
Stephen Bunting erlebt eine emotionale wie enttäuschende Darts-WM. Nach seinem frühen Aus macht er Hassnachrichten gegen seine Familie öffentlich. Sein 13-jähriger Sohn wird in den sozialen Medien zur Zielscheibe.
Das Image des Stephen Bunting hat bei dieser Darts-WM Risse bekommen. Der Engländer war in den letzten Jahren eigentlich immer der gefeierte Publikumsliebling. Wenn „Titanium“ von David Guetta und Sia gespielt wurde und Bunting zu seinem Lied die Bühne betrat, war Stimmung garantiert.
Bunting ist nicht nur Dartspieler. Mit seinem durchchoreografierten Walk-on, seinem bei jeder Gelegenheit verbreiteten Claim „Bunting Mental“ und seinen hunderttausenden Followern in den sozialen Netzwerken ist Bunting längst eine eigene Marke.
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Diesmal aber häuften sich die Stimmen in den sozialen Medien, dass er es überstrapaziert habe. Sich einmal zu viel der Erzählung von seinem guten Verhältnis zu den Fans bedient zu haben, zu sehr an seinem Ruf als Publikumsliebling denn an seinem Dartspiel zu arbeiten.
Solche Kommentare gingen auch an Bunting nicht spurlos vorbei. Nicht nur, weil die WM sportlich durch das Drittrundenaus gegen Außenseiter James Hurrell enttäuschend verlief. Bunting präsentierte sich schon vorher ungewöhnlich emotional. Nach seinem Sieg in der zweiten Runde gegen den Inder Nitin Kumar brach Bunting auf der Pressekonferenz in Tränen aus. Offenbar, so war es aus seinem Umfeld zu hören, steckten die Social-Media-Kommentare gegen ihn hinter der Reaktion.
Sohn Toby „von Internet-Trollen angefeindet“
Nun hat sich Bunting in einem Statement ausführlich geäußert und ist dabei auch auf den Online-Umgang mit ihm und seiner Familie eingegangen. Zunächst bedankte sich der 40-jährige Engländer wie so häufig zuvor bei seinen Fans. „Ich wollte mich bei allen Fans für die überwältigende Unterstützung bedanken. Nicht nur vor Ort, sondern auch in meinen sozialen Netzwerken mit Nachrichten der Unterstützung und Liebe. Ihr seid wirklich meine Inspiration und helft mir, mich wieder aufzurichten, wenn ich am Boden bin“, schrieb Bunting.
Dann aber offenbarte er, dass im Internet seiner Person gegenüber doch nicht alles „rosy in the garden“ ist– so drückte Bunting nach seinem Tränenausbruch noch aus, dass alles in Ordnung sei. Gerade seine Familie habe Hassnachrichten lesen müssen. „Ich möchte, dass sie (die Familie, d. Red.) für immer stolz auf mich sind. Sie sehen die negativen Kommentare und tun ihr Bestes, damit ich sie nicht zu Gesicht bekomme. Selbst Toby wurde von einigen Internet-Trollen angefeindet, was für uns als Familie sehr verletzend ist.“
Toby ist Buntings Sohn. Er gehört längst zur Marke seines Vaters. Der 13-Jährige ist bei nahezu jedem Spiel vor Ort, wird von den TV-Kameras regelmäßig eingefangen, wie er mit seinem Vater leidet, zittert und jubelt. Auch auf Buntings Online-Kanälen ist Toby regelmäßig zu sehen. Videos zeigen ihn etwa im Duell am Board gegen seinen Vater.
Unterstützung bekam Bunting von Profi-Kollege Justin Hood, der am Montagnachmittag in der dritten Runde gegen Ryan Meikle gewann. „Es ist schwer genug für die Spieler, so etwas zu lesen. Und dann schreiben diese Menschen an die Familie. Vor allem das Kind sollte nichts Schlechtes lesen müssen. Die PDC oder PDPA (Spieler-Verband, d. Red.) müssen etwas machen und eingreifen“, sagte Hood.
Dass Bunting seinen Sohn nach der negativen Aufmerksamkeit sparsamer der Öffentlichkeit präsentiert, kommt für ihn aber nicht infrage. Er wolle Tobys Präsenz sogar noch erhöhen. „Toby ist einer der nettesten Jungen, die man sich wünschen kann, und ich werde im kommenden Jahr online noch viel mehr mit ihm machen“, schrieb Bunting.
Auch Veränderungen an der Marke Bunting scheinen vorerst nicht geplant. Sein Statement jedenfalls schluss er mit typischen Bunting-Wünschen für das kommende Jahr: „Lasst uns mit Bunting Mental ins Jahr 2026 starten und ich liebe euch alle.“
Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Er berichtet bis Silvester in London aus dem Alexandra Palace.
