
So etwas gab es bei der Darts-WM bisher nicht. Die Sternstunde des 20-jährigen Charlie Manby gerät zur Nebensache. Gegner Cameron Menzies rastet im Moment der Niederlage auf der Bühne aus. Ihm droht ein Nachspiel.
Die Darts-WM 2026 hat ihren ersten Eklat. Nach dem Erstrunden-Match zwischen Cameron Menzies und Charlie Manby kam es auf der Bühne zu einem Zwischenfall.
Der an Nummer 26 gesetzte und nach einer erfolgreichen Saison mit großen Erwartungen in das Turnier gestartete Menzies hatte gegen den 20-jährigen Debütanten eine 2:1-Satzführung verspielt und noch 2:3 verloren. Während der Youngster überglücklich über die Bühne sprang, fluchte Menzies vor sich hin und widmete sich seinem Stehtisch.
Menzies boxte einmal, zweimal, dreimal mit seiner Faust gegen das Möbelstück, auf dem die Spieler ihre Dartstaschen ablegen. Wasserflasche und Glas fielen zu Boden. Menzies, ehemaliger Lebensgefährte von Fallon Sherrock, schien unberechenbar. Eine Bewertung, zu der auch Schiedsrichter Kirk Bevins kam und vom Board zum wildgewordenen Schotten eilte. Menzies wurde von der Bühne verwiesen.
Auf dem Weg zum Ausgang gab es immerhin noch einen Glückwunsch an Manby und eine entschuldigende Geste in Richtung des Publikums. Doch seine Aktion wird ein Nachspiel haben. PDC-Boss Matt Porter eilte direkt nach Menzies‘ Abgang in den Spielerbereich.
Auch Charlie Manby erhielt offenbar ein Briefing, wie er mit der Situation umgehen solle. Die obligatorische Medienkonferenz des siegreichen Spielers begann mit einer Viertelstunde Verspätung.
Er wolle zu dem Vorfall nichts sagen, sagte Manby dann auch wenig überraschend. „Ich habe mich um mich und meien Sachen gekümmert.“ Was nicht ganz der Wahrheit entsprach, da er im Moment des Eklats direkt neben dem Tisch zum Handshake bereitstand und verschreckt die Arme hob, als Menzies auf ihn zugepoltert kam.
Menzies verpasst mehrfach das 2:2
Menzies war auch während des Spiels durch überbordende Emotionen aufgefallen, wirkte aggressiv und lieferte sich einen Disput mit Bevins. Doch auch nachdem er zweimal eine Satzführung verspielt hatte, war die Möglichkeit zum Sieg noch da.
Im vierten Leg des Entscheidungssatzes hatte Manby seinen ersten Matchdart auf der Doppel-16 verpasst, Menzies stand bei sechs Punkten Rest, warf aber dreimal an der Doppel-3 vorbei. Der junge Engländer nahm sich daraufhin Zeit. Sein gesamter Anhang im Publikum war aufgestanden, schrie zu ihm auf die Bühne hinauf. Manby pustete durch – um dann erneut dreimal zu verfehlen. Ein Drama.
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Menzies erhielt somit erneut die Chance, und es dürften die folgenden drei Fehldarts gewesen sein, die den Furor in ihm entfachten, der sich später an der Tischstange entlud. Die Fans nahmen nun Einfluss, skandierten: „Charlie! Charlie! Charlie!“ Es war ohrenbetäubend laut. Der Youngster warf jedoch auch Matchdart Nummer fünf vorbei, auch der sechste landete nicht im Doppel. Dann, mit dem letzten Pfeil, machte er den Sieg doch noch perfekt.
„Das war die großartigste Sache, die ich jemals getan habe“, sagte Manby später. Auf der Pressekonferenz wirkte er bescheiden und höflich, fast schüchtern. Ein krasser Kontrast zu seinem emotionalen Auftritt zuvor auf der Bühne. Allerdings war ja mittlerweile auch genug Zeit vergangen.
Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch über Abseitiges wie Fußball.
Darts-WM 2026, Ergebnisse, 1. Runde
- Brendan Dolan (NIR) – Tavis Dudeney (ENG) 3:1 (3:1, 3:2, 2:3, 3:1)
- Cameron Menzies (SCO/26) – Charlie Manby (ENG) 2:3 (3:2, 2:3, 3:1, 2:3, 1:3)
- Mensur Suljovic (AUT) – David Cameron (CAN) 3:1 (3:1, 2:3, 3:1, 3:1)
- Peter Wright (SCO/30) – Noa-Lynn van Leuven (NED)
