
Arno Merk mischt weiterhin bei der Darts-WM mit. Der Debütant schlug den zweimaligen Weltmeister Peter Wright und komplettiert ein deutsches Quartett in der dritten Runde. Der Schotte war gegen den Außenseiter aus Peine chancenlos.
Man merkte ihm die Ehrfurcht an. Auch wenn sein Körper wohl noch nie in seinem Leben so viele Endorphine auf einmal ausgeschüttet hatte, hielt Arno Merk seine Freude zunächst unter Verschluss. Respektvoll und freundlich widmete er sich Peter Wright. Als er ihn in die Arme nahm und drückte, waren Anerkennung und Bewunderung zu spüren.
Wright ist ein Superstar, einer der erfolgreichsten Spieler der Dartsgeschichte, 2020 und 2022 gewann der Schotte unter anderem die Weltmeisterschaft und hatte für die WM 2026 Titel Nummer drei angekündigt. Daraus allerdings wird nichts. Wright scheiterte. An Merk.
Der deutsche Debütant aus dem niedersächsischen Peine steht nicht nur sensationell in der dritten Runde der Darts-WM, er ließ Wright beim 3:0 nicht den Hauch einer Chance, gab gegen den 55-Jährigen nur zwei Legs ab. „Ich bin fassungslos, wie betäubt. Ich kann es nicht glauben. Ich habe eine Legende bezwungen“, bestätigte Merk kurz darauf den Eindruck von der Bühne, wo er in dem ganzen Wahnsinn beinahe seine Siegerpfeile vergessen hatte.
Nach der Huldigung Wrights und dem anschließenden ausgelassenen Jubel in Richtung seines Anhangs, fiel es ihm gerade noch ein, dass die Darts immer noch im Board steckten.
Zwei Highfinishs von Arno Merk
Die hatten in seinem zweiten WM-Match von Beginn an wie selbstverständlich die anvisierten Ziele im Board getroffen. Merk gelang das frühstmögliche Break zum 2:0, machte den Satz mit einem 122er-Checkout perfekt und hatte drei seiner ersten vier Versuche auf den Doppelfeldern getroffen. Eine Ansage.
Wrights Anwurfvorteil im zweiten Durchgang war mit dem 2:1-Break von Merk egalisiert. Der Deutsche hob seinen Average über die 90er-Marke, stand immer noch bei einer Doppel-Quote von 63 Prozent und checkte zum 2:0 nach Sätzen.
Sollte es in dem einseitigen Match überhaupt einen Moment des Zweifels gegeben haben, folgte er im dritten Satz, als Merk fünf Darts in Folge zum vorentscheidenden Break für das 2:0 ausließ und das 1:1 kassierte. Letztlich kostete ihn die Nachlässigkeit nur ein Absinken seiner Doppelquote auf am Ende unter 50 Prozent (47).
Merk zog sein Spiel in der Folge unbeirrt weiter durch und checkte mit seinem zweiten Highfinish 104 Punkte zum 2:1. Auch die noch einmal leise aufkommende Hoffnung seines Gegners erstickte er im Kern, konterte Wrights zweite 180 mit seinem ersten Maximum und checkte mit dem zweiten Dart auf Doppel-6 zum Match.
92,17 Punkte standen am Ende im Average. „Meine Freundin, mein Manager, meine Freunde“, sagte er und blickte in Richtung seines Anhangs: „Ich bin so stolz, sie stolz zu machen.“
Neun Personen hat Merk mit nach London gebracht, um die verrücktesten und erfolgreichsten Wochen seiner Karriere zu teilen. Es sei kein Märchen, „das ist eine Romanze“, sagte er später im Interview bei DAZN und gab den Feierbefehl für den Abend: „Wir wollen die Sau rauslassen und den geilen Erfolg feiern.“ Die Zeche zu bezahlen dürfte angesichts von 35.000 Pfund Preisgeld kein Problem sein.
Nach den gezeigten Leistungen in Runde eins gegen Kim Huybrechts und nun gegen Wright kann nicht ausgeschlossen werden, dass auf die Gruppe sogar noch weitere Feiertage in London warten. Auch wenn der nächste Gegner voraussichtlich Michael van Gerwen heißen wird. „Wenn ich so spiele, kann ich jedem gefährlich werden“, findet auch Merk.
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Mit Merk, Martin Schindler, Ricardo Pietreczko und Gabriel Clemens haben vier der acht in London gestarteten Deutschen unter die besten 32 geschafft. Die dritte Runde wird nach der Weihnachtspause am Samstag, Sonntag und Montag ausgespielt.
Ein deutsches Quartett in der dritten WM-Runde hatte es bislang nur einmal gegeben. Vor zwei Jahren standen Schindler, Pietreczko, Clemens und Florian Hempel nach Weihnachten noch im Turnier, verpassten aber allesamt den Einzug ins Achtelfinale.
Darts-WM 2026, Ergebnisse 2. Runde
- Jonny Tata (NZL) – Ryan Meikle (ENG) 2:3 (3:1, 3:2, 2:3, 1:3, 1:3)
- Daryl Gurney (NIR/22) – Callan Rydz (ENG) 2:3 n.V. (1:3, 3:0, 3:1, 0:3, 3:5)
- Jermaine Wattimena (NED/19) – Scott Williams (ENG) 3:2 (3:2, 3:2, 1:3, 0:3, 3:0)
- Peter Wright (SCO/30) – Arno Merk (D) 0:3 (0:3, 1:3, 1:3)
ab 20.15 Uhr:
- Danny Noppert (NED/6) – Justin Hood (ENG)
- Gary Anderson (SCO/14) – Connor Scutt (ENG)
- Michael van Gerwen (NED/3) – William O’Connor (IRL)
- Josh Rock (NIR/11) – Joe Comito (AUS)
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.
