Darts-WM: Favoritenstürze im Ally Pally – auch Gary Anderson bleibt nicht verschont

Den Anfang machte Martin Schindler mit seinem 0:3 gegen Callan Rydz, es folgte Ross Smith, und dann erwischte es an seinem 54. Geburtstag auch noch Gary Anderson. Alle drei gesetzten Spieler schieden in ihren Auftaktmatches der Darts-WM direkt wieder aus. Keiner von ihnen schaffte einen Satzgewinn.

Anderson, zweimaliger Weltmeister, stürzte überraschend über den für Schweden startenden Niederländer Jeffrey de Graaf. Der nach einem beeindruckenden Formanstieg zuletzt wieder zum Favoritenkreis zählende Schotte hatte nach den beiden ersten Sätzen nur einen seiner 17 Versuche auf die Doppelfelder getroffen. Drei von 20 waren es am Ende. Es bedurfte nicht vieler Zahlen, um das gesamte Match zusammenzufassen. „Die Check-outs machen den Unterschied. So war es auch in diesem Spiel“, sagte de Graaf, der sich nur drei Fehler beim Check-out erlaubte. „Ich bin natürlich sehr glücklich über den Sieg. Er ist mein Vorbild, seit ich 14 Jahre alt bin. Aber er war heute nicht der, der er wirklich ist.“

In der dritten WM-Runde wird die Nummer 81 der Weltrangliste mit einer ungewohnten Rolle klarkommen müssen: De Graaf ist hoher Favorit gegen einen Spieler, der bereits mit seinem ersten Sieg bei diesem Turnier seinen persönlichen Karrierehöhepunkt erlebt hatte.

Nein, es sei noch zu früh für derartige Fragen, hatte Paolo Nebrida damals geantwortet, ob dieser Erfolg sein Leben verändern werde. „Das kann ich erst nach meinem zweiten Match sagen“, erklärte der Mann von den Philippinen nach dem 3:2 gegen den Waliser Jim Williams und schaute dabei in belustigte Gesichter.

Nebrida gewinnt alle drei Decider

Demnach dürfte es nun so weit sein. Denn auch nach seinem zweiten Einsatz bei dieser Darts-Weltmeisterschaft ist Nebrida immer noch dabei. Er gewann gegen Ross Smith, immerhin die Nummer 18 der Weltrangliste. Besonders bemerkenswert: Jeder Satz wurde erst im Decider entschieden – und Nebrida, der neun seiner elf Versuche auf den Doppeln traf, gewann sie alle, siegte 3:0 und steht jetzt tatsächlich als erster Spieler von den Philippinen in der dritten Runde.

„Das hier ist für meine Familie, meine Landsleute und für Sandro Eric Sosing“, sagte Nebrida. Sein Landsmann hatte aufgrund von Schmerzen in der Brust kurzfristig nicht zu seinem Erstrunden-Match gegen Ian White antreten können.

Nebrida wird ihn über Weihnachten im Krankenhaus besuchen. „Ich habe an ihn auf der Bühne gedacht. Er ist mein Freund“, sagte er.

Der 29-Jährige ist bereits zum dritten Mal dabei. Bei seinen ersten beiden Teilnahmen hatte er jeweils knapp mit 2:3 verloren, einmal gegen Danny Jansen, einmal gegen Simon Whitlock. Nun kann er sich wie de Graaf über mindestens 25.000 Pfund Preisgeld und eine Chance auf den Einzug ins Achtelfinale freuen.

Die hat sich auch Dimitri van den Bergh gewahrt. Der Belgier trotze als einziger dem Favoritenfluch und zog mit einem 3:0 (3:2, 3:2, 3:2) gegen den Iren Dylan Slevin in die dritte Runde ein. Der „Dream-Maker“ trifft dort nach den Feiertagen auf Schindler-Bezwinger Rydz.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM, Ergebnisse vom 22.12.

2. Runde

Ryan Searle (ENG/20) – Matt Campbell (CAN) 3:0 (3:1, 3:0, 3:0)

Dirk van Duijvenbode (NED/25) – Madars Razma (LAT) 1:3 (3:0, 2:3, 0:3, 2:3)

Joe Cullen (ENG/23) – Wessel Nijman (NED) 3:0 (3:1, 3:2 3:1)

Ritchie Edhouse (ENG/29) – Ian White (ENG) 1:3 (3:1, 1:3, 1:3, 1:3)

2. Runde (ab 20 Uhr)

Martin Schindler (D/22) – Callan Rydz (ENG) 0:3 (2:3, 1:3, 0:3)

Ross Smith (ENG/19) – Paolo Nebrida (PHI) 0:3 (2:3, 2:3, 2:3)

Gary Anderson (SCO/14) – Jeffrey de Graaf (NED) 0:3 (1:3, 0:3, 2:3)

Dimitri Van den Bergh (BEL/11) – Dylan Slevin (IRL) 3:0 (3:2, 3:2, 3:2)

Darts-WM, Spielplan am 23.12.

2. Runde (ab 13.30 Uhr)

Krzysztof Ratajski (POL/31) – Alexis Toylo (PHI)

Andrew Gilding (ENG/21) – Martin Lukeman (ENG)

Josh Rock (NIR/18) – Rhys Griffin (WAL)

Jonny Clayton (WAL/7) – Mickey Mansell (NIR)

2. Runde (ab 20 Uhr)

Gian van Veen (NED/28) – Ricardo Pietreczko (D)

Daryl Gurney (NIR/26) – Florian Hempel (D)

Dave Chisnall (ENG/6) – Ricky Evans (ENG)

Rob Cross (ENG/5) – Scott Williams (ENG)

Andrew Gilding (ENG/21) – Martin Lukeman (ENG)

Josh Rock (NIR/18) – Rhys Griffin (WAL)

Jonny Clayton (WAL/7) – Mickey Mansell (NIR)

Gian van Veen (NED/28) – Ricardo Pietreczko (D)

Daryl Gurney (NIR/26) – Florian Hempel (D)

Dave Chisnall (ENG/6) – Ricky Evans (ENG)

Rob Cross (ENG/5) – Scott Williams (ENG)