Bundesliga: Rayan Philippe überragt bei HSV-Party gegen Mainz 05

Stand: 05.10.2025 19:25 Uhr

Ein solches Spiel hat der HSV seit zwölf Jahren nicht erlebt: Vor allem dank Doppelpacker Rayan Philippe (10./61. Minute) schickte der Aufsteiger mit einem 4:0 (2:0)-Erfolg Mainz 05 tief in den Tabellenkeller. Die übrigen Treffer gingen auf die Konten von Albert Lokonga (6.) und Jean-Luc Dompé (52.).

Mit einem Punkt und 0:7 Toren aus den ersten drei Partien war der HSV nach dem Aufstieg schwach in die Saison gestartet – doch mit dem 2:1 gegen den 1. FC Heidenheim und dem 0:0 in Unterzahl bei Union Berlin ist der einstige „Dino“ wieder in der Bundesliga angekommen. Und er hatte ganz offenkundig den Plan, diesen Rückenwind für eine stürmische Anfangsphase zu nutzen, der Mainz nicht standhalten konnte.

HSV tanzt „Sambi“ mit Mainz

Schon nach wenigen Minuten stand das Volksparkstadion Kopf, als Lokonga per Nachschuss zum 1:0 einnetzte (6.). „Sambi“ (sein zweiter Vorname, den er auf dem Trikot stehen hat) stand nach einem Pfostentreffer von Giorgi Gocholeishvili perfekt und krönte schon sehr früh seinen ersten Startelfeinsatz für den HSV. Lokonga war wie Fabio Vieira, wegen dessen Rotsperre er in die Mannschaft rückte, am Deadline Day vom FC Arsenal nach Hamburg gewechselt.

Und kurz nach seinem Treffer war Lokonga wieder Teil einer Jubeltraube – diesmal war er selbst aber nicht der Torschütze, sondern ein anderer Neuzugang. Philippe setzte sich im gegnerischen Strafraum durch und zeigte seine Klasse im Abschluss, die ihn bei Eintracht Braunschweig in den vergangenen beiden Jahren schon mit 21 Toren zu einem der besten Stürmer in der 2. Liga gemacht hatte (10.).

Hamburg gibt Mainz Platz für erste Chancen

Nach zehn Minuten deutete sich bereits der zweite HSV-Heimsieg in Folge an – und Mainz-Keeper Lasse Rieß verhinderte gegen Philippe (16.) und Ransford Königsdörffer (16.), dass die Partie schon frühzeitig entschieden wurde. Nach diesen Gelegenheiten gönnte sich Hamburg dann mal eine Phase des Durchatmens und fokussierte sich mehr auf die Defensive.

Das gab Mainz die Möglichkeit, besser in die Partie zu finden und erste Chancen zu bekommen. Nadiem Amiri per Freistoß (19.) und Kaishu Sano per Fernschuss (30.) prüften Daniel Heuer Fernandes, doch auch der HSV-Torhüter war an diesem frühen Sonntagabend hellwach. Genau wie sein Team es insbesondere zu Beginn der ersten Halbzeit gewesen war – und dann auch in den ersten Minuten des zweiten Durchgangs.

Dompé trifft mit viel Wucht, Philippe mit viel Gefühl

Philippe zwang Rieß erst zu einer weiteren Parade (49.), dann schlenzte Dompé den Ball nach einem tollen Konter knapp über das lange Eck (51.) – doch nur Sekunden später führte der HSV doch mit 3:0. Dompé dribbelte von seinem linken Flügel wieder an, ging aber nicht ins Eins-gegen-Eins, sondern nagelte den Ball im Höllentempo aus spitzem Winkel unters Dach des Mainzer Tores (52.).

Und der HSV nutzte weiter konsequent die Schwäche des Conference-League-Teilnehmers bei Kontern – ganz speziell konnten die Gäste Philippe überhaupt nicht stoppen. Der Franzose wurde in der 61. Minute erneut tief geschickt, lief frei auf Rieß zu und überlupfte ihn ganz locker zum 4:0. Der Volkspark war endgültig ein Tollhaus, denn die HSV-Fans erlebten etwas, das sie schon Ewigkeiten nicht erlebt hatten.

Als der HSV zuletzt viermal traf, knipste noch Lasogga

Am 6. Oktober 2013, als fast genau zwölf Jahre zuvor, hatte Hamburg beim 5:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg letztmals so viele Tore in einer Partie erzielt. Was auch noch untermauert, wie lange das her ist: Damals erzielte der 21 Jahre alte Pierre-Michel Lasogga drei Treffer. Der ist mittlerweile spielender Co-Trainer bei der U23 von Schalke 04, während der HSV dank Philippe und Co. nicht nur zurück in der Bundesliga ist, sondern jetzt sogar in der oberen Hälfte des Oberhauses.

Denn gegen Mainz brannte nichts mehr an, es blieb beim eindeutigen Ergebnis, das Hamburg auf Rang acht (der SC Freiburg kann noch vorbeiziehen) katapultiert. Und das der Mannschaft von Trainer Merlin Polzin noch mehr Selbstbewusstsein für das Auswärtsspiel bei RB Leipzig (18.10.2025, 15.30 Uhr) nach der Länderspielpause gibt.

Geht es für Mainz jetzt um den Klassenerhalt?

In Mainz kann von Selbstbewusstsein dagegen aktuell keine Rede sein. International sind die 05er mit einem 1:0 bei Omonia Nikosia gut gestartet, aber in der Liga läuft es überhaupt nicht. Die Mannschaft von Trainer Bo Henriksen ist mittlerweile auf Platz 16 abgestürzt und kann von Borussia Mönchengladbach (spielt am Sonntagabend gegen Freiburg) sogar noch auf einen direkten Abstiegsplatz geschickt werden.

Ein Mainzer machte allerdings den nächsten Schritt zu einem Bundesligarekord. Dominik Kohr sah seine 100. Gelbe Karte, der Rückstand bis zur „Bestmarke“ von Stefan Effenberg ist damit auf 14 Verwarnungen gesunken. Im vorigen Spiel gegen Borussia Dortmund hatte Kohr noch wegen einer Gelb-Rot-Sperre gefehlt. Nach der Länderspielpause kann der Verteidiger auch samstags um 15.30 Uhr gegen Bayer Leverkusen seine Gelb-Sammlung erweitern – viel wichtiger wäre es aber, wenn Mainz wieder Punkte sammelt.