Bundesliga will Regeln für Ballkinder ändern

In der großen Geschichte des deutschen Fußballs gibt es seit dem vergangenen Sonntag eine neue Nebenfigur: Noel, den Balljungen. Er war es, der im Stadion in Dortmund nahe der Eckfahne stand und den Ball in der 36. Minute des Nations-League-Spiels so schnell zum deutschen Nationalmannschaftskapitän Joshua Kimmich warf, dass dieser den italienischen Torhüter Gianluigi Donnarumma und dessen Mitspieler überrumpeln konnte. Denn während Donnarumma mit diesen schimpfte, flankte Kimmich den Ball schon in den Fünfmeterraum, wo Jamal Musiala ihn nur noch ins leere Tor schießen musste.

Das konnte man in Deutschland in dieser Kombination davor so noch nicht sehen. Und das wird man ab dem Sommer zumindest in der ersten und zweiten Bundesliga so wohl auch nicht mehr sehen können.

Die Premier League als Vorbild für die Bundesliga

In dieser Woche haben sich Führungskräfte der 36 Klubs der Deutschen Fußball Liga (DFL) in Frankfurt zur sogenannten Tagung der Sportverantwortlichen getroffen. Dort standen dann zwischenzeitlich wieder die im Mittelpunkt, die sonst sehr selten im Mittelpunkt stehen: die Ballkinder. Auf F.A.Z.-Anfrage sagte ein Sprecher der DFL, dass die Sportverantwortlichen sich mündlich darauf geeinigt haben, dass es in der kommenden Saison einheitliche Spielregeln für Ballkinder geben soll. Und diese dann nicht mehr machen können, was Noel gemacht hat.

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Das Modell, das die DFL einführen will, ist in der englischen Premier League schon im März 2024 eingeführt worden. Dort lautet die Anweisung so, dass die Ballkinder den Ball nicht mehr den Spielern zuwerfen dürfen, sondern ihn auf dafür festgelegte Hütchen legen müssen, wo die Spieler ihn sich dann selbst holen. Das soll den Heimvorteil verhindern, der dadurch entstanden ist, dass der Ball – wie man immer wieder beobachten kann – den Spielern der Heimmannschaft vor allem in kritischen Momenten meistens sehr viel schneller zugeworfen wird als den Spielern der Auswärtsmannschaft.

In der DFL-Spielordnung für diese Saison steht, dass acht Ballkinder „um das Spielfeld herum […] zu platzieren“ sind und diesen „je ein Ball zu übergeben“ ist. Doch wie die Kinder den Spielern den Ball zugänglich zu machen haben, ob durch zuwerfen oder hinlegen, das steht dort nicht.

In vier Bundesligastadien wird das englische Modell in dieser Saison schon umgesetzt: in Augsburg, Hoffenheim, Kiel und Leverkusen. Doch wenn man glaubt, was dort berichtet wird, haben die Heimspieler weiterhin einen Heimvorteil: Weil sie ganz genau wissen, wo die Hütchen mit den Bällen in ihrem Stadion stehen.

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