Was ist passiert?
Der spektakuläre Einbruch in der Sparkassenfiliale des Stadtteils Buer in Gelsenkirchen (Nordrhein-Westfalen) war am Montag durch einen Brandmeldealarm entdeckt worden. Feuerwehrleute und Polizisten suchten daraufhin im Bankgebäude nach einem möglichen Feuer und stießen im Keller auf die Spuren des Einbruchs. Ersten Erkenntnissen zufolge erfolgte der Vorstoß der Täter über ein Parkhaus. Die Täter drangen durch mehrere Türen zunächst in einen Archivraum ein, von dem aus sie sich mit einem Spezialbohrer in den Tresorraum der Bank vorarbeiteten.
Was weiß man über mögliche Täter?
Erste Hinweise gibt es bereits: Zeugen haben in der Nacht von Samstag auf Sonntag mehrere Männer mit großen Taschen im Treppenhaus eines angrenzenden Parkhauses gesehen, teilte die Polizei mit. Videobilder aus dem Parkhaus zeigten, wie ein hochmotorisierter schwarzer Wagen am frühen Montagmorgen das Parkhaus verlässt. Im Auto saßen maskierte Täter, von denen einer die Schranke zur Ausfahrt betätigte. Das Kennzeichen an dem Fahrzeug sei zuvor in Hannover entwendet worden.
Bereits am Samstag hat es außerdem schon einen Brandmeldealarm in dem Bankgebäude gegeben. Polizei und Feuerwehr waren gegen 6.15 Uhr vor Ort, konnten aber keinen Schaden feststellen. Die genauen Abläufe dieses Einsatzes sind den Angaben zufolge auch Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Es sollen 3200 Schließfächer aufgebrochen worden sein – über 95 Prozent der Kunden seien betroffen, teilte die Sparkasse auf ihrer Internetseite mit. Vermutlich sind es mehr als 2500 Geschädigte, erfuhr die dpa aus Sicherheitskreisen. Für Betroffene wurde eine Kunden-Hotline eingerichtet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Ihr Fach betroffen ist, ist sehr hoch. Sie müssen leider davon ausgehen, dass auch Ihr Fach aufgebrochen wurde.
Sparkassenfiliale Buer
Nach ersten Schätzungen haben die Täter rund 30 Millionen Euro erbeutet. Wie viel Bargeld, Gold und Wertgegenstände die Täter davonschleppten, muss erst noch ermittelt werden. Denn Banken wissen nicht, was in den Schließfächern gelagert wird.
Wie sind die Schließfächer versichert?
Der Inhalt jedes Schließfachs ist bis zu einer Höhe von 10 300 Euro versichert, heißt es auf der Webseite der Sparkassenfiliale. Dazu zähle auch Bargeld. Höhere Summen übernimmt möglicherweise auch eine private Hausratversicherung, das sollten die Betroffenen selbst prüfen. Um den Versicherungsfall geltend zu machen, müssten sie eine Inventarliste erstellen und die Werte belegen.
Wie ist die Lage vor Ort?
Wie bereits am Vortag versammelte sich am Dienstag wieder eine Menge aufgebrachter Menschen vor der Sparkassenfiliale im Stadtteil Buer. Die Zahl der in der Kälte wartenden Menschen vor der Bankfiliale stieg am frühen Vormittag auf schätzungsweise 200 an, wie ein dpa-Reporter berichtete. „Wir wollen rein, wir wollen rein!“, forderte lautstark ein Sprechchor. Im Tagesverlauf schaltete die Bank einige Informationen im Internet frei.
Aufgrund der massiven baulichen Schäden können Kundinnen und Kunden den Bereich der Schließfächer bis auf Weiteres nicht betreten.
Sparkassenfiliale Buer
Die Lage drohte zu eskalieren. Mehrere Menschen stürmten an Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma vorbei in den Vorraum der Sparkasse. Die Polizei rückte mit mehreren Streifenwagenbesatzungen an und sicherte den Eingang.
War es der schwerste Bankeinbruch der deutschen Geschichte?
Ein solch spektakulärer Einbruch kommt in Deutschland nicht häufig vor. Aber es gab ähnliche Fälle in der jüngsten Vergangenheit, wie zum Beispiel vor einem Jahr im Dezember 2024: Täter brachen damals mehr als 300 Schließfächer in einer Filiale der Deutschen Bank in Lübeck auf und erbeuten Schmuck, Wertgegenstände, persönliche Dokumente und Bargeld im Gesamtwert von mehr als 18 Millionen Euro. Ein Jahr später hat die Bank mehr als sieben Millionen Euro an die Geschädigten ausgezahlt. Die Ermittlungen dauern an.
Im August 2021 räumten unbekannte Täter rund 650 Schließfächer der Hamburger Sparkasse in Norderstedt aus und stahlen Geld, Gold, Schmuck und viele andere Wertgegenstände im zweistelligen Millionenwert. In der Folge gab es gerichtliche Auseinandersetzungen, wie viel die Sparkasse den Betroffenen zahlen muss. Vertraglich vereinbart waren höchstens je 40 000 Euro.
Durch einen 45 Meter langen Tunnel stiegen Bankräuber im Januar 2013 in eine Volksbank-Filiale im Berliner Stadtteil Steglitz ein, brachen etwa 300 Schließfächer auf und verschwanden mit einer Beute von rund zehn Millionen Euro. Eine komplette Entschädigung der Opfer lehnte die Bank damals ab.
