
Ein zivilgesellschaftlicher Zusammenschluss, der antimuslimische Vorfälle dokumentiert, hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Meldungen gezählt als zuvor. Im Jahr 2024 verzeichnete die Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit „Claim“ 3080 Vorfälle (2023: 1926). „Im Durchschnitt ereignen sich mehr als acht antimuslimische Vorfälle jeden Tag in Deutschland“, sagte Rima Hanano von „Claim“ am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des zivilgesellschaftlichen Lagebildes. Frauen mit Kopftuch würden bespuckt, Kinder auf dem Schulweg beschimpft.
Das Lagebild führt 1558 verbale Angriffe auf, 659 Diskriminierungen und 585 Fälle verletzenden Verhaltens (darunter 198 Körperverletzungen und 122 Sachbeschädigungen), 278 Fälle sind nicht spezifiziert. Oft waren Frauen betroffen.
Güzin Ceyhan von „Claim“ zufolge speist sich die Dokumentation aus Angaben von 26 regionalen Melde- und Beratungsstellen aus 13 Bundesländern, dem Portal „I-Report“, der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität sowie Pressemeldungen und Medienberichten. Die Perspektive Betroffener sei zentral.
Die meisten Vorfälle hätten sich im Juni (350) ereignet, gefolgt von Mai (269) und August (257). Ceyhan sieht einen Zusammenhang mit Debatten über die Messerangriffe am 31. Mai in Mannheim und am 23. August in Solingen. In dieser Zeit sei der Islam in Politik und Medien verstärkt mit „Sicherheit und Gefahr“ verknüpft worden. Antimuslimischer Rassismus werde „durch gesellschaftliche Debatten und Strukturen mitgeprägt und verstärkt“.
„Claim“ ist ein Zusammenschluss von mehr als 50 Akteuren und wird nach eigenen Angaben unter anderem gefördert vom Bundesfamilienministerium durch das Programm „Demokratie leben“ und vom Bundesinnenministerium im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz.