Daniel Tschofenig gewinnt Neujahrsspringen der Vierschanzentournee

Die Winde wechselten stark und rapide an einem traumhaften Neujahrstag mit viel Sonne am Gudiberg von Partenkirchen. Für Skispringer sind das schwere Bedingungen, die in großen Weitenmargen Ausdruck finden. Doch Daniel Tschofenig, ein 22 Jahre alter Kärntner mit Strubbelfrisur, trotzte den Lufteinflüssen wie kein anderer Springer bei der zweiten Station der 73. Vierschanzentournee auf der Großen Olympiaschanze. Er gewann mit deutlichem Vorsprung vor dem Schweizer Gregor Deschwanden und seinem Landsmann Michael Hayböck.

Tschofenig zelebrierte seinen Triumph im Auslauf der Anlage nach seiner etwas unsicheren Landung mit lauten Jubelschreien. „Das Neujahrsspringen zu gewinnen, ist etwas Besonderes für mich, weil ich mir das immer schon als Kind im Fernsehen angesehen habe. Nun an dieser Stelle oben zu stehen, ist fabelhaft“, sagte er anschließend. Tschofenig ist derzeit der Springer der Stunde bei der Reise über die vier Schanzen.

Tschofenig zeigt drei Topsprünge

Bisher zeigte er bei vier Versuchen drei Topsprünge, nur sein erster Satz in Oberstdorf misslang ihm etwas. Mit dieser Form ist der Flieger vom SV Achomitz-Zahomc, gelegen an der Grenze zu Slowenien, nun der Favorit auf den Sieg der traditionellen deutsch-österreichischen Veranstaltung. Im Zwischenranking des Weltcups ist Tschofenig nach seinem Erfolg vom Mittwoch ebenfalls die Nummer eins, in dieser Wertung hat er den Bayern Pius Paschke auf Rang zwei verdrängt.

Paschke verlor nach einem für seine Verhältnisse misslungenen ersten Sprung – 129 Meter, Rang 16 – trotz eines famosen zweiten Satzes den Anschluss an die Spitzenränge der Tourneewertung. Paschke landete erst im Finale bei 143,5 Metern, der größten Weite dieses Umlaufs, und verbesserte sich noch auf Rang neun. In der Tournee-Wertung büßte er allerdings viele Punkte auf Tschofenig und weitere am Neujahrstag vor ihm platzierte Springer ein.

Paschke wird dort nun auf Position sechs geführt, er verlor gegenüber dem Auftaktspringen in Oberstdorf somit zwei Plätze, sein Rückstand auf Tschofenig beträgt nun bereits satte 25,3 Punkte, was umgerechnet gut 14 Metern entspricht.

Im ersten Durchgang wirkte Paschke, der bisher fünf von zwölf Springen dieses Winters gewonnen hat, nicht so gelöst wie zuletzt oft, was bei ihm zu einem Problem in der Anfahrt führte, wie er später ausführte: „Die Unruhe kostete mich mein Gefühl in der Hocke, daraus ergaben sich viele Folgefehler.“ Die Körperspannung sei sehr hoch gewesen, erzählte Paschke noch, „das gilt auch für meine Pulsregulierung“.

„So, wie ich es gewohnt bin“

Die erhöhte Schlagzahl seines Blutes versuchte Paschke mit speziellen Atemtechniken zu regulieren, was ihm schließlich im finalen Versuch half: „Der zweite Sprung war zwar nicht perfekt, aber da habe ich die Absprungkante so erwischt, wie ich es gewohnt bin.“ 143,5 Meter bei allerdings auch Aufwind-Bedingungen waren das Ergebnis.

Das reichte nicht, um auf seinen österreichischen Rivalen Stefan Kraft Boden gut zu machen, den Sieger von Oberstdorf, der in Garmisch-Partenkirchen im ersten Durchgang ähnlich wie Paschke einen für seine Verhältnisse durchschnittlichen Sprung zeigte, der ihn auf Rang 14 spülte.

Diesen Malus glich Kraft mit einem starken zweiten Flug aus, was noch zu Rang acht reichte. In der Tournee-Gesamtwertung fiel Kraft von Rang eins auf Platz drei zurück, auf Tschofenig fehlten ihm 8,7 Punkte. Zwischen den beiden Austria-Fliegern liegt mit Jan Hörl, dem Fünften vom Neujahrstag, noch ein dritter Österreicher aussichtsreich im Rennen.

Für Aufsehen sorgte zudem mit Hayböck noch ein weiterer österreichischer Springer: Er verbesserte mit einem Traumflug im ersten Durchgang den bestehenden Schanzenrekord des Polen Dawid Kubacki um einen Meter. Die Bestmarke in Garmisch-Partenkirchen steht bis auf weiteres bei 145 Metern.

„Das wird einfach nur cool“

Tschofenig wiederum fährt nun mit doppelter Auszeichnung nach Innsbruck, der dritten Tournee-Station – Weltcup- und Tourneeführender zu sein, ist ein seltenes Double. Ihn wie auch Hörl zeichnet gegenwärtig eine außergewöhnliche Gelassenheit aus. Vor dem ersten Durchgang spielten die beiden auf einer kleinen Tischtennisplattenversion eine Partie Pingpong und vertrieben sich damit die Nervosität.

Nach den ausverkauften Arenen in Oberstdorf (25.000 Zuschauer) und Garmisch-Partenkirchen (22.000) werden die Tribünen auch bei der dritte Etappe am Innsbrucker Bergisel an diesem Samstag mit 22.500 Menschen voll besetzt sein.

Dass mit ihm, Hörl und Kraft gleich drei österreichische Springer vor dem ersten Wettkampf in der Heimat die Tourneewertung anführen, findet Tschofenig „natürlich großartig. Ich freue mich auf das rot-weiß-rote Fahnenmeer am Bergisel. Das wird einfach nur cool“.