Darts in Riad: Saudi-Arabien startet neues Turnier – Sport

Luke Littler ist der Posterboy der Darts-Szene. Der aktuelle Weltmeister, 18 Jahre jung, ist nicht nur Aushängeschild einer ganzen Sportart, sondern auch seit Kurzem Werbegesicht des weltweit größten Videospielherstellers Electronic Arts und seiner Fußballsimulation EA FC. Die Firma war erst vergangene Woche von einem Investoren-Konsortium aus Saudi-Arabien aufgekauft worden. Passend dazu verkündete die Professional Darts Cooperation (PDC), Littlers Arbeitgeber, wenige Tage später einen Schritt, der schon seit Längerem zu erwarten war.

Der Pfeile-Zirkus wandert nach der WM zur Weihnachtszeit erstmals nach Saudi-Arabien, in die Hauptstadt Riad. Dort finden im Januar die „Saudi Arabia Darts Masters“ statt, dotiert mit 100 000 Pfund Preisgeld, 30 000 für den Sieger. Das sind für den Dartsport gleichwohl keine utopischen Summen, zum Vergleich: Der Weltmeister bekommt in diesem Winter erstmals eine Million Pfund Preisgeld.

Seit einigen Jahren hält sich das Gerücht, die Darts-WM könne doch aus dem legendären „Ally Pally“ in London ausziehen und fortan in Saudi-Arabien ausgetragen werden. So weit ist es jetzt zwar bislang nicht, doch die PDC tastet sich im Nahen Osten weiter strategisch vorwärts – seit 2023 gibt es bereits ein Turnier in Bahrain.

Das Turnier ist Teil der „Riyadh Season“, die an diesem Freitag startet

Sportliche Argumente gibt es für die Kooperation mit Saudi-Arabien keine, das Land ist auf der Darts-Weltkarte ein weißer Fleck. Noch nie hat ein Spieler aus dem Königreich an einem Turnier der PDC teilgenommen, nicht einmal, wenn man ihm die Möglichkeit vor die Haustür setzte, etwa bei den Turnieren in Bahrain, die bei maximal magerer Möbelhaus-Atmosphäre vor sich hin plätscherten. Auch in Riad dürfte es kaum stimmungsvoller zugehen, was auch am absoluten Alkoholverbot im Land liegt. Dem Dartssport das Bier wegnehmen zu wollen, erscheint auch 2025 noch immer undenkbar.

Die beschwipste Feierei im Publikum gehört zum Sport dazu und mischt sich mit den Spielern auf der Bühne zu einem Erfolgsrezept, von dem nun offenbar auch Turki Alalshikh überzeugt ist – nur eben ohne Bier und wilde Party.  Alalshikh ist Vorsitzender der „General Entertainment Authority“ in Saudi-Arabien und posaunte jüngst, er wolle „ein verrücktes Konzept“ für das neue Turnier entwickeln. Wie genau dieses Konzept aussehen könnte, verriet er bis jetzt nicht.

Das Gastspiel in Riad sei ein „Abenteuer“ und niemand wisse genau, wo es enden wird, sagte Barry Hearn, langjähriger Vorsitzender der PDC, bei Sky Sports. Wenn in einem Land kein Alkohol getrunken werden darf, müsse man das akzeptieren: „Wir trinken nicht. Oder wir gehen nicht hin.“ Die Turniere in Bahrain haben gezeigt, dass eher zweiteres der Fall sein dürfte.

Das neue Turnier ist Teil der „Riyadh Season“, die an diesem Freitag startet. Für das extravagante Bohei werden knapp 3,2 Milliarden US-Dollar in etliche Sport-, Kultur- und Musikevents gepumpt, die bis März 2026 in und um Riad stattfinden. Dass nun erstmals Darts im Programm ist, unterstreicht, dass für Saudi-Arabien auch Randsportarten eine Rolle spielen. Neben dem Pfeilwurf ist auch Snooker, Flag Football, Wrestling und E-Sport Teil der Riyadh Season.