
Leibwächter haben über Jahre hinweg die Sicherheit von schwedischen Spitzenpolitikern und von Vertretern des Königshauses gefährdet, indem sie über eine Trainings-App live Daten zu deren aktuellen Aufenthaltsorten, zu Privatadressen, Sportroutinen und Auslandsreisen veröffentlichten. Das berichtet die Zeitung „Dagens Nyheter“. Die Lecks erfolgten über die Trainings-App Strava. Betroffen sind in Schweden dem Bericht zufolge unter anderen Mitglieder der Königsfamilie, Ministerpräsident Ulf Kristersson, Oppositionsführerin Magdalena Andersson sowie der Chef der rechtspopulistischen Schwedendemokraten, Jimmie Åkesson.
Demnach lassen die veröffentlichten Daten Rückschlüsse zu auf die geheime private Wohnadresse Kristerssons in Strängnäs, seiner Heimatstadt. Weiterhin auf seine Joggingrunden, seine Reiseziele und Hotels, in denen er bei Auslandsreisen übernachtete. Die Daten zeigen zudem, wo die Leibwächter leben, welche Wege sie zur Arbeit nehmen, wohin sie in den Urlaub fahren und wo sie normalerweise joggen. Auch Daten zu Trainingseinheiten in den Räumen der Sicherheitspolizei wurden veröffentlicht.
Daten zu einem privaten Wochenendausflug
Die Zeitung analysierte dafür 1400 Trainingseinheiten von sieben Leibwächtern, die alle in den vergangenen Jahren schwedische Spitzenpolitiker oder Mitglieder des Königshauses geschützt haben. Auf Strava veröffentlicht wurden demnach auch Daten von Kristerssons Besuch im norwegischen Bodø.
Dort traf Schwedens Ministerpräsident seinen norwegischen Amtskollegen Jonas Gahr Støre sowie den finnischen Präsidenten Alexander Stubb – und ging mit diesen joggen. Daten zu einem privaten Wochenendausflug Kristerssons mit seiner Frau auf die finnischen Åland-Inseln zeigten an den Tagen des Aufenthalts, in welchem Hotel das Paar übernachtete. Kristersson gilt als begeisterter Läufer.
Daten von Sicherheitsbeamten auf der App Strava hatten zuvor schon andernorts Aufsehen erregt. Dabei ging es um Personenschützer des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, um Mitarbeiter des amerikanischen Secret Service und um Personenschützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Im Juli 2023 war ein russischer U-Boot-Kommandant in Krasnodar beim Joggen getötet worden, der zuvor seine Trainingsdaten auf Strava hochgeladen hatte.