
Ferdinand von Schirach veröffentlicht neue Geschichten. Leider erklärt er uns dabei auch noch die Welt.
© Peter Rigaud Fotografie
Der neue Erzählband von Ferdinand von Schirach heißt Der stille Freund und liest sich, nun ja, wie ein neuer Erzählband von Ferdinand von Schirach. Noch immer setzen sich seine Kurzgeschichten praktisch ausschließlich aus marmornen Hauptsätzen zusammen, abermals ist jede einzelne Seite mit einer unaufdringlichen Wehmut parfümiert, und die Themenauswahl ist so erratisch, wie man es nun schon seit einigen Jahren von Schirach kennt.
Mal geht es um die aufwendige Rache an einem gewalttätigen Ex-Freund, dann um die pädophilen Umtriebe des Architekten und Publizisten Adolf Loos und die Frage, ob man Werk und Autor voneinander trennen darf. Eben noch war man bei einer Erzählung über die Magie des Mozart-Requiems, dann landet man – huch! – plötzlich bei einer Kurzgeschichte über die deutsche Tennis-Legende Gottfried von Cramm und einer Reflexion darüber, wie dieser allein schon mit seiner sportlichen Fairness ein Zeichen gegen den NS-Staat zu setzen vermochte.