Darts-WM 2026: „Ich habe mir den Arsch abgearbeitet“ – Max Hopps Comeback wird zum Triumph

Fünf Jahre nach seiner letzten Teilnahme bei der Darts-WM hat Max Hopp ein erfolgreiches Comeback gefeiert. Der 29-Jährige erwischte einen famosen Start und setzte sich letztlich souverän durch. Vor allem eine Sache habe er in den vergangenen Jahren verändert.

In den vergangenen Jahren war Max Hopp nur noch als TV-Experte bei der Darts-Weltmeisterschaft dabei. Der „Maximiser“ musste gezwungenermaßen kleinere Brötchen backen, hatte seine Tourkarte verloren, sich Häme und Hass in den Sozialen Netzwerken ausgesetzt gesehen. Nun aber ist er zurück. Im Januar gewann er seine Tourkarte zurück, und am Ende des Jahres mischt der 29-Jährige wieder auf der WM-Bühne mit.

Fünf Jahre nach seiner Zweitrunden-Niederlage gegen Mervyn King feierte Max Hopp ein erfolgreiches Comeback. Der deutsche Rekordteilnehmer, der von 2013 bis 2017 und 2019 bis 2021 regelmäßig auf der WM-Bühne in London gestanden hatte, gewann seine erste Runde mit 3:1 gegen Martin Lukeman. Er gewann damit sieben seiner neun Auftaktmatches im Ally Pally.

„Ich hatte sehr gut angefangen, bin sehr gut mit dem Druck klargekommen“, sagte Hopp im Siegerinterview auf der Bühne, unterbrach sich in seiner Analyse dann aber selbst, um die besondere Bedeutung herauszustellen: „Dieser Sieg bedeutet mir sehr, sehr viel. Und ich nehme jetzt eine Strafe in Kauf, wenn ich sage: Ich habe mir den Arsch abgearbeitet.“ Freude, Stolz, Genugtuung – vieles kam zusammen in diesem für ihn großen Moment.

Er hatte sich auch einiges ausgerechnet gegen seinen in der Order of Merit zwar 55 Plätze über ihm geführten aber formschwachen Gegner. Dieser wartete wenige Minuten vor Matchbeginn im Schatten der Bühne und schürzte zufrieden die Lippen. Hopp stand zum Walk-on bereit, wurde von Zeremonienmeister John McDonald vorgestellt – und vom Publikum heftig ausgebuht.

Die zahlreichen deutschen Fans hielten anschließend direkt dagegen. McDonald hob bei Lukemans Vorstellung die Stimme, als das Heimatland Lukemans genannt wurde: „England!“ Lauter Jubel in der einmal mehr ausverkauften West Hall des Alexandra Palace. Ein Länderkampf deutete sich an.

Hopp jedoch nahm früh Brisanz aus dem Duell und ermöglichte seinem Gegner im ersten Satz auch dank drei 180ern keinen einzigen Versuch auf den Doppeln. Im dritten Leg hatte der Deutsche sogar die Chance zum 11-Darter. Hopp feierte den Satzgewinn mit den Fans, sang und ballte die Hand zur Faust. Der 29-Jährige hatte große Lust und jede Menge Spaß. „Inspiriert von Arno Merk. Ich hatte sein Match hier verfolgt“, verriet Hopp später. Und auch das: „Nach dem verlorenen Ausbullen bin ich zu meinen Leuten gegangen und habe gesagt: Ich werde ihn direkt breaken.“

Lukeman zog nach Wiederbeginn die Hoppsche Euphoriebremse und setzte ein dickes Ausrufezeichen, als er 130 Punkte über die Doppel-5 zum 1:0 checkte. Hopp hingegen musste seinen Fokus zwischenzeitlich neu suchen. Er verrechnete sich im zweiten Leg des zweiten Satzes, stand bei 119 Punkten Rest nach getroffener Triple-19 und Triple-14 bei 20 Punkten, zielte aber auf die Doppel-14.

Lukeman holte sich den Spielabschnitt, vergab ein Leg später jedoch gleich drei Setdarts. Hopp bestrafte ihn auf dem Doppel, diesmal auch dem richtigen: Double-10 zum 1:2. Vielleicht der wichtigste Treffer, machte er dem Deutschen das anschließende 2:2, 3:2 und damit auch die 2:0-Satzführung erst möglich.

Allerdings hatte der „Maximiser“ auch das nötige Glück, dass Lukeman im Decider durch einen Bouncer aus der Triple-20 die Chance zum Checkout verwehrt blieb und „Smash“ nach drei verpassten Setdarts von Hopp auch seine Setdarts fünf, sechs und sieben nicht nutzte.

Lukeman startete erneut vielversprechend in den nächsten Satz, checkte zum 1:0 und nutzte einen Fehler Hopps zum 2:0. Der Hesse hatte bereits sieben 180er geworfen, stand mit 92 Punkten im Average sieben Punkte besser als sein Gegner, doch sicher war dieser Sieg noch nicht.

Hopp breakte zum 1:2, bestrafte weitere Fehler Lukemans auf der Doppel-6, und glich – wieder mal nervenstark mit dem letzten Dart – zum 2:2 aus. Zum Problem wurde das Scoring. Im Decider traf nur einer von Hopps ersten 14 Pfeilen das Triple, sein Average rutschte unter die 90-Punkte-Marke. Lukeman dagegen checkte 100 Punkte zum 1:2 nach Sätzen.

Hopp zeigte auf seine Schwächephase keine äußerliche Reaktion, schien ruhig zu bleiben. Auch wenn das Scoring nachließ, funktionierte das Checkout: Der Deutsche checkte 90 Punkte zum Start in seinen Anwurfsatz. Im zweiten Leg erhielt er sogar 20 Darts, um zum 2:0 zu checken. Das nachlassende Niveau ermöglichte ihm letztlich den Sieg nach vier Sätzen: Der erste Matchdart auf der Doppel-16 war drin.

Die Statistiken waren nur fürs Protokoll: ein Average von 88,32 Punkten, 37,9 Prozent getroffene Versuche auf den Doppeln. Was zählte, war allein der Sieg.

Hopp trifft auf Luke Woodhouse

Die Deutschen sind nach den Erfolgen von Merk und Gabriel Clemens nun mit mindestens drei Spielern in der zweiten Runde vertreten. Bis zu sieben könnten es in den kommenden Tagen noch werden.

Abonnieren Sie WELTMeister bei Spotify, Apple Podcasts oder direkt per RSS-Feed.

Für Hopp geht es gegen den an Nummer 25 gesetzten Luke Woodhouse weiter – wieder ein Engländer. „Es waren heute viele Aufnahmen, wo keine Triple dabeiwaren. Gegen Luke muss ich mein Spiel ein bisschen anheben. Aber ich werde es Luke schwierig machen. Ich bin bereit für das Spiel“, sagte Hopp.

Womöglich hilft ihm dabei sein Reifeprozess. Die Frage, wie er sich als Spieler in den vergangenen fünf Jahren verändert habe, beantwortete er so: „Ich bin wahrhaftiger geworden. Es ist ganz, ganz wichtig, dass ich mich auf mich besinne. Nicht danach schaue, was andere sagen. Ich bin mir meiner Stärken und meiner Schwächen bewusst.“

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde

  • Brendan Dolan (NIR) – Tavis Dudeney (ENG) 3:1 (3:1, 3:2, 2:3, 3:1)
  • Cameron Menzies (SCO/26) – Charlie Manby (ENG) 2:3 (3:2, 2:3, 3:1, 2:3, 1:3)
  • Mensur Suljovic (AUT) – David Cameron (CAN) 3:1 (3:1, 2:3, 3:1, 3:1)
  • Peter Wright (SCO/30) – Noa-Lynn van Leuven (NED) 3:0 (3:1, 3:2, 3:0)
  • Martin Lukeman (ENG) – Max Hopp (D) 1:3 (0:3, 2:3, 3:2, 0:3)
  • Dirk van Duijvenbode (NED/29) – Andy Baetens (BEL)
  • Jonny Clayton (WAL/5) – Adam Lipscombe (ENG)
  • Connor Scutt (ENG) – Simon Whitlock (AUS)