Für sie: Die Sanftkombi
Erinnert sich noch jemand an die Pantone-Farbe des Jahres? Sie hieß Peach Fuzz. Leute in pfirsichfarbenen Outfits haben wir aber das ganze Jahr nicht gesehen, noch nicht mal im Sommer. Die Leute wollten das ganze Jahr über so ziemlich alles, außer auszusehen wie ein haariger Pfirsich. Zum Beispiel wollen sie, um nach dem Angebot in den einschlägigen Online-Shops zu gehen: Bordeauxrot. Oder Burgundy, um es im Modesprech zu sagen. Neben Schokoladenbraun ist das definitiv die Farbe des aktuell laufenden Winters, man bekommt sie eigentlich überall in den Shops. Woran liegt es also, dass wir uns jetzt lieber in diese dunklen, satten Töne einhüllen? Zunächst mal sind Pfirsich-Nuancen ja nun wirklich kein Schmeichler.
Tiefes, dunkles Rot hingegen ist zum fahlen Winterteint so sanft wie ein sehr guter Wein aus dem Burgund zum Gaumen. Außerdem lässt sich damit so ziemlich alles machen, man kann es von Kopf bis Fuß tragen oder mit den alten mausgrauen Pullis, mit Braun, Navy oder Weiß kombinieren. Man trägt also Farbe, aber man sticht dabei nicht aus der Menge heraus wie eine Neonwerbetafel. Die naheliegendste Anschaffung wäre natürlich ein Pullover. Aber man kann ja auch mal anders an das Thema Farbe rangehen – wie wäre es mit einer Hose? Diese hier von Arket ist auch noch ausgestellt und hat aufgesetzte Taschen, ist also die perfekte Leinwand für Weinrot. Burgundy war ja quasi das Schwarz der Siebzigerjahre. Die Zeiten waren wirklich schon mal weniger traurig, zumindest farblich.
Für ihn: Die Einstiegsfarbe
Das Farbschema der meisten Herrengarderoben ist ziemlich übersichtlich und auch etwas militaristisch: viel Navy, bisschen Khaki, Schwarz und Weiß und braune Socken. Das ist absolut okay, so kommt man unbehelligt durchs Leben. Bei Ausflügen in kräftigere Farben fühlen sich die Träger oft unbehaglich, man kennt es: Rosa Polohemden und grasgrüne Stoffhosen verschwinden meist schnell wieder in der Abteilung „Urlaub only“. Der Farbton Weinrot, der als etwas mondän klingenderes Burgundy diesen Winter überall vorgeschlagen wird, ist da eine Ausnahme. Es ist sozusagen die Farbe für alle Männer, die eigentlich keine Farbe tragen. Denn gerade wenn der Ton so stark an der Grenze zu Maronenbraun angesiedelt ist wie bei diesem rustikalen Strickpullover von A.P.C., ist er sehr gedämpft und risikoarm in den eigenen Look zu integrieren.
Man erinnert damit wohlig an das Schmorgericht mit Rotweinsoße vom vergangenen Wochenende, das ja auch irgendwie Männersache ist. Ganz ungefährlich ist das Ganze trotzdem nicht, zu großflächiges Weinrot, etwa als Anzug, hat schon eine deutlich exzentrische Botschaft und sollte den Profis vorbehalten sein. Und weinrote Hemden sind für Menschen mit mitteleuropäischer Rasierhaut eigentlich niemals empfehlenswert, weil sie mit roten Stellen und Äderchen ein unglückliches Match eingehen. Unerwartet gut können dafür aber Accessoires in Burgundy aussehen: Gürtel, Hosenträger, Mützen und Weekender-Bags in dem adeligen Rotton haben einen ziemlich distinguierten Einfluss aufs Gesamtoutfit – also statt Cognacbraun mal Weinrot probieren, prosit!