Der Exzentriker: Ivo Pogorelich spielt Rachmaninow

Bis etwa zehn Minuten vor Beginn groovt sich ein offenbar frierender Herr mit Mütze, OP-Maske und um die Hüfte gebundener Jacke am Steinway ein. Die Ähnlichkeit mit dem Pianisten Ivo Pogorelich ist gering, aber wer sollte es sonst sein? Dann betritt das Jerusalem Symphony Orchestra das Podium der Isarphilharmonie, um, vom ehemaligen Geiger und nunmehrigen Dirigenten Julian Rachlin angefeuert, Michail Glinkas Ouvertüre zur Oper „Ruslan und Ludmilla“ mit Schwung, aber ohne den allerletzten Willen zur Brillanz darzubieten.

Dann erscheint der Pianist, der sich seinen Ruf als Exzentriker hart erarbeitet hat, mit sehr langsamen Schritten in normaler Konzertkleidung. Doch Sergej Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 2 beginnt nicht umstandslos. Pogorelich hat Noten und einen (maskierten) Umblätterer mitgebracht. Und ehe er mit den glockenartigen Akkordsäulen einsetzt, verschafft er sich von der letzten bis zur ersten Seite noch einmal einen kurzen Überblick über die Klavierstimme. Und dann fängt er endlich an.

Mit dem Meißel Klavier spielen

Seine Sicht auf das Konzert ist nicht ganz so exzentrisch wie der Auftritt. Pogorelich versteht das Konzert als symphonisches Zusammenspiel mit dem Orchester. Daher lässt er erst einmal begleitend und umspielend den Streichern beim Hauptthema den Vortritt, ehe er beim zweiten Thema die Führung übernimmt. Vor säuselndem Kitsch bewahrt ihn seine Neigung, Lyrisches mit hartem Anschlag gleichsam herauszumeißeln. Und trotz eher gemächlicher Tempi findet keine Sentimentalisierung von Rachmaninows hochemotionaler Musik statt.

Der Geiger und Dirigent Julian Rachlin
Der Geiger und Dirigent Julian Rachlin
© Ashley Klassen
Der Geiger und Dirigent Julian Rachlin

von Ashley Klassen

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Pogorelichs Deutung konzentriert sich auf das Finale, bei dem er die Elemente einer spukhaft-gespenstischen Groteske sehr deutlich herausarbeitet. Da treffen Rachmaninows Musik und die spezifischen Qualitäten des Interpreten ideal zusammen. Danach wird es wieder schrullig: Pogorelich wird heftig beklatscht mit Ansätzen zum stehenden Beifall. Er kommt immer wieder, stets mit den Noten in der Hand. Aber zu einer Zugabe kann er sich nicht durchringen.

Das Orchester lässt nach der Pause noch die Symphonie Nr. 4 von Johannes Brahms folgen. Die Sicht ist eher traditionell, der Schwerpunkt liegt auf einem kompakten Mischklang, den eine gute Horngruppe weiter verdichtet. Julian Rachlin versteht seine Rolle als Enthusiast. Und damit hat er einigen Erfolg: Der Spannungsbogen reißt nie ab, auch nicht im Finale, das die Musikerinnen und Musiker wirkungsvoll steigern, auch wenn alle Beteiligten bisweilen Intensität mit Lautstärke verwechseln.

Und während einem in den Sinn kommt, dass dieser Brahms nach Tschaikowsky schmecken würde und das Orchester letztendlich auf den Spuren der russischen Schule wandelt, folgt auch schon der Walzer aus „Dornröschen“. Und Brahms‘ Ungarischer Tanz Nr. 5. Auch hier regiert die Energie. Und das fasst das ganze Konzert recht gut zusammen.

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