
„Al dente“ sind die „Penne arrabiata“ nicht gewesen. Die pikante Tomatensoße hat aber durchaus gemundet, und dass die Nudeln etwas zu weich geraten sind, mag an der zwischenzeitlichen Aufbewahrung in den Warmhalteboxen gelegen haben. Das Linsencurry konnte am Montagabend in der Münchner Niederlassung des Facebook-Konzerns Meta selbst kritische Esser überzeugen.
Künftig werden hier die Meta-Mitarbeiter in den Pausen auf das Angebot des CA-1-Kochroboters zurückgreifen können. Den hat das 2021 in Hamburg gegründete, inzwischen aber nach München umgezogene Start-up Circus SE entwickelt. Den Kochroboter unterstützt die Künstliche Intelligenz (KI). Die KI-Systeme liefert Meta.
Ungleiche Partner
Die Partnerschaft erstreckt sich bis in den Verteidigungsbereich, wie Circus-Gründer und -Vorstandschef Nikolas Bullwinkel im Gespräch mit der F.A.Z. sagt. Meta und Circus sind ungleiche Partner: Der amerikanische Facebook-Konzern hat an der Börse einen Wert von umgerechnet mehr als 1500 Milliarden Euro, während Circus, deren Aktie seit Anfang 2024 an der Börse gehandelt wird, auf knapp 340 Millionen Euro kommt.
Das Unternehmen will den Markt für Verpflegung außer Haus verändern. „Wir wollen für jeden den Zugang zu qualitativ hochwertigem Essen rund um die Uhr ermöglichen“, beschreibt Bullwinkel die Ambitionen. Noch schreibt das Unternehmen rote Zahlen, aber mit den nun einsatzfähigen Kochrobotern verbessert sich die Auftragslage.
„Wir werden im kommenden Jahr eine dreistellige Anzahl an Geräten produzieren“, berichtet der 29 Jahre alte Bullwinkel, der mit dem Schnelllieferdienst Flink schon wertvolle Erfahrungen gesammelt hat und mit dem Verkauf seiner Anteile zum Millionär wurde. Seinen Angaben zufolge sind Aufträge von Krankenhäusern, vom Berliner Flughafen, von Altenpflegeeinrichtungen oder der Kantine eines Autokonzerns eingegangen. Hier dürfte es sich um Mercedes-Benz handeln.
Bald in Rewe-Filialen
Seine größten Hoffnungen gelten derzeit der Partnerschaft mit Rewe, einem der größten Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland. Demnächst werden in Rewe-Filialen in Nordrhein-Westfalen die Kochroboter eingesetzt. „Dort wird das Gerät am nächsten zum Endkunden sein. Dort kann er erfahren, wie es schmeckt“, sagt Bullwinkel, der aus diesem Grund Rewe als einen Wunschpartner für Circus betrachtet.
Die Gerichte sollen bei Rewe bei 6,50 Euro starten. Das sei deutlich günstiger als vergleichbare Angebote am Markt, betont Bullwinkel. Der Kostenfaktor seien nicht die Zutaten, sondern die Mitarbeitenden. Allerdings ist der CA-1-Kochroboter alles andere als ein Schnäppchen. Der Anschaffungspreis liegt bei 250.000 Euro, hinzu kommen monatliche Lizenzgebühren für Software und KI-System von 10.000 Euro. Um diese und die Abschreibungen zu finanzieren, müssten am Tag rund 100 Gerichte zu einem Preis von sieben Euro verkauft werden.
Für den Kochroboter ist das kein Problem, der in der Stunde zwischen 70 und 100 Gerichte zubereiten kann. Konkurrenz wie das ebenfalls auf Kochroboter spezialisierte Hamburger Start-up Goodbytz fürchtet Bullwinkel nicht. „In der aktuellen Phase des Marktes gibt es so gut wie keinen Wettbewerb“, sagt er. Der Markt wachse für alle. „Unser Kunde ist nicht der Gastronom, sondern wir verstehen uns als Ersatzkantine“, fügt Bullwinkel hinzu.
Einsatz als Feldküche
Das gilt auch für die Feldküche, also für militärische Einsätze. Hier bietet Circus eine robustere Variante des CA-1-Kochroboters an, den CA-M. Dabei kooperiert Circus mit Meta und erhält Zugang zu dem von Meta entwickelten Llama-Programm für KI im Verteidigungssektor. Wichtig ist auch die Aufnahme in das Lieferantenverzeichnis der NATO. Damit qualifiziert sich Circus als zertifizierter Lieferant für die NATO und ihre Mitgliedstaaten.
Eine Zulassung als Lieferant liegt auch für die US-Regierungsbehörden und das Verteidigungsministerium vor. Goodbytz hat schon einen Auftrag von der US-Armee erhalten und wird noch in diesem Jahr die erste Roboterküche auf einer US-Basis in Südkorea installieren.
Auf die Roboter von Circus setzt auch Mangal Döner , die Schnellimbisskette, an der der Fußballstar Lukas Podolski beteiligt ist. „Wir haben gemeinsam mit der Circus SE einen ersten Rahmenvertrag über 500 Einheiten des Kochroboters CA-1 unterzeichnet“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage der F.A.Z. Bis Ende des Jahres soll das erste Restaurant mit Kochroboter eröffnet werden.