Ricardo Pietreczko hat als einziger der sechs gestarteten Deutschen die dritte Runde der Darts-WM erreicht. „Pikachu“ zeigte sich gegen Gian van Veen überaus nervenstark auf den Doppelfeldern. Florian Hempel schied nach starker Leistung knapp aus.
Ricardo Pietreczko war nicht anzumerken, dass ihm gerade Überraschendes gelungen war. „Ich bin ein bisschen platt“, sagte er etwas entschuldigend bei DAZN, „aber ich fühle mich sehr, sehr super.“
Zumindest an Letzterem bestand kein Zweifel. Zu positiv hatte er sich zuvor bei seinem 3:1 (3:0, 1:3, 3:0, 3:1) in der zweiten Runde der Darts-WM gegen den hoch gehandelten Gian van Veen präsentiert und dank einer beeindruckenden Doppelquote von 55,56 Prozent Treffern (Average 91,64 Punkte) als erster und einziger Deutscher verdientermaßen die dritte Runde erreicht. Florian Hempel, der in der letzten Session vor den Weihnachtsfeiertagen ebenfalls noch die Chance besaß, sollte später denkbar knapp mit 2:3 gegen Daryl Gurney verlieren. Damit ist ab dem 27. Dezember nur noch einer der sechs gestarteten Deutschen mit dabei.
„Ich habe einfach mein Spiel durchgezogen, habe gar nicht so auf die Statistiken geachtet“, zuckte der Neu-Hannoveraner nur mit den Schultern. Van Veen offenbarte dagegen von Beginn an große Schwierigkeiten beim Check-out. Allein im ersten Leg verpasste er acht Doppelfelder. Als er sich auf der Doppel-8 mit einer 127 erstmals ein Leg sicherte, war Satz Nummer eins bereits verloren. Allerdings bedeutete das Highfinish zum 1:0 in Satz zwei eine erste Wende im Match. Der 22-Jährige checkte auch zum 2:1 und 3:1 mit dem ersten Dart und glich nach Sätzen aus.
Pietreczko drehte das Momentum schnell wieder, begann Satz drei spektakulär mit einer 122 zum 1:0 und beendete ihn mit perfekter Bilanz. Der 30-Jährige blieb komplett fehlerfrei auf den Doppeln: drei Checkdarts, drei Treffer, drei Legs, 3:0. Im vierten Durchgang, angeworfen vom 22-jährigen Juniorenweltmeister, war er dann genau im richtigen Moment zur Stelle, breakte van Veen zum 2:1 und warf zum Matchgewinn an. Van Veen punkte wieder einmal besser, verpasst aber die Doppel-20. Pietreczko dagegen machte das Match mit dem ersten Versuch zu und steht nun wie im Vorjahr in Runde drei.
„Ich bleibe in London, da ich Fliegen sehr hasse“, sagte Pietreczko zu seinen Plänen für die kommenden Tage und erklärte anschließend, noch Großes in der britischen Hauptstadt vorzuhaben. Er will Weltmeister werden. Bezüglich seines nächsten Gegners habe er deshalb auch keine Präferenz: „Im Grunde ist mir das egal, wer da oben steht. Denn wenn ich Weltmeister werden will, muss ich jeden schlagen. Ich fahre zu Turnieren, um sie zu gewinnen. Das hört sich vielleicht großkotzig an, aber so ist es.“
Hempel fehlt ein Millimeter
Zumindest eine weitere Runde hätte Florian Hempel gern noch mitgenommen. Auch der Kölner kennt wie Pietreczko das Gefühl, nach Weihnachten im Alexandra Palace auf der Bühne zu stehen, stand bereits vor einem und auch schon vor drei Jahren in Runde drei. Und die Möglichkeiten waren da. Hempel lag im Punktedurchschnitt lange über der 100-Marke, holte sich Satz eins und drei, registrierte dann aber einen Bruch in seinem Spiel.
„Ich hatte ein gutes Gefühl auf Triple und Doppel. Und das ging mir dann so ein bisschen verloren. Ich habe es dann eigentlich erst wieder nach 0:2 im letzten Satz hinbekommen.“ Gurney hatte bei seiner zwölften WM-Teilnahme gleich zu Beginn des fünften Durchgangs das Break geschafft und mit dem 2:0 auch bestätigt.
Hempel konnte sich noch ein Leg zum 1:2 sichern, lag dann aber bereits mit 320 vs. 161 Punkten hinten, ehe er nach einer 180 noch einmal hoffen durfte. Gurney vergab seinen ersten Matchdart auf Tops, Hempel erhielt bei 80 Punkten damit noch mal eine Chance, verpasste aber selbst die Doppel-20 um einen Millimeter, während der Nordire mit seinem dritten Matchdart auf der Doppel-10 zum Sieg checkte.
„Wenn die 180 vielleicht ein Leg früher kommt, finde ich vielleicht wieder in die Spur. Aber so war es zu spät“, sagte Hempel, der am Ende sogar ein Leg mehr als sein Gegner gewann: „Ich bin enttäuscht, dass ich raus bin. Es war ähnlich wie gegen Jeffrey de Zwaan: Gut angefangen, dann nachgelassen. Gegen Jeffrey hat es gereicht, gegen Daryl nicht.“
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
Darts-WM, Ergebnisse, 23.12.
2. Runde
Krzysztof Ratajski (POL/31) – Alexis Toylo (PHI) 3:1 (3:1, 3:2, 2:3, 3:1)
Andrew Gilding (ENG/21) – Martin Lukeman (ENG) 3:1 (3:0, 0:3, 3:2, 3:2)
Josh Rock (NIR/18) – Rhys Griffin (WAL) 3:0 (3:0, 3:2, 3:0)
Jonny Clayton (WAL/7) – Mickey Mansell (NIR) 3:2 n.V. (2:3, 3:0, 3:0, 1:3, 6:5)
Gian van Veen (NED/28) – Ricardo Pietreczko (D) 1:3 (0:3, 3:1, 0:3, 1:3)
Daryl Gurney (NIR/26) – Florian Hempel (D) 3:2 (1:3, 3:1, 0:3, 3:2, 3:2)
Dave Chisnall (ENG/6) – Ricky Evans (ENG)
Rob Cross (ENG/5) – Scott Williams (ENG)
Darts-WM, Spielplan am 27.12.
3. Runde (ab 13.45 Uhr)
3 Spiele
3. Runde (ab 20.15 Uhr)
3 Spiele