Im Bauch des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, dort, wo der Strom der Besucherinnen und Besucher abreißt, beginnt eine andere Ordnung der Dinge. Eine, die darauf angelegt ist, länger zu halten als ein Leben. Auf Arbeitstischen liegen Federn, Nadeln, Glasaugen. In einer Kiste krabbeln Speckkäfer. Gal Shalev greift mit bloßen Händen hinein, wühlt zwischen den Insekten. „Speckkäfer-Ausklauben“ ist Lehrlingsarbeit. Die Larven nagen jedes Fitzelchen von den Knochen, bis sie sauber sind. „Die Käfer sind wie unsere Haustiere“, sagt Shalevs Kollegin Melina Haring. Shalev holt die weißen Knochen heraus, danach werden sie gekocht, weiterbearbeitet, vielleicht zu einem Skelett montiert. Angst oder Ekel sind hier fehl am Platz.
