Country: „I miss America“ | ZEIT ONLINE

Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 11/2025.

Keine zwanzig Schritte hinter den Resten der Berliner Mauer verschwindet Europa. Es ist ein Freitagnachmittag, und auf das Country-Festival scheint die Sonne verdächtig unberlinerisch, als würde sie beim Strahlen rufen: „Ah, it’s great to be here!“ Drüben auf der Mauer küssen sich noch Honecker und Breschnew, aber die ganze Geschichte, Eiserner Vorhang, Weltideologien, ist jetzt völlig egal. Wir befinden uns auf dem Uber Platz, und der ist nach keinem Karl Friedrich Uber benannt. Ein Zelt, ein Donutstand, jemand grillt Fleisch am Barbecue auf dem Town Square, es riecht nach Lagerfeuerrauch. Auf der Bühne zupft ein Musiker sein ehrliches Lied, und hinter ihm ragen die klotzigen, modernen Hochhäuser so geschichtlich diskret in den blauen Himmel, dass man das erleichternde Gefühl hat, eine neue Transitzone betreten zu haben. Irgendwo zwischen dem enttäuschten, verwirrten Europa und dem sonnigen Sehnsuchtsort Nashville.