Bundestag: AfD-Kandidatin scheitert bei Vorsitzendenwahl im Haushaltsausschuss

Bei der Wahl zum Vorsitz des Haushaltsausschusses im Bundestag ist die AfD mit ihrer vorgeschlagenen Kandidatin Ulrike Schielke-Ziesing gescheitert. In der konstituierenden Sitzung
des Ausschusses erhielt sie keine Mehrheit, wie der Bundestag mitteilte. Daraufhin übernahm der dienstälteste Abgeordnete im Ausschuss,
Klaus-Peter Willsch (CDU), zunächst geschäftsführend die Sitzungsleitung.   

Die anderen Kandidatinnen und Kandidaten von Union, SPD, Grünen und
Linkspartei für andere Ausschüsse hingegen erhielten eine Mehrheit. Neuer Vorsitzender im
Auswärtigen Ausschuss ist Armin Laschet (CDU), den Verteidigungsausschuss leitet künftig
Thomas
Röwekamp (CDU). Die scheidende SPD-Chefin Saskia Esken ist nun Vorsitzende des
Bildungs- und Familienausschusses, und der Grünenpolitiker Anton
Hofreiter wurde
erneut zum Leiter des Europaausschusses gewählt. An den Linkenpolitiker
Lorenz
Gösta Beutin ging der Vorsitz im Umweltausschuss.

„Wir wählen Abgeordnete der AfD nicht zu Ausschussvorsitzenden“

Zuvor hatte die SPD angekündigt, nicht für Kandidaten der AfD zu stimmen. „Wir
wählen Abgeordnete der AfD nicht zu Ausschussvorsitzenden heute“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Dirk Wiese. Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der
CDU/CSU-Fraktion, Steffen Bilger (CDU), hatte die Unionsabgeordneten dazu aufgerufen, nicht für AfD-Kandidaten zu stimmen. Die AfD
werde „auch im Bundestag immer radikaler, immer extremer“, sagte er vor Beginn der Ausschusssitzungen im
Deutschlandfunk.

Der aktuelle
Bundestag hat 24 Ausschüsse. Darin sind Fachpolitiker der
verschiedenen Fraktionen entsprechend den Mehrheitsverhältnissen des Bundestags
vertreten. Sie bereiten Gesetzesbeschlüsse vor, die später im Plenum beschlossen werden.

AfD sieht Rechte auf Gleichberechtigung verletzt

Welche
Fraktion für welchen Ausschuss einen Vorsitzenden nominieren kann, wird in
einem sogenannten Zugriffsverfahren entschieden. Je nach Stärke der Fraktion
darf diese Kandidaten für Ausschüsse vorschlagen. Die Fraktion
der Union hat in acht Ausschüssen das Vorschlagsrecht für den Vorsitzposten,
die AfD für sechs, die SPD für fünf, die Grünen
für drei und die Linke für zwei Ausschüsse.

Traditionell geht der Haushaltsausschuss an einen
Abgeordneten der stärksten Oppositionsfraktion – in diesem Fall wäre dies die AfD. Bereits in der vergangenen Wahlperiode wurden die von der AfD vorgeschlagenen Kandidaten für Ausschüsse abgelehnt. Die AfD sah
ihre Rechte auf Gleichbehandlung als Fraktion verletzt und klagte vor dem
Bundesverfassungsgericht. Das entschied aber, die Ausgestaltung des
Besetzungsverfahrens sei eine innere Angelegenheit des Parlaments
.

Debatte in der Union über AfD

Nach der
Bundestagswahl, bei der die AfD ihren Stimmenanteil verdoppelte, hatte sich Unionsfraktionschef Jens Spahn dafür
ausgesprochen, mit der AfD bei organisatorischen Fragen im Bundestag so
umzugehen wie mit anderen Oppositionsparteien. Bundeskanzler Friedrich Merz hingegen schloss es aus, AfD-Abgeordnete zu
Ausschussvorsitzenden zu wählen
, nachdem der Bundesverfassungsschutz die AfD Anfang Mai zur „gesichert rechtsextremistischen Bestrebung“ hochgestuft hatte.

Ein weiterer parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion, Hendrik Hoppenstedt (CDU), sagte, er sei „der festen Überzeugung, dass wir damit das AfD-Problem
nicht an der Wurzel packen“. Die AfD nutze jede Gelegenheit,
um sich als Opfer hinzustellen, sagte Hoppenstedt.