Christopher Street Day in Berlin: Tausende Menschen fordern Regenbogenfahne am Bundestag

Tausende Menschen fordern, dass zum Christopher Street Day in Berlin die Regenbogenfahne am Bundestag
wehen soll. Mehr als 220.000 Menschen unterzeichneten auf der Plattform WeAct eine entsprechende Petition. Der Aufruf wurde nun an Abgeordnete der Grünen und Linken übergeben, wie die Kampagnenorganisation
Campact mitteilte.

An diesem Dienstag hisste Campact gemeinsam mit Aktivistinnen und Aktivisten symbolisch eine Regenbogenflagge vor dem Bundestag. Unter den rund 80 Teilnehmenden waren laut Campact auch die queeren Influencer Luna Möbius und Max Rogall sowie die Initiatorin der Petition, Kira Bönisch.

Hintergrund der Aktion ist die Entscheidung von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), das Symbol der queeren Community nur noch am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, offiziell wehen zu lassen. Auch eine Teilnahme des queeren Netzwerks der Bundestagsverwaltung an der CSD-Parade wurde untersagt – mit Verweis auf die Neutralitätspflicht, da der CSD offiziell eine Demonstration ist. Erstmals war die Regenbogenflagge im Jahr 2022 unter der damaligen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) gehisst worden.

Merz: „Bundestag kein Zirkuszelt“

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) stellte sich hinter Klöckners Entscheidung und sagte, der Bundestag sei ja „kein Zirkuszelt“, auf dem man beliebig Fahnen hisse. Es gebe einen Tag im Jahr, an dem die Regenbogenflagge gehisst werde. „An allen
anderen Tagen ist auf dem Deutschen Bundestag die deutsche Fahne und die
europäische Fahne gehisst, und keine andere. Und diese Entscheidung ist
richtig.“ Jeder könne vor seiner eigenen Haustür Fahnen hissen, was er
wolle, sagte der Kanzler.

Die Unterzeichner des Onlineaufrufs kritisierten dagegen: „Was Julia Klöckner in ihrem Amt als Bundestagspräsidentin tut, ist nichts anderes als eine politische Aktion gegen Minderheiten.“ Die Regenbogenfahne sei das „mindeste Zeichen politischer Sichtbarkeit und der Anerkennung der Rechte einer Minderheit“. 

Der Christopher Street Day (CSD) wird jedes Jahr in zahlreichen Städten gefeiert und geht auf Ereignisse in New York zurück: 1969 stürmte die Polizei die Bar Stonewall Inn in der Christopher Street. Diese Polizeiaktion löste mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und transgeschlechtlichen Menschen aus. Der CSD erinnert bis heute an den Kampf für die Rechte queerer Menschen.