

Im Machtkampf mit demokratisch regierten US-Städten setzt Präsident Donald Trump seinen engen Draht zur FIFA als politisches Druckmittel ein – und droht mit Entzug der Gastegeberrolle bei der WM 2026.
Er könne Weltverbandschef Gianni Infantino mit Leichtigkeit dazu bringen, Städte wie Boston als Austragungsorte für WM-Spiele zu streichen, sagte Trump im Weißen Haus.
Dabei deutete der Republikaner einmal mehr Probleme mit angeblich ausufernder Kriminalität an. Auf diese Weise versucht Trump schon seit Monaten, den Einsatz von Nationalgardisten in demokratisch regierten US-Großstädten zu rechtfertigen – gegen den Willen der normalerweise dafür zuständigen Gouverneure der jeweiligen Bundesstaaten.
Schon im September hatte Trump den Städten offen gedroht. Er gehe zwar davon aus, dass die Weltmeisterschaft „sicher“ verlaufen würde, „aber wenn ich der Meinung bin, dass es nicht sicher ist, werden wir die Spiele in eine andere Stadt verlegen“. Trump hatte sich schon Anfang des Jahres zum Vorsitzenden einer Taskforce der US-Regierung für die WM ernannt.
Trump: „Dann würde ich Gianni anrufen“
Angesprochen auf Bostons Bürgermeisterin Michelle Wu sagte Trump, sie sei „radikal links“ und schade ihrer eigenen Stadt. „Wenn jemand einen schlechten Job macht und ich den Eindruck habe, dass die Bedingungen (zur Ausrichtung von WM-Spielen) unsicher sind, dann würde ich Gianni anrufen, den phänomenalen Chef der FIFA, und ich würde sagen: ‚Lass es uns woanders hin verlegen.‘ Und er würde es machen.“ Vermutlich wäre Infantino davon zwar nicht begeistert, ergänzte Trump: „Aber er würde es ohne Weiteres machen. Er würde es machen. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, es zu tun.“
Die USA, Kanada und Mexiko richten die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer (11. Juni bis 19. Juli) gemeinsam aus. Allein elf der 16 Gastgeberstädte sind in den Vereinigten Staaten – darunter Boston und die ebenfalls demokratisch regierte Westküstenmetropole Los Angeles. Gerade die kalifornische Millionenstadt geriet weltweit in die Schlagzeilen, als Trump dort vor Monaten beim ersten Einsatz dieser Art Soldaten aufmarschieren ließ – mit dem erklärten Ziel, Proteste gegen Razzien der Einwanderungsbehörde ICE zurückzudrängen. Später folgten Einsätze in weiteren Städten, für die trotz politischer Widerstände ebenfalls Nationalgardisten mobilisiert wurden.
Drohungen auch gegen Los Angeles wegen Olympia
Trump sagte nun, er könne auch im Falle der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles eine Verlegung des Ausrichtungsorts erwirken, falls die Stadt nach seinem Empfinden „nicht angemessen vorbereitet sein sollte“. Dafür sei wahrscheinlich ein anderes Verfahren nötig als bei der Neuvergabe von WM-Partien, „aber wir würden es tun“.
Infantino spielt gerne den Weltpolitiker
FIFA-Chef Infantino pflegt enge Verbindungen zu Trump und war – zur Verwunderung vieler Beobachter – auch bei der jüngsten Zeremonie zur Unterzeichnung einer vom US-Präsidenten arrangierten Friedenserklärung für den Nahen Osten in Ägypten dabei. Die ägyptische Zeitung „Al-Masri al-Jum“ bezeichnete den Schweizer als „seltsamsten“ Gast des Gipfels in Scharm el Scheich, an dem zahlreiche Staats- und Regierungschefs wie Bundeskanzler Friedrich Merz teilnahmen.
Infantino zeigt sich seit Jahren bei wichtigen weltpolitischen Anlässen und betont immer wieder die seiner Ansicht nach verbindende Kraft des Fußballs. Kritiker halten ihm unangebrachte Nähe zu Staaten und Regierungen vor, die demokratische Werte nicht teilen und grundlegende Menschenrechte missachten.