Raymond van Barneveld hat den ikonischsten Walk-on der Dartsgeschichte. Bei seiner 32. WM-Teilnahme kommt es beim Gang auf die Bühne zu einer peinlichen Panne. Die veranstaltende PDC beweist Selbstironie, doch der 57-Jährige läuft der Musik hinterher.
Er ist der erfahrenste Spieler im gesamten Teilnehmerfeld dieser Darts-Weltmeisterschaft, doch so etwas hatte selbst Raymond van Barneveld noch nicht erlebt. 62 Mal schon war er in seiner langen Karriere im Alexandra Palace auf die Bühne gerufen worden. 62 Mal hatte er den Gang zu den Klängen von Survivors „Eye of the Tiger“ durchs Publikum angetreten.
Diesmal war alles anders. Der Abend begann für den ehemaligen Briefträger mit einer technischen Panne, und auch sportlich gab es nichts zu bestellen. Der Niederländer verlor sein Auftaktmatch 40 Minuten nach dem denkwürdigen Start mit 1:3 (1:3, 2:3, 3:0, 2:3) gegen den Waliser Nick Kenny.
Der 57-Jährige hat den wohl ikonischsten Walk-on in der Geschichte des professionellen Dartsports. Weder Phil Taylors „The Power“ von Snap, noch Michael van Gerwens „Seven Nation Army“ kommen da heran. Es gibt Mitglieder der „Barney Army“, wie sich der Anhang des fünfmaligen Weltmeisters nennt, die auf genau diesen Moment alljährlich warten. Wer weiß schon, wie oft er bei Weltmeisterschaften noch gespielt wird.
Umso bitterer, dass der Professional Darts Corporation (PDC) bei van Barnevelds 63. Auftritt eine peinliche Panne unterlief. Als John McDonald, der Master of Ceremonies, die Legende ankündigte, lief noch alles nach Plan. Die Lichter im Ally Pally waren gedimmt, die Scheinwerfer wirbelten durch die Reihen und aus den Boxen erklang die Sirene, mit der van Barnevelds Walk-on seit vielen Jahren eingeleitet wird.
An der Stelle, an der für gewöhnlich das Lied einsetzt, erklang jedoch – nichts. Für ein paar Sekunden war Stille in der Halle, ehe die Prozedur von vorn begann. Sirene, diesmal dann auch das Auge des Tigers, allerdings nur für die ersten Takte. Dann erklangen andere Beats.
PDC reagiert in der Pause
Van Barneveld, der gerade die Bühne erklommen hatte, schaute verdutzt McDonald an, der Hallensprecher blickte achselzuckend zurück, während die Cheerleaderinnen ihre Choreografie professionell zum ungeplanten Song durchzogen. Zumindest für ein paar Sekunden, ehe die Musik abgestellt wurde.
Möglicherweise tat die ausgefallene Routine ihr Übriges, van Barneveld wies jedenfalls ähnliche Schwächen wie der DJ auf. Er verlor den ersten Satz gegen den Waliser Nick Kenny mit 1:3. Die PDC bewies Comeback-Qualitäten und Selbstironie. Während der Pause zwischen Satz eins und zwei brachte der DJ die Fans in Stimmung – mit Survivor und „Eye of the Tiger“.
„Barney“ aber lief weiter der Musik hinterher, konnte nur den dritten Durchgang für sich entscheiden und im vierten Satz selbst acht vergebene Matchdarts seines Gegners nicht nutzen.
Kenny brach nach dem Sieg in Tränen aus. Der Erfolg beschert ihm den Erhalt seiner bereits verloren geglaubten Tourkarte. Er kann seine Karriere damit auch im folgenden Jahr auf der Profitour fortsetzen.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
Darts-WM, Ergebnisse, 21.12.
1. Runde
Karel Sedlacek (CZE) – Rhys Griffin (WAL) 0:3 (2:3, 2:3, 0:3)
Richard Veenstra (NED) – Alexis Toylo (PHI) 0:3 (2:3, 2:3, 2:3)
2. Runde
Brendan Dolan (NIR/30) – Lok Yin Lee (HKG) 3:0 (3:2, 3:0, 3:1)
Chris Dobey (ENG/15) – Alexander Merkx (NED) 3:1 (3:1, 3:0, 0:3, 3:1)
Danny Noppert (NED/13) – Ryan Joyce (ENG) 1:3 (3:1, 2:3, 1:3, 2:3)
Raymond van Barneveld (NED/32) – Nick Kenny (WAL) 1:3 (1:3, 2:3, 3:0, 2:3)
Luke Littler (ENG/4) – Ryan Meikle (ENG)
Damon Heta (AUS/9) – Connor Scutt (ENG)
Darts-WM, Spielplan am 22.12.
2. Runde (ab 13.30 Uhr)
Ryan Searle (ENG/20) – Matt Campbell (CAN)
Dirk van Duijvenbode (NED/25) – Madars Razma (LAT)
Joe Cullen (ENG/23) – Wessel Nijman (NED)
Ritchie Edhouse (ENG/29) – Ian White (ENG)
2. Runde (ab 20 Uhr)
Martin Schindler (D/22) – Callan Rydz (ENG)
Ross Smith (ENG/19) – Paolo Nebrida (PHI)
Gary Anderson (SCO/14) – Jeffrey de Graaf (NED)
Dimitri Van den Bergh (BEL/11) – William O‘Connor (IRL)/Dylan Slevin (IRL)