Der „Grumpy Guide“ im Kunstpalast Düsseldorf


„Wer von Ihnen kennt Jackson Pollock – nicht?“, fragt die Museumsführerin mit strenger Miene in die Runde. Zwei junge Besucherinnen wagen es, sich durch zaghaftes Aufzeigen als kulturhistorisch Minderinformierte vor der Gruppe und ihrer Führerin zu outen. Letztere muss nun ihren Vortrag um einen Exkurs über den abstrakten Expressionismus der New York School erweitern, den sie sich bei angemessenem Bildungsniveau des Publikums, so legt die Frage nahe, hätte sparen können.

Die kleine Szene aus dem Schwarzbuch der Museumspädagogik, beobachtet in einem Haus für zeitgenössische Kunst, dessen Name hier diskret verschwiegen werden soll, illustriert aufs Schönste, weshalb sich andernorts ein Museumsführer nicht vor Anfragen retten kann.

Snobismus von und für Eingeweihte

Dem Kunstpalast in Düsseldorf rennen die Leute regelrecht die Bude ein, seitdem dort der „Grumpy Guide“ parodiert, was man in Kultureinrichtungen vorzufinden fürchtet: Snobismus von und für Eingeweihte, genervte, gelangweilte oder überhebliche Kunstvermittler, die vermeintlich alles wissen, vor allem alles besser, und das andere gerne spüren lassen. Zweimal im Monat zieht der Performer Carl Brandi im Kunstpalast einen matschgrünen Pullover über ein senffarbenes Hemd und setzt die dick umrandete Brille auf, bevor er in der Rolle des vom Kulturbetrieb persönlich gekränkten Kunstexperten Josef Langelinck Besucher auf einer „höchst unangenehmen Tour durch die Sammlung“ scheucht. Auf der beschimpft er, Peter Handke lässt grüßen, Publikum und Kuratoren gleichermaßen.

Das ist komisch, weil es nur gespielt ist – und auf Wochen im Voraus ausgebucht. Zur Ehrenrettung der Kunstvermittlung muss gesagt werden, dass sie in Museen generell enorme Fortschritte gemacht hat. Fast überall gibt es auf verschiedene Ansprüche zugeschnittene Angebote, immer ausgefeiltere Audioguides und Multimedia-Programme; es gibt auch Meditationen, Yoga und visuelle Schnitzeljagden durch Ausstellungen und anderes Entertainment. Dass gar nicht genug Zugänge zur Kunst geschaffen werden können, ist Konsens, Hemmschwellen sollen verschwinden.

Vor diesem Hintergrund hat ein misslauniger Grumpy Guide, der allgemeinen Bildungsverfall geißelt, seinen besonderen Reiz. Als fiktiver Vertreter einer rar gewordenen Spezies streut er Salz in die Suppe der allgemeinen Kommunikationssüße. Und wenn man dann doch noch einmal auf einen ernsthaft herablassenden Museumsführer trifft, sollte man sich nicht die Laune oder den Kunstgenuss verderben lassen – sondern das Ganze als Performance genießen.