
Der frühere Präsident des Bundesnachrichtendiensts, August Hanning, sowie Thorsten M., ein ehemaliger führender Mitarbeiter des Hamburger Landeskriminalamts, der mit Hanning über dessen Sicherheitsfirma 360 Grad verbunden ist, sollen als Verantwortliche der Firma im Jahr 2022 gegen Zahlung von mehr 100.000 Euro den Auftrag von Christina Block für einen Entführungsversuch ihrer Kinder angenommen haben. Der mutmaßliche Tatplan sah demnach vor, die beiden Kinder im November 2022 auf dem Schulweg an ihrem dänischen Wohnort abzupassen, ihre Begleitung abzulenken und es so ihrer Mutter zu ermöglichen, sie in ihr Auto zu setzen und nach Hamburg zu bringen. Das gab die Staatsanwaltschaft Hamburg am Dienstag bekannt.
Die Entführung erfolgte damals nicht. Laut Staatsanwaltschaft deswegen, weil der Kindesvater – Blocks früherer Mann Stephan Hensel – rechtzeitig verdächtige Personen an seinem Wohnhaus bemerkt und die dänische Polizei informiert hatte. Doch haben die Beschuldigten laut Staatsanwaltschaft vorab die für eine Entführung „womöglich notwendige Gewaltanwendung“ gebilligt. Ein Statement von Blocks Anwälten gab es am Dienstag zunächst nicht.
Am Dienstagvormittag wurden Räume einer Sicherheitsfirma in Hamburg durchsucht. Laut mehreren Medien handelt es sich dabei um die Sicherheitsfirma System 360, die mit dem früheren BND-Präsidenten Hanning in Verbindung steht. Zudem soll es weitere Durchsuchungen in Berlin, der Schweiz und dem Münsterland geben, wo Hanning demnach lebt. Die „Bild“-Zeitung hatte im August von Ermittlungen gegen Hanning berichtet. Dieser sagte damals der Zeitung, er habe mit der Entführung der Kinder von Christina Block nichts zu tun. Hanning warf wiederum Dänemark vor, sich „wie irgendein arabischer Staat verhalten“ zu haben – Dänemark hatte es sich damals vorbehalten, den Fall selbst zu prüfen, obwohl deutsche Gerichte Block das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder zugesprochen hatten. Dänemark akzeptierte den Beschluss zwar, vollstreckte ihn aber nicht.

Wie kam der Kontakt zwischen Block und den Israelis zustande?
Tatsächlich entführt wurden die Kinder dann in der Silvesternacht 2023/2024 vom Wohnort Stephan Hensels, mutmaßlich von einer Gruppe Israelis. Deshalb müssen sich derzeit ein Israeli, Christina Block sowie weitere Angeklagte vor dem Hamburger Landgericht wegen der mutmaßlichen Entziehung Minderjähriger verantworten. Christina Block soll den Auftrag zur Entführung erteilt haben. Bei der Entführung wurde Hensel niedergeschlagen, die Kinder wurden geknebelt und in den Fußraum eines Autos gedrückt, sodass sie Sorge hatten zu ersticken. In Süddeutschland erfolgte laut Staatsanwaltschaft die Übergabe an die Mutter Christina Block, die die Kinder dann mithilfe von heute Mitangeklagten nach Hamburg brachte. In der Folge wurde Block gerichtlich gezwungen, die Kinder an den Vater zurückzugeben. Vor der Entführung hatte dieser die beiden Kinder widerrechtlich bei sich behalten, obwohl Block das Aufenthaltsbestimmungsrecht hatte.
Wie der Kontakt zwischen Block und den Israelis, die im Luxushotel von Blocks Vater Eugen Block die Tat geplant und vorbereitet haben sollen, zustande gekommen sein soll, ist noch unklar. Die Ermittlungsbehörden verdächtigen Hanning, hier ebenfalls eine Rolle gespielt zu haben. Gegenüber der israelischen Zeitung „Haaretz“ hatte Hanning den Vorwurf zurückgewiesen. Demnach sagte er, er habe kein Wissen über die Entführung und spiele keine Rolle in dem Fall Block.
Vor der tatsächlich erfolgten Entführung sollen die Beschuldigten Henning und T. zusammen mit Block und den Verantwortlichen jener israelischen Sicherheitsfirma, die die Entführung durchgeführt haben soll, geplant haben, Hensel und dessen familienrechtlichen Beistand durch wahrheitswidrige Vorwürfe aus dem Bereich der Pädophilie zu diskreditieren, so die Staatsanwaltschaft. Dazu sei im September 2023 unter anderem eine von der israelischen Firma beschaffte Festplatte mit über 500 kinderpornographischen Bild- und 64 Videodateien auf dem Wohngelände des Kindesvaters platziert worden. Hensel hatte dazu kürzlich vor Gericht Angaben gemacht.