Es gibt noch Mitteleuropäer, die zwar nicht tauchen können, aber dennoch auf die Malediven in die Ferien gehen. Maledivenferien sind mittlerweile teuer und öde. Ja, früher waren die Malediven der Inbegriff des Paradieses. Ich war in den 90er Jahren ein paarmal dort, aber um mindestens dreimal pro Tag zu tauchen. Heute sind die Malediven nur noch ein Abklatsch von sich selbst. Das Paradies findet wohl eher gleich nebenan in Sri Lanka statt. Da können Sie auf einem riesigen Sandstrand liegen, auf dem neben ein paar Fischer sonst fast keine Menschenseele zu sehen ist. Da können Sie sich noch richtig als Individualist fühlen.
Sri Lanka, ein Geheimtip fast ohne Touristen
Wer auf den Malediven nicht taucht, verbringt den Tag z.T. beim Schnorcheln, wo er sich meist einen Sonnenbrand holt, aber zum grössten Teil auf einer kleinen Terrasse eines von 20 oder 30 baugleichen Bungalows, die in sträflicher Weise auf das Riffdach hinaus gebaut wurden, was für viele Meeresbewohner fatal war. Rechts steht ein gleicher Bungalow, links steht ein gleicher Bungalow, ganz ähnlich wie in einer standardisierten Plattensiedlung in der Aglo einer deutschen Grossstadt. Man grüsst höflich nach rechts und nach links, streckt die Füsse aus und gibt sich der Lektüre eines der 20 schweren Schmökern hin, die man mitgenommen hat. Und das, meint man, sei dann Freiheit.
Auch wer nur herumhängen will: schon die Gewissheit, dass ganz in der Nähe ein Nationalpark ist, in welchem viele freilaufende Elefanten aus nächster Nähe beobachtet oder nach einer unbeschwerten Taxifahrt ins Hochland – suchen Sie einmal auf den Malediven ein Hochland! – ein paar der schönsten Wanderungen durch sattgrüne Teeplantagen gemacht werden können, gibt ihnen das Gefühl von Freiheit; die Freiheit, aus verschiedensten Optionen genau diejenige zu wählen, die Ihnen entspricht.
Vergangenen Sommer kündigte Sri Lankas neuer Präsident Ranil Wickremesinghe an, den Tourismus wieder zu stärken, nachdem das Land viele Rückschläge erleiden musste. Zunächst die Easter Bombings am Ostersonntag 2019, dann COVID19 und schliesslich der wirtschaftliche Kollaps im Frühjahr 2022, der sich in der Volkswut gegen die Regierung manifestierte und im Ausland den Eindruck von Unsicherheit erweckte.
Ranil Wickremesinghe versprach, fünf Millionen Touristen in’s Land zu bringen und zur Stärkung insbesondere der kulinarischen Tourismusbranche eine staatliche Kochschule ins Leben zu rufen. Die präsidialen Worte begleiteten einen Anlass des „Bocuse d’Or 2023“, an welchem auch der preisgekrönte Sri Lankische Chef Mihishan Rashminga Silva vom Hilton Colombo Residence Hotel teilnahm.
Europa verschläft Sri Lanka
Aktuell kommen die meisten Touristen aus Indien. Mir liegen gerade die Zahlen vom April 2023 vor, als etwas mehr als 100‘000 Touristen kamen.
Die Inder machten fast 20 % aus. Sie wollen alle den Ravana Wasserfall nahe Ella sehen. Dahinter soll sich die Ravana Cave befinden, die im indischen Nationalepos Ramayana eine grosse Rolle spielt. Der indischer Prinz Rama, der als Reinkarnation des Hindu-Gottes Krishna galt, wurde zusammen mit seiner schönen Gattin, der Prinzessin Sita, verbannt. Eine böse Gestalt entführte Sita nach Sri Lanka, wo sie in der Höhle hinter dem Wasserfall gefangen gehalten wird. Der Affengott Hanuman machte Sitas Aufenthaltsort ausfindig und setze in einem Satz von Indien nach Sri Lanka über. Rund um den Wasserfall lauern zahlreiche Hanuman-Affen darauf, ahnungslosen Touristen Gegenstände aus den Händen zu reissen. Verständlich, wenn es immer wieder Menschen gibt, die die Affen füttern. Bitte füttern Sie niemals wilde Tiere! Sie machen weder ihnen noch ihren Mitmenschen einen Gefallen.
14 % der Touristen in Sri Lanka stammen aus Russland. Nichts gegen Russen! Es sind durchwegs Menschen, die mit dem Krieg gegen die Ukraine nicht einverstanden sind. Oft sitzen sie hier friedlich zusammen mit Ukrainern an einem Tisch. Wenn auch die Mitteleuropäer das Paradies Sri Lanka verschmähen, wissen es zumindest die Russen zu schätzen.
Aus Deutschland sind es knapp 8 %, aus der Schweiz 2 % aus und mit weit unter 1 % schneidet Österreich ganz schlecht ab. Aus den USA kommen immerhin so viele Touristen, dass sie 7 % ausmachen.
Wickremesinghes Ankündigungen waren aber bloss ein Nebengefecht des Kampfes, den Sri Lanka gegen die widrigen Umstände in der Welt des Tourismus führt. Man kann über den Tourismus schlechthin verschiedener Meinung sein. Aber eines ist sicher: Sri Lanka ist landschaftlich, faunistisch, klimatisch, kulinarisch und kulturell ein Paradies! Es ist unverständlich, dass mitteleuropäische Reiseagenturen ihren Kunden diese Tatsache verschweigen. Aber vielleicht wissen sie es einfach nicht besser. Die Geheimnistuerei der europäischen Tourismusberatungen, inkl. Presse, bringt Sri Lanka in die Bedrouille. Die Sri Lanka Tourism Development Authority (SLTDA) beschäftigt viele intelligente Köpfe, die sich um die Förderung des Tourismus kümmeren. Als erstes haben sie einen Crisis Response Plan erstellt.
Dann erarbeiteten sie für jeden Tourismustyp ein Marketing Toolkit. Es gibt je eines für
- Adventure Tourismus (Trekking, Rafting, Diving, etc.)
- Agrotourism (z.B. Tee)
- Art, Culture & Heritage Tourismus
- Businesstourismus (z.B. Ausstellungen, Kongresse)
- Digital Nomads
- Festival Tourismus
- Kulinarischer Tourismus
- Natur- und Wildlifetourismus
- Wellnesstourismus
Auch wenn Sie nicht allen Quellen nachgehen, aber schauen Sie sich doch nur mal diese ästhetisch gestaltete Website an, die echt Lust darauf macht, Sri Lanka zu bereisen.
Neben den SLTDA Tourismusprojekten gibt es auch verschiedene andere Initiativen. Z.B. ist die Sri Lanka Tourism Alliance eine Vereinigung von „Stakeholders who have a passion to sustainably develop the tourism industry in Sri Lanka“, also vermutlich Hotels, Gastronomiegewerbe, Drivers- und Guides, etc. Diese Allianz macht einen professionellen Eindruck. Sie unterhält ebenfalls eine appetitliche Website Fall in Love again, die es wert ist, angeklickt zu werden. Es gibt speziell einen Menupunkt Sri Lanka – Status Update, der mögliche Bedenken betreffs der Sicherheit in Sri Lanka thematisiert.
Trekking in Sri Lanka
Eine weitere Initiative ist zusammen mit der EU und einer amerikanische Organisation ins Leben gerufen worden, die zusammen ein paar Millionen Euro bereitstellten, um im Hochland von Sri Lanka einen 300 Kilometer langen Wanderweg zu erschliessen, von Nuwara Eliya bis Kandy. Die Strecke ist in 22 Abschnitte unterteilt und nennt sich Pekoe Trail. Das ist in der Tat ein grossartiges Projekt, das nach einer beispielshaften Anstrengung innerhalb kurzer Zeit eben gerade auf die Beine gestellt wurde. Viele Teilabschnitte führen durch sattgrüne Teeplantagen. Ihre Begehung kann mit der Besichtigung von Teefabriken kombiniert werden.
Unsere wanderlustigen Freunde, Nils und Sonja, besuchen uns über die Festtage. Wir planten, mit ihnen drei oder vier Teilstrecken des Pekoe Trails zu begehen. Dazu buchten wir in Haputale eine Pension, die auch Cooking Classes anbietet. Von Haputale aus sollte uns unser Fahrer jeweils zum Ausgangsort des aktuellen Abschnitts bringen und paar Stunden später am Zielort wieder abholen. Am ersten Tag fahren wir von Tangalle, wo wir uns Haus haben, via Ella nach Haputale. In Ella gibt es einen Outdoor-Shop, in dem sich Wanderfreunde mit allem, was sie brauchen, ausrüsten können; na ja, zumindest fast. Den Transa-Läden in der Schweiz können sie das Wasser nicht reichen. Aber immerhin! Nachdem uns ein Bekannter den Floh «Leeches» (Blutegel) ins Ohr gesetzt hat, bestellten wir vier Paar Leeches-Socks in den Outdoor-Shop in Ella. Leeches-Socks sind aus Segeltuch und werden in die Schuhe hineingetragen. Sie reichen bis zu den Knien und können so eng geschnürt werden, wie es einem beliebt. Ich kaufe mir auch noch eine Regenjacke, die zwar farblich sehr unpassend ist, aber wenigstens relativ wasserabstossend und dennoch atmungsaktiv sein soll. Das Zeugs ist ja alles recht billig hier.
Danach essen wir in einem kleinen indischen Restaurant neben einer schütteren Weihnachtsbaumimitation noch etwas zu Mittag, bevor wir unsere Unterkunft beziehen. Von Ella nach Haputale dauert die Fahrt mit dem PW ungefähr eine halbe Stunde. Am Nachmittag bleibt uns noch genug Zeit, um uns einzulaufen, indem wir den kleinen Adam’s Peak besteigen. Der (grosse oder richtige) Adam’s Peak ist eine 2200 Meter hoch gelegene Pilgerstätte, die üblicherweise nachts innerhalb mehrerer Stunden bestiegen wird (wobei es immer wieder, aber selten zu Todesfällen kommt). Daneben gibt es eben einen Hügel, «kleiner Adam’s Peak» genannt, dessen Gipfel in einer guten halben Stunde erreicht werden kann. Ich hatte ein paar Tage zuvor in der manchmal heftigen Brandung des Indischen Ozeans eine Zehe verletzt – gebrochen, angerissen oder stark verstaucht, wer weiss? – und fürchtete, bereits nach paar Schritten unter Schmerzen zusammen zu brechen. Jedoch halte ich jetzt den Auf- und Abstieg gut aus. Der kleine Adam’s Peak ist eine einzige Touristenfalle. Es gibt ein Hotelressort mit einem grossen Schwimmbad und sogar einem Gemeinschafts-Whirlpool. Daneben ist eine Schaukel installiert, die an gut 10 Meter langen Seilen aufgehängt ist. Man kann paarweise darauf sitzen. Für die Frauen gibt es wallende Kleider in grellen Farben, um möglichst spektakuläre Fotos machen zu können. Für den Schwung stehen drei Männer bereit, die sich nacheinander an der Unterseite des Sitzbretts festhalten und sich an der tiefsten Stelle der Pendelbewegung wieder lösen. Neben dieser Attraktion gibt es eine doppelte Zip Line, die ein paar hundert Meter lang ist und an der sich die Menschen, die den Kick suchen, immer paarweise herunter gleiten lassen können. Das würde mir auch gefallen.
Wir begehen den Abschnitt No. 16
Am nächsten Tag nehmen wir den Abschnitt No. 16 des Pekoe Trails in Angriff. Der Fahrer führt uns auf engen und abgelegenen Strässchen in einen hochgelegenen Wald, wo ein Guide auf uns wartet, den wir vorher organisiert haben. In meinen Reiseberichten von Rajsathan erläuterte ich meine Vorbehalte, Guides gegenüber. Hingegen wäre ich auf dem Pekoe Trail ohne Guide etwas beunruhigt, zumindest bis ich diese Wanderwege ein wenig kenne. Es hat in letzter Zeit viel geregnet. Die Wege sind matschig und rutschig. Was, wenn eine oder einer von uns in Tobel hinunterrutscht? Wie würden wir alarmieren und Hilfe holen? Zwar gibt es mit der AllTrails-App eine gute Karte der Pekoe Trail Wege, aber diese verlaufen manchmal etwas unauffällig durch das Unterholz, so dass nicht immer so ganz sicher ist, ob wir jetzt immer noch auf dem richtigen Weg sind. Mit unserem Guide hatten wir Glück. Er ist ein intelligenter, freundlicher und offenbar gebildeter Mensch von ungefähr 35 Jahren. Gleich zu Beginn klärt er uns betreffs Leeches auf. Der Trail No. 16 sei ziemlich reich an Leeches, aber wir sollen uns keine Sorge machen. Zum einen seien wir mit unseren Leeches-Socks gut gewappnet und zum anderen kenne er sich gut mit den Viechern aus. Wir sollen ihn rufen, wenn wir einen entdecken. Er werde ihn dann entfernen. Zwar habe ich schon oft Abbildungen von vollgesogenen Egeln gesehen, zumindest früher, aber dennoch wüsste ich nicht, worauf ich achten muss, um einen zu entdecken, der mich frisch «angefallen» hat.
Schon bald meldet sich Nils. Auf seinen Socks krabbelt etwas. Der Guide bestätigt, dass es sich um einen Blutegel handle. Es ist ein ca. 2 cm langes, dünnes Würmchen mit Haftbeinchen vorne und hinten. Er bewegt sich dadurch fort, dass er sich auf einem Beinchenpaar aufrichtet und das andere weiter vorne absetzt. Dann richtet er sich auf diesem Beinchenpaar auf und zieht das hintere Paar nach, etc. Der Guide nimmt das Tier zwischen Daumen und Zeigefinder, legt es auf den Handteller der anderen Hand und reibt mit beiden Handtellern bis sich der Wurm zusammengerollt hat. Dann kann er mit dem Zeigefinger weggespickt werden. Wenn sich Blutegel einmal festgebissen haben, ist es schwieriger, sie zu entfernen. Aber ein Gutes haben sie: sie sind völlig harmlos und übertragen auch keine Krankheiten, ungleich den unliebsamen Stechmücken, die neben dem hier ziemlich gefürchteten Dengue- u.a. auch Zika-, Chikungunya- und Rift-Valley-Fieber übertragen.
Die No. 16 führt ein gutes Stück durch Eukalyptuswälder. Der Guide weiss immer etwas interessantes zu erzählen. So erklärt er, dass ab 1518 europäische Mächte Sri Lanka kolonialisierten. Zuerst errichteten die Portugiesen eine gewalttätige Schreckensherrschaft. Ab 1658 übernahm die Niederländische Ostindien-Kompanie die Insel. Der Guide erzählte, dass die Holländer milde regierten. 1796 begann die britische Herrschaft, unter der das damalige Ceylon 1803 zur britischen Kronkolonie wurde.
Da es unüblich viel regnet, ist der Boden über weite Strecken schlammig und matschig. Vor allem an steilen Stellen müssen wir aufpassen, dass wir nicht ausrutschen. Ich schätze meine Stöcke, die ich diesmal zum ersten Mal benutzte. Bisher wollte ich nichts von Trekking-Stöcken wissen. Aber nun erweisen sie sich als nützlich. Hingegen scheint es, als hätte ich die Drohne vergebens mitgenommen. Bereits im Oktober, als wir noch in Europa waren, habe ich sowohl beim Sri Lankischen Luftfahrtamt als auch dem Verteidigungsministerium eine Flugerlaubnis für den Raum «Haputale» angefordert und sie auch erhalten, mit der Einschränkung, nicht unter einer bestimmten Eisenbahnbrücke hindurchzufliegen, weil das gefährliche Wespen aufscheuchen könnte. Unser Guide zeigt uns denn auch in respektvoller Entfernung ein eindrückliches Nest dieser Wespen.
Der Weg endet in Ella. Den letzten Kilometer gehen wir auf einer Zugschiene, wie das hier üblich ist. Ich spüre meinen Zehen und bin froh, dass es das für heute war. In Ella gehen wir in ein Café. Die anderen wollen noch eine ortsansässige Teefabrik anschauen, während ich es vorziehe, derweil im Café zu warten. Ella ist eine richtige Backpackerstadt. Es reiht sich ein Restaurant an das andere und ein Café an das andere. In den Lokalen ertönt westliche Rockmusik. In der Strasse tummeln sich viele Westtouristen.
In Sri Lanka gibt es einige Touristen-Hotspots, wie eben Ella. Hier bei uns im Süden sind Mirissa und Unawatuna bekannt. Letzteres haben wir unserem Besuch gezeigt. Unawatuna ist eine Anhäufung von Hotels und Restaurants zwischen der Hauptstrasse und dem Strand. Dazwischen viele Touristen, nicht selten auffällig bekleidet, die vielleicht den Ort während ihrer ganzen Ferien nie verlassen.
Sri Lanka Curry und das Ende der Welt
Am zweiten Tag in Haputale regnet es wieder, so dass wir beschliessen, eine dieser Cooking Classes zu besuchen. In einer sehr schön eingerichteten Küche steht ein riesiger Tisch, auf dem bereits alles, was für ein gutes Curry benötigt wird, bereitsteht sowie sechs Schneidebretter mit je einem Messer. Sechs, weil sich noch ein französisches Paar zu uns gesellte. Der Kochkurs wir geleitet von einem der Wirtsbrüder und einer resoluten jungen Dame, die sich an meinen spärlichen Singhalesischkenntnissen ergötzt. Als erstes lerne ich gleich mal, eine braune Kokosnuss zu öffnen. Als Gegenleistung muss ich das weisse Fleisch mit einem Raffelrad herauskratzen, bis nur noch die blanke Schale übrigbleibt. Aus den geraffelten Kokosflocken machen wir Kokosmilch. Dann heisst es schneiden, hacken und schnetzeln. Wir bereiten Auberginen-, Mango-, Kartoffel-, Bohnen- und Knoblauchcurry vor, dazu ein Kokossambal. Ich versuche, der resoluten Dame zu erklären, dass zu jedem Arbeitsplatz in der Küche ein Glas Wein gehört, aber das will sie nicht verstehen. Vielmehr erklärt sie uns die Bedeutung von etwa einem Dutzend Gewürze, die für die Curryzubereitung eine Rolle spielen. Gekocht wird meistens auf einem schönen Holzofenherd. Mit einem speziellen Blasrohr steuert die Chefin die Glut. Nach ungefähr zwei Stunden ist alles bereit und wir können den Esstisch decken. Dann endlich ist es so weit: Wir schöpfen uns die fünf Curries auf den Teller, schenken uns ein Glas Bier ein und wünschen einander guten Appetit.
Der dritte Tag verspricht etwas sonniger zu werden, gerade recht, um den «World’s End»-Rundgang auf Horton Planes zu begehen. Horton Plane ist ein Plateau auf über 2000 Metern Höhe. Es gibt einen gut 8 Km langen Rundgang, der zunächst zum «Mini World’s End» und dann zum «World’s End» führt, danach kommt man zum Baker’s Fall und schliesslich geht man zurück zum Ausgangspunkt. Das Gebiet liegt in einem Nationalpark, der immer mehr von Leoparden bevölkert wird. Sri Lankas Leoparden gehören zu den grössten Leoparden weltweit, auch deshalb, weil sie hier keine Fresskonkurrenten haben.
Gemäss Hiking World’s End: Sri Lanka’s Overlooked Scenic Gem sei die Tour absolut empfehlenswert. Vor allem die Ausblicke von den beiden World’s End sind atemberaubend. Das kleine Ende der Welt befindet sich auf einem 300 Meter hohen Absatz, beim grossen soll der Abgrund sogar 1200 Meter hoch sein. Jetzt wo wir uns dem Baker’s Fall nähern, kommen uns immer mehr und immer grössere Wandergruppen entgegen. Wir wundern uns über ihre Anzahl und Ausrüstung. Viele sind gar nicht richtig angezogen, laufen in blossen Schlupfsandalen und halten Regenschirme über sich, um sich zu beschatten. Jetzt sehen wir den Ausgangspunkt sogar in weiter Ferne und dort ganze Völker, die sich Richtung World’s End wälzen! Die meisten scheinen Einheimische zu sein. Auf dem Parkplatz finden wir unser Auto inmitten vieler grosser Busse, die alle die Menschen hierhin gebracht haben. Zum Glück sind wir früh aufgebrochen. Eines von Sri Lankas Tourismusziele ist Nachhaltigkeit. Das SLTDA schreibt dazu
Sri Lanka Tourism Development Authority considers sustainability as a key driver to preserve and conserve the island’s outstanding natural and cultural heritage to safeguard the destination for our people and our visitors for now and for the future.
Was aber da auf der Horton Plane abgeht, scheint mir dem Ziel von nachhaltigem Tourismus zu widersprechen.
Tee und Elefanten
Am vierten Tag meint es das Wetter gar nicht mehr gut mit uns und die Wetterapps machen uns auch für die nächsten Tage keine Hoffnung. Zwar haben wir 7 Nächte gebucht, versuchen nun aber, den Wanderausflug abzukürzen. Zwar können wir dem Wetter noch ein paar Sonnenstunden abluksen und einen wunderbaren Walk durch Teeplantagen machen, der zum Lipton’s Seat führt, von wo man eine grossartige Aussicht hat. Hier kann ich endlich meine Drohne in Betrieb nehmen und ein paar Luftaufnahmen von Teeplantagen machen. Abends können wir noch einmal in der schönen Küche essen. Noch einmal ein Curry, noch einmal hacken und schnetzeln, aber diesmal weniger ernsthaft. Die Chefin macht die Hauptsache selber.
Am fünften Tag fahren wir früh ab, denn wir wollen auf dem Nachhauseweg noch einen Abstecher in den Udawalawe Nationalpark machen. Unser Driver kennt den Weg perfekt. Beim Parkeingang müssen wir auf einen dieser Safarijeeps wechseln, der auf einer erhöhten Plattform sechs Sitze installiert hat. Mit diesem Jeep fährt dann ein lizenzierter Safaridriver auf dem Strassennetz zufällig herum, in der Hoffnung, interessante Wildbeobachtungen machen zu können. Die «Strassen» sind ausgewaschene Naturwege, die manchmal sogar durch dichteres Unterholz führen. Der kleine, auffallend grün gefärbte Bee-Eater ist omnipräsent. Er sieht dem Kingfisher zum Verwechseln ähnlich, ist aber etwas kleiner. Der Udawalawe Nationalpark ist aber bekannt für seine reiche Elefantenpopulation. Und tatsächlich: schon bald entdecken wir im Dickicht einen Elefantenleib und dann noch einen. Beim dritten Mal können wir ein Tier sogar in volle Grösse bestaunen, wie es mit einen Rüsselvoll Wasser in die Luft sprüht, nachdem es lange in einer grossen, roten Pfütze herumgerührt hat. Einmal bricht sogar ein junger Elefant vor unserem Fahrzeug aus dem Dickicht auf die Strasse und trottet gemächlich daher. Wir bleiben ihm die längste Zeit dicht auf den Fersen. Ich denke, dass sich der Elefant bestimmt nervt. Aber jetzt geht er etwas auf die Seite und der Fahrer kann ihn links überholen. Dabei fahren wir so dicht an ihm vorbei, dass wir ihn berühren könnten, wenn wir etwas über die Brüstung der Sitzplattform lehnten. Aber das lassen wir lieber. Nach ungefähr anderthalb Stunden und mehreren befriedigenden Elefantensichtungen befinden wir uns wieder beim Parkeingang und fahren mit unserem Driver glücklich nachhause.
Vom Pekoe Trail haben wir bloss eine Etappe gemacht. Zwar führt die No. 10 zum Horton Plane und die No. 11 vom Horton Plane weg, aber der World’s End Loop gehört nicht dazu. Wir sind ja aber noch bis Ende März hier. Möglicherweise nehmen wir den einen oder anderen Abschnitt des Pekoe Trails noch in Angriff und sonst dann im Herbst, wenn wir wieder kommen. Die Ausrüstung, inkl. Leeches-Socks, haben wir ja jetzt!