Stand: 15.12.2025 17:03 Uhr
Der Michel ist Hamburgs bekannteste Kirche und einer der schönsten Barockbauten im Norden. In der Adventszeit finden dort traditionell viele Konzerte statt. Die Krypta ist Ruhestätte einiger berühmter Bürger.
Der charakteristische kupferne Helmturm der Michaeliskirche war lange Zeit das Erste und Letzte, was Seeleute auf großer Fahrt von Hamburg sahen. Für viele von ihnen bedeutete sein Anblick deshalb Heimat. Die weithin sichtbare Turmuhr ist die größte Deutschlands – allein der große Zeiger ist fast fünf Meter lang.
Dreimal wurde der Michel geweiht: 1762, 1912 und 1952, jeweils am 19. Oktober. Die Daten stehen für die wechselvolle Geschichte des Gotteshauses, das 1750 und 1906 bei Bränden zerstört und im Zweiten Weltkrieg von Bomben schwer beschädigt wurde. Doch immer wieder wurde die Michaeliskirche, die jüngste der fünf Hamburger Hauptkirchen, wieder aufgebaut.
Barocker Innenraum in Weiß und Gold
In seiner heutigen Form stammt der Michel aus dem 18. Jahrhundert und gilt als eine der schönsten Barockkirchen Norddeutschlands. Der große Innenraum mit seinem kreuzförmigen Grundriss und der geschwungenen Empore bietet rund 2.500 Sitzplätze und ist in den Farben Weiß und Gold gehalten. Noch aus der Erbauungszeit stammen der Taufstein im Altarraum und der sogenannte Gotteskasten zur Verwahrung der Kollekte rechts hinter der Empore. Die mit Schlössern gesicherten Eisentruhe wurde 1763 gefertigt.
Die Krypta: Ein Friedhof unter der Kirche
Sehr lohnend ist ein Besuch der Krypta – eine der größten ihrer Art in Europa. Dort wurden mehr als 2.000 Menschen, meist reiche Hamburger Bürger, bestattet, darunter auch der Komponist Carl Philipp Emanuel Bach, dessen Ruhestätte noch heute zu sehen ist. Während der Bombennächte 1943 nutzten viele Hamburger die Krypta als Zufluchtsort. Heute befindet sich in der Krypta unter anderem eine Ausstellung zur Baugeschichte der Kirche.
Turm: Ausblick über Hafen und Innenstadtt
Ein Muss ist die Besteigung des 132 Meter hohen Turms. 452 Stufen führen hinauf zur Aussichtsplattform auf 82 Metern, von der sich ein toller Blick über die Stadt und den Hafen bietet. Wer nicht zu Fuß gehen möchte, kann auch ganz bequem mit dem Aufzug fahren. Ein besonderes Erlebnis ist eine abendliche Turmbesteigung, der sogenannte Nacht-Michel.
Seit über 300 Jahren spielt der Turmbläser
Eine schöne Tradition ist das tägliche Turmblasen: An jedem Werktag um 10 und um 21 Uhr sowie sonntags um 12 Uhr bläst der „Michel-Türmer“ auf seiner Trompete einen Choral in alle vier Himmelsrichtungen. Die alte Tradition wird im Michel seit über 300 Jahren gepflegt und war früher das Signal für die Öffnung und Sperrung der Stadttore.
Turm-Sanierung läuft
Derzeit wird der Turm saniert, denn in seinem Mauerwerk haben sich Risse gebildet. Einige sind bis zu 20 Meter lang. Bereits abgeschlossen ist die Sanierung des Dach- und Turmgesimses. Der Turm ist derzeit (Stand Dezember 2025) weiterhin geöffnet.
Gottesdienste, Konzerte, Trauerfeiern und Orgelmusik
Heute wird die Kirche St. Michaelis nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Veranstaltungen genutzt. Vor allem in der Adventszeit sind dort zahlreiche Konzerte zu hören. Auch Trauerfeiern für bedeutende Hamburger finden dort statt, etwa 2015 für den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt oder 2020 für den beliebten Schauspieler Jan Fedder.
Bekannt ist der Michel für seine Orgelkonzerte. Die Kirche hat vier verschiedene Orgeln: Die romantische Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Orgel steht in der Krypta, die Marcussen-Orgel auf der Konzertempore. Die Steinmeyer-Orgel ist das größte und die Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Orgel das neueste der Instrumente. Täglich um 12 Uhr findet eine Mittagsandacht mit Orgelmusik statt.





