
Der KI-Boom lässt das Geschäft des Chipkonzerns Nvidia weiterhin explosiv wachsen. Im dritten Quartal steigerte das Unternehmen seinen Umsatz nach eigenen Angaben um 62 Prozent auf 57 Milliarden Dollar. Der Reingewinn habe ähnlich stark auf fast 32 Milliarden Dollar zugelegt. Selbst im Vergleich zum Vorquartal gab es ein Plus von 22
Prozent.
Damit übertraf der weltgrößte Chipkonzern das dreizehnte Quartal in
Folge die Markterwartungen. Das Unternehmen legte zudem einen überraschend optimistischen Ausblick vor, der Spekulationen über ein nahendes Ende
des KI-Booms dämpfte.
Nvidia gilt als Gradmesser für den Zustand der KI-Industrie
„Die Verkaufszahlen für Blackwell-Chips sind unglaublich hoch“, sagte Konzernchef Jensen Huang. Prozessoren für Rechenzentren seien ausverkauft, und der Bedarf an Rechenleistung wachse exponentiell. Vor einigen Wochen hatte er vor möglichen
Lieferengpässen bei KI-Prozessoren gewarnt. Für das Schlussquartal 2025 stellte Nvidia-Chef Huang Erlöse von 65 Milliarden Dollar, plus/minus zwei Prozent, in Aussicht.
Nvidia hatte seine Ergebnisse nach Börsenschluss vorgestellt. Anleger reagierten umgehend erleichtert: Im nachbörslichen Handel an der Wall Street stieg die Nvidia-Aktie um 6,4 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit einem halben Jahr. Auch Kurse anderer Chipkonzerne sowie die Aktien der großen Nvidia-Kunden Google, Microsoft, Amazon und Meta legten zu.
Chipsysteme von Nvidia gelten als Schlüsseltechnologie für die Entwicklung von Software mit künstlicher Intelligenz. Sie werden sowohl für das aufwendige Training von KI-Modellen zum
Beispiel für den Chatbot ChatGPT eingesetzt als auch beim Betrieb der
Software. Die Nvidia-Ergebnisse sind damit zu einem Gradmesser für den Zustand der KI-Industrie geworden.
Hedgefonds-Manager nähren Furcht vor einer Blase
Nvidia mit Hauptsitz im kalifornischen Santa Clara ist mit Abstand
der größte Hersteller sogenannter GPU-Chips, die als unverzichtbar für
die Entwicklung generativer künstlicher Intelligenz gelten. In den vergangenen Wochen war an den Börsen allerdings die Sorge gestiegen, dass der KI-Boom eine Blase ist, die bald platzen könnte.
Genährt werden diese Sorgen
unter anderem vom Ausstieg des Technologieinvestors
SoftBank und des Hedgefonds des Milliardärs Peter Thiel
bei Nvidia. Der mit seinen Wetten gegen den US-Immobilienmarkt
2008 bekannt gewordene Investor Michael Burry spekuliert aktiv
auf einen Kursrutsch von KI-Werten. Nach seiner Einschätzung
hübschten einige Cloud-Anbieter ihre Bilanzen auf, indem sie
KI-Prozessoren über einen längeren Zeitraum von bis zu sechs
Jahren abschrieben.
Anleger hatten deshalb teils Aktien verkauft, was die Börsen in Asien und Europa vor Verkündung der neuesten Nvidia-Ergebnisse ins Minus gedrückt hatte. Auch der Kurs der Kryptowährung Bitcoin hatte deutlich nachgegeben und war zeitweilig unter die Marke von 90.000 Dollar gerutscht.
Wegen der zunehmenden Anlegervorsicht war auch der Börsenwert von Nvidia in den vergangenen Wochen von 5 Billionen auf rund 4,5 Billionen Dollar gesunken. Der Chipkonzern ist damit jedoch noch immer das wertvollste Unternehmen an der Börse. Die Börsenwerte der Softwarekonzerne Microsoft und Apple lagen zuletzt bei rund vier Billionen Dollar.
