Bundesliga: Freiburger Spektakel in Wolfsburg, Kölner Frust – Sport

Seit Christian Ilzer bei der TSG Hoffenheim die ersten Täler durchschritten hat, das uneingeschränkte Vertrauen als Trainer genießt, läuft es. Kein Bundesligist spult so viele Kilometer ab wie die Auswahl des 48 Jahre alten Österreichers, über 1700 waren es bislang in dieser Saison. Und seit einer Weile rennt noch etwas anderes: „Der Schmäh“, sagte Ilzer zuletzt – so nennt man das in seiner Heimat, wenn sich Spaß und Leistung die Waage halten. Hoffenheim hatte das vor der Partie beim VfB Stuttgart immerhin auf Tabellenplatz fünf geführt, einen Punkt vor dem VfB.

Die erste Halbzeit im Baden-Württemberg-Derby verlief dann so, wie es meistens läuft, wenn zwei starke Teams dem jeweils anderen erst mal die Stärken nehmen wollen: Offensiv geschah nicht viel. Die erste richtig dicke Chance vergab Stuttgarts Tiago Tomás frei vor Oliver Baumann. Dass der Nationaltorwart auch im zweiten Durchgang bester Hoffenheimer war, zeugte davon, dass der Punktgewinn der Gäste am Ende ein glücklicher war. Und als Baumann kurz vor Schluss doch von Deniz Undav geschlagen war, rettete die Abseitsfahne. Leiwand!

Das torlose Topspiel des Samstagnachmittags hatte so auch die Leitfrage für die übrigen Partien gesetzt: Wie schießt man Tore, wenn die Offensivreihen gehemmt oder in Gedanken schon halb in der Weihnachtspause sind?

Frankfurter Knobelaufgabe: Wie trifft man ohne eine vollwertige Angriffsreihe?

Bei der Eintracht hatte sich das Gros der Offensive zuletzt in den Krankenstand verabschiedet oder Richtung Afrika-Cup, allerdings fanden die Kollegen beim Hamburger SV ein probates Gegenmittel: Sie nutzten die einzige Chance, die sich ihnen lange Zeit bot. Frankfurts Verteidiger Nnamdi Collins spielte lang und diagonal auf Außenverteidiger Nathaniel Brown, dessen Querpass schoss so perfekt in den Strafraum, dass auch der defensive Mittelfeldmann Hugo Larsson nicht anders konnte, als zu treffen (26.). Kleiner Schönheitsfehler: Collins hatte sich zuvor am eigenen Strafraum zu einem epischen Fehlpass hinreißen lassen, Hamburgs Albert Lokonga bedankte sich und traf zur Hamburger Führung (10.). Am Ende konnten sich die Hessen glücklich schätzen, dass der HSV den Vorweihnachtsfrieden achtete und darauf verzichtete, sein obligatorisches Tor in der Nachspielzeit zu erzielen.

Hält die Flaute von Bremens Null-Tore-Sturm auch beim FC Augsburg an?

In der Tat. Das konnte man allerdings weder Victor Boniface noch Keke Topp so richtig anlasten. Denn Topp durfte nur für die letzten zehn Minuten der Partie mitwirken, und Boniface hatte es nicht einmal in den Kader geschafft. Auffälligste Offensivkraft war zunächst ein gelernter Außenbahnspieler in Reihen der Augsburger: Marius Wolf wurde von Interimstrainer Manuel Baum als Mittelstürmer aufgeboten. Und der 30-Jährige hatte sogar die beste Chance Halbzeit eins; nach einem Lupfer erschien er frei vor Mio Backhaus, doch der Bremer Torwart parierte stark. So brachten beide Seiten das Spiel in der zweiten Halbzeit wie befürchtet ins Ziel: stets bemüht, aber glück- und torlos.

Kann der 1. FC Köln überhaupt gewinnen, wenn Said El Mala nicht einmal in der Startelf steht?

Vor einem halben Jahr hat ein Portal den Marktwert der Kölner Offensivkraft Said El Mala auf eine Million Euro taxiert. Sechs Tore und drei Vorlagen in 14 Spielen später ist der Wert angeblich auf 40 Millionen Euro geschnellt. Schon cool, gab El Mala zuletzt zu verstehen, versicherte zugleich: „Unsere Mannschaft steht für mich immer an erster Stelle, um Spiele zu gewinnen und unsere Fans und meine Familie glücklich zu machen“.

Es sollte den 19-Jährigen also nicht verärgert haben, dass er beim Heimspiel gegen Union Berlin erst einmal auf der Bank saß. Den korrespondierenden Plan hatte sein Trainer Lukas Kwasniok vor der Partie kundgetan: Erst wolle man den kampfstarken Gegner müde spielen, dann mit einem ausgeruhten El Mala in die immer größer werdenden Räume stoßen. In der Praxis war der Plan spätestens kurz vor Schluss perdu, als Kölns Rav van den Berg einen Diagonalball mit der Hand abfing und so als letzter Mann eine klare Chance der Berliner vereitelte – Platzverweis, Unterzahl Köln. So war es tatsächlich Unions András Schäfer, der in der Nachspielzeit per Dropkick das Tor des Tages erzielte. El Mala? Wurde nach knapp 70 Minuten eingewechselt, war in den engen Räumen der Berliner kaum zu sehen.

Und was erlebte Daniel Bauer bei seinem Debüt als Wolfsburger Cheftrainer?

Die mit Abstand torreichste Partie des Samstagnachmittags! Das war aber weniger der offensiven Schaffenskraft geschuldet, sondern weil sich beide Seiten mit Fehlern überboten. Das erste Tor entsprang noch einer technisch blitzfeinen Aktion; Freiburgs Philipp Treu nahm eine abgefälschte Flanke volley an, traf satt in den Torwinkel (5.). Dann aber: Treu ließ sich den Ball im Mittelfeld von Patrick Wimmer abnehmen, Dzenan Pejcinovic vollendete den schnörkellos ausgespielten Konter (13.). Oder auch: Freiburgs Torwart Noah Atobulo sah noch, wie ihm Pejcinovic den Passweg abschnitt, spielte dem Wolfsburger den Ball trotzdem in die Füße – 2:1 (49.).

Will man Freiburg am Toreschießen hindern, sollte man allerdings keine Foulelfmeter verursachen (wie es Wolfsburgs Jenson Seelt gegen Lucas Höler praktizierte). Denn dann trifft Vincenzo Grifo (56.). Wolfsburg durfte noch einmal hoffen, weil Pejcinovic der konfusen Freiburger Defensive das dritte Tor einschenken durfte (69.). Doch zwei Minuten später stieg Matthias Ginter hoch zum Kopfball, traf aus wenigen Metern aber nicht ins Tor, sondern Wolfsburgs Seelt, von dessen Bein der Ball ins Tor flipperte. Die Pointe setzte, Freiburgs Derry Scherhant (79.), jetzt wieder technisch fein: Statt von der halbrechten Flanke im Strafraum quer zu passen, drosch er den Ball ins Tor.