David Szalay gewinnt Booker Prize für „Was nicht gesagt werden kann“ – Kultur

Die Juroren „hatten noch nie etwas Vergleichbares gelesen“, sagte der Vorsitzende der Jury, Roddy Doyle, nachdem er David Szalay am Montagabend in London als diesjährigen Gewinner des renommieren Booker Prize verkündete. Die Entscheidung, Szalay den Preis zu verleihen, sei „einstimmig“ gefallen, sagte Doyle. Mit ihm in der Jury saßen in diesem Jahr die Schauspielerin Sarah Jessica Parker sowie die Schriftsteller Chris Power, Ayọ̀bámi Adébáyọ̀ und Kiley Reid.

Szalay widmet sich in „Was nicht gesagt werden kann“ (Originaltitel: „Flesh“) – seinem sechsten Buch – den Themen Männlichkeit, Klasse, Migration, Trauma, Sex und Macht. Die Geschichte beginnt mit einem schockierenden Vorfall, den Protagonist István als Teenager erlebt. Anschließend führt ihn sein Leben vom Plattenbau in Ungarn zum Militär und schließlich nach London, wo er beginnt, für die reiche Oberschicht zu arbeiten.

Der in knapper Prosa geschriebene Roman „konzentriert sich auf einen Mann aus der Arbeiterklasse, der normalerweise nicht viel Beachtung findet“, sagte Jury-Präsident Doyle. „Es präsentiert uns einen bestimmten Typ Mann“ und „lädt uns ein, hinter die Fassade zu blicken“.  SZ-Redakteurin Christiane Lutz schreibt in ihrer Rezension von dem „Okay“-Gefühl, um das Szalay seinen Roman konstruiert hat: „István scheinen die Dinge mehr zu passieren, als dass er sie selbst in Bewegung bringt. Er ist instinktgetrieben, die Entscheidungen treffen andere. Alles, was er dazutut, ist, sein „Okay“ zu geben.“

David Szalay erhält ein Preisgeld in Höhe von 50 000 Pfund (etwa 57 000 Euro). Der 51-Jährige schaffte es bereits 2016 mit seinem Roman „Was ein Mann ist“ („All That Man Is“) in die engere Auswahl des Booker Prizes. „Was nicht gesagt werden kann“ führte in diesem Jahr eine starke Shortlist an, zu der auch der Favorit der Buchmacher, Andrew Miller, mit „The Land in Winter“, und die indische Schriftstellerin Kiran Desai gehörten, die für „Die Einsamkeit von Sonia und Sunny“ („The Loneliness of Sonia and Sunny“) nominiert war und den Preis schon 2006 gewann.

David Szalay wurde als Sohn eines ungarischen Vaters und einer kanadischen Mutter in Montreal geboren und wuchs in London auf. Er lebte in Libanon und in Großbritannien, heute ist er in Wien zu Hause. Zu seinen Werken zählen „Spring“,  „The Innocent“ und „Turbulenzen“.