Darts: Drama um deutschen Spieler – für das WM-Ticket fehlen ihm 150 Pfund

Michael Unterbuchner kämpft sich kurz vor dem Ende der zweitklassigen Challenge Tour auf einen WM-Platz. Ins letzte Turnier geht er mit einem kleinen Vorsprung auf seinen großen Konkurrenten. Dann wird es dramatisch.

Knapper als Michael Unterbuchner kann man nicht scheitern. Dem deutschen Darts-Spieler fehlten am Ende genau 150 Pfund – oder anders ausgedrückt das Preisgeld eines weiteren Sieges – um das Ticket für die Darts-WM im Londoner Alexandra Palace (11. Dezember 2025 bis 3. Januar 2026) zu lösen.

Unterbuchner hatte sich mit seinem ersten Turniersieg auf der Challenge Tour, der zweitklassigen Turnierserie der PDC, am Samstag erst in die gute Ausgangslage für den Kampf um die WM-Plätze gebracht. Die 2500 Pfund für den Turniersieg brachten ihn in die Spitzengruppe der Rangliste. Im Normalfall qualifizieren sich die ersten drei über die Challenge Tour für die Weltmeisterschaft. Weil sich der Litauer Darius Labanauskas (am Ende auf Platz zwei) aber schon über die erstklassige Pro Tour qualifiziert hat, reichte diesmal auch der vierte Platz.

Der Verlauf des Sonntags war dann an Drama kaum zu überbieten. Im ersten Turnier am Vormittag bezwang Unterbuchner direkt im ersten Spiel seinen direkten Konkurrenten Mervyn King mit 5:2, nahm dem Engländer wertvolles Preisgeld ab. Der 37-jährige Deutsche schaffte es in diesem Turnier unter die letzten 32 – bekam dafür noch einmal 200 Pfund, während King leer ausging.

Vor dem entscheidenden Turnier am Sonntagnachmittag stand Unterbuchner damit hundert Pfund vor King und gleichauf mit dem Niederländer Jamai van den Herik auf Rang vier. Der Platz hätte für die WM gereicht. Weil van der Herik bereits über die Development Tour (Nachwuchsserie der PDC) qualifiziert ist, entwickelte sich fortan ein Zweikampf zwischen Unterbuchner und King, dem WM-Halbfinalisten von 2009, um den verbliebenen Platz.

Entscheidende Verschiebung im letzten Turnier

Beide schritten, immer mit dem leichten Vorteil für Unterbuchner, Runde um Runde gemeinsam voran – bis zum Viertelfinale. Dort verlor der Deutsche im Decider mit 4:5 gegen den Niederländer Jurjen van der Velde. King hingegen schaffte den Sprung ins Halbfinale, er setzte sich in seinem Decider durch. Besonders bitter aus deutscher Sicht: King stand in diesem Spiel mit einem Bein vor dem Aus. Sein Gegner Cocks Lee vergab drei Matchdarts.

Der eine Sieg, letztlich das eine Leg, das King gewann und Unterbuchner verlor, sorgte in der Rangliste für die entscheidende Verschiebung. King kassierte im letzten Turnier 250 Pfund mehr Preisgeld und überholte Unterbuchner damit. Am Ende trennten die beiden 150 Pfund (7975 zu 7825). Hätte Unterbuchner ebenfalls das Halbfinale erreicht oder wäre King ebenfalls im Viertelfinale ausgeschieden, wäre der Deutsche vorn geblieben.

Für das Turnier im Ally Pally werden aus deutscher Sicht Martin Schindler und Ricardo Pietreczko über die Weltrangliste dabei sein. Niko Springer ist sein Platz über die Pro-Tour-Rangliste nicht mehr zu nehmen, auch Lukas Wenig, Gabriel Clemens, Max Hopp und Dominik Grüllich stehen in dieser Wertung auf einem Quali-Rang. In der Super League (4.-7. November) wird in Hildesheim ein weiterer deutscher Starter ermittelt.

Luca Wiecek ist Sportredakteur für WELT. Mit seiner Darts-Mannschaft VfD Rakete Berlin ist er aktuell Tabellensechster der Berliner Oberliga.