher Erfahrung beim Bahnfahren fest.  (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))