
Die Darts-WM hat ihre erste große Überraschung. Ross Smith scheidet direkt in der ersten Runde aus. Die Nummer zwölf der Welt verspielt gegen Debütant Andreas Harrysson eine komfortable Führung – und wird auch noch von einer Wespe geärgert.
Ross Smith war gewarnt. Andreas Harrysson bedeutete ein durchaus kniffliges Los für die erste Runde dieser Darts-WM. Der 50 Jahre alte Schwede hatte 2025 mehrfach seine Qualität auf der zweitklassigen Challenge Tour angedeutet, war beim European-Tour-Event in Leverkusen nach Siegen über Raymond van Barneveld und Michael Smith sogar bis ins Achtelfinale eingezogen.
Smith aber schien am Freitagabend alles im Griff zu haben. Die Nummer zwölf der Setzliste lag gegen Andreas Harrysson aus Schweden mit 2:1 Sätzen in Führung, hatte sich auch in Durchgang vier mit 2:0 einen vermeintlich vorentscheidenden Vorteil erspielt und gerade seinen ersten Matchdart auf der Doppel-20.
Dass Smith verfehlte, schien nicht weiter tragisch. Schließlich dürften sich noch weitere Möglichkeiten bieten. Keine Fehleinschätzung, wie sich zeigen sollte. Und dennoch verließ der Engländer die Bühne des Alexandra Palace wenige Minuten später als Verlierer. Smith unterlag dem WM-Debütanten mit 2:3 und schied trotz eines um drei Punkte höheren Averages von 96,89 als erster gesetzter Spieler aus. Dabei wurde er auch noch von der legendären Ally-Pally-Wespe geärgert. Minutenlang setzte diese sich auf dem Kragen von Smiths Shirt nieder, bevor sich der Engländer an seinem Tisch stehend in den Nacken fasste und das Tier somit verscheuchte.
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„Es ist fantastisch, absolut fantastisch“, sagte der WM-Debütant nach seinem Erfolg, dessen Grundstein sein Gegner gelegt hatte. Nach dem verpassten Matchdart auf Tops, hatte Smith das 1:2 des Schweden kassiert, sich dank seines deutlich besseren Scorings aber nur ein Leg später weitere Matchdarts erspielt. Der „Smudger“ aber verfehlte Nummer nicht nur Nummer zwei, sondern warf auch noch den dritten, vierten und fünften Matchdart vorbei. Harrysson rettete sich in den Decider und schaffte tatsächlich den Satzausgleich.
Vor einem Monat habe er beruflich eine Pause eingelegt, um mehr trainieren zu können, verriet er später. Nun sollte es sich auszahlen: „Ich dachte: Nimm dir die Gelegenheit und schau, was du damit anfangen kannst.“
Der vergleichsweise alte Schwede gewann zum Start in den fünften Satz auch die Legs vier und fünf in Folge, stellte auf 2:0 und konnte sich sogar noch einen vergebenen Matchdart auf dem Bullseye erlauben. Mehr als ein Leg war für Smith nicht mehr drin, da Harrysson nun konsequent die Triple-Felder traf, Smith Tops zum 2:2 verpasste und der Außenseiter mit dem fünften Matchdart auf der Doppel-5 ins Ziel lief.
„Es ist ein tolles Gefühl. Ich hoffe, ich kann daran in den kommenden Matches anknüpfen“, sagte Harrysson, während Smith jetzt zuschauen muss, wie sich die Preisgeldsteigerung der WM auf die Rangliste auswirkt. Er dürfte von zahlreichen Spielern überholt werden, möglicherweise auch von Martin Schindler. Der deutschen Nummer eins würde dafür schon ein Sieg am Mittwoch gegen Stephen Burton genügen.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde
- Niels Zonneveld (NED) – Haupai Puha (NZL) 3:0 (3:2, 3:2, 3:0)
- Ian White (ENG) – Mervyn King (ENG) 3:2 (3:1, 3:0, 2:3, 2:3, 3:0)
- Ryan Searle (ENG/20) – Chris Landman (NED) 3:0 (3:0, 3:2, 3:1)
- Rob Cross (ENG/17) – Cor Dekker (NOR) 3:0 (3:0, 3:2, 3:0)
- Ross Smith (ENG/12) – Andreas Harrysson (SWE) 2:3 (3:2, 2:3, 3:1, 2:3, 1:3)
- Ricky Evans (ENG) – Man Lok Leung (HKG)
- Gian van Veen (NED/10) – Cristo Reyes (ESP)
- Damon Heta (AUS/16) – Steve Lennon (IRL)
