
Was essen die Verhandler von Union und SPD während der Sondierungen im Bundestag? Diese Frage der F.A.S. wurde Anfang der Woche von einem Sprecher der Union als typische Journalistenfrage zurückgewiesen. „Alle“ wollten das wissen. Aber man sage es nicht. Informationen dazu würden so vertraulich behandelt wie der Inhalt der Gespräche. Nur so viel: Es gehe auch kulinarisch „sehr sachlich“ zu. Der Mann setzte ein wehmütiges Gesicht auf. Es ließ an Brötchenhälften denken.
Geradezu entsetzt äußerte sich CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, allerdings nicht über die Qualität des Caterings, sondern über die Quantität. „Ich hab mich richtig gefreut, Berlin zu verlassen, denn das Schlimmste an den Sondierungen ist das Essen. Du bist den ganzen Tag am Essen“, lästerte er beim politischen Aschermittwoch in Fellbach.
Söder isst den Grünen nicht
In anderen Teilen Deutschlands, zum Beispiel Bayern, mag man sich fragen, wieso andauerndes Essen schlimm sein soll. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, ebenfalls Teil des Sondierungsteams, stimmte sich jedenfalls essend auf das Berliner Essen ein. Zu Wochenbeginn zeigte er sich mit einer Box, die sechs Krapfen (bairisch für Berliner) enthielt. Er deutete auf einen froschgrün glasierten: „Den ess ich schon mal gar nicht, das ist’n Grüner.“ Söder verriet, sein Favorit sei „eindeutig“ der Vanillekrapfen. Und biss hinein.
Hier konnte die SPD anknüpfen. Generalsekretär Matthias Miersch servierte am Montag im Willy-Brandt-Haus kistenweise Kreppel (hessisch für Krapfen). Diese waren für die Mitarbeiter dort bestimmt, die der Chef zu Karneval grüßte. Kundige Beobachter sahen in der wohl traditionellen Aktion auch einen Gruß an Söder: So unterschiedlich wir sein mögen, Pfannkuchen (sächsisch für Kreppel) verbinden uns!
Berliner: 2 Euro
Tatsächlich stand das Gebäck dann auch am Dienstag, dem Tag des „Whatever it takes“, im Bundestag bereit. Allerdings wohl nicht für die Verhandler – weitere Anfragen der F.A.S. dazu blieben diskret unbeantwortet –, sondern für die Mitarbeiter des Parlaments.

Der Personalrat hatte in den Lampenladen eingeladen, das hauseigene Restaurant. „Karneval trifft Fasching – die Party im Bundestag!“ Kostümierte strebten von allen Seiten heran, sogar aus dem Kanzleramt. Kölsch 2,50 Euro, Berliner (hochdeutsch für Krapfen) 2 Euro.
Zeichenhaft: Söders Favorit, obgleich kaum klassisch zu nennen, war vorrätig. Eine Zirkusdirektorfigur zierte ihn. Hier zeigte sich der berühmte Berliner Humor. Hatten die Sondierer sich davon vielleicht welche aufs Zimmer liefern lassen? Wenige Stunden nach Verkaufsbeginn jedenfalls traten Merz, Söder, Klingbeil und Esken einig vor die Hauptstadtpresse.