Elf Tage vor Weihnachten wird’s richtig gemütlich in der unteren Tabellenhälfte der Fußball–Bundesliga. Zwischen dem Neunten und dem Siebzehnten sind es nur noch fünf Punkte. Einzig Schlusslicht Mainz 05 ist abgeschlagen – und bekommt es am Sonntag mit dem FC Bayern zu tun. Die Ergebnisse und die Tabelle finden Sie hier.
Was sind die Lehren aus dem Kellerduell zwischen St. Pauli und Heidenheim?
Zunächst mal folgende: Die Binse „Die Tabelle lügt nicht“ hat selten so gut gepasst wie zu diesem Abstiegsgipfel am Millerntor. Hier spielten zwei Mannschaften tatsächlich so, wie man es sich vom Tabellensechzehnten und -siebzehnten erwartet. Abnutzungskampf trifft es wohl ganz gut. Immerhin gelangen Paulis Rekord-Transfer Martijn Kaars im zwölften Bundesligaspiel endlich seine ersten beiden Treffer, nachdem der 4,5-Millionen-Mann bei Zweitligist Magdeburg in 36 Partien 21 Mal getroffen hatte. Es waren die ersten Tore der Hamburger im heimischen Stadion seit dem 27. September (1:2 gegen Leverkusen) und sie brachten den ersten Heimsieg seit dem 14. September (2:1 gegen Augsburg).
Dass es dennoch eng wurde, lag einerseits am Platzverweis gegen Eric Smith wegen einer vermeintlichen Notbremse gegen Heidenheims Marvin Pieringer beim Stand von 1:0 unmittelbar vor der Pause. Und wieder mal an Heidenheims Stefan Schimmer. Der traf diesmal zwar nicht selbst wie zuletzt bei den Last-Minute-Siegen gegen Union Berlin und Freiburg, bereitete aber den 1:2-Anschlusstreffer durch Pieringer vor. Es war übrigens Schimmers 143. Einwechslung im 161. Bundesligaspiel. Einen Punktgewinn aber konnte auch der Super-Joker nicht mehr bewerkstelligen.
Bekommt die Eintracht nach dem jüngsten Negativlauf wieder die Kurve?
Zumindest eine abknickende Vorfahrt. Es ist ein Attribut, das es mindestens so lange gibt wie die Fußball-Bundesliga: Eintracht Frankfurt – das ist und bleibt die ewig launische Diva vom Main. Was hatten alle geschwärmt nach dem 5:1-Erfolg zum Champions-League-Auftakt gegen Galatasaray. Es folgten ein paar derbe Abreibungen, etwa gegen Atlético, Liverpool (je 1:5) und zuletzt in der Liga bei RB Leipzig. Dieses 0:6 und ein 1:2 in Barcelona trugen die Hessen beim Heimspiel gegen den FC Augsburg mit sich herum, während der Gegner zuletzt Grund zum Feiern hatte: Zum Amtsantritt von Sandro Wagners Nachfolger Manuel Baum vor einer Woche hatten sich die Schwaben einen 2:0-Überraschungssieg gegen Bayer Leverkusen geschnappt. Und nun stand auch noch das 100. Bundesligaspiel als Trainer für Baum an, der ja schon an Weihnachten seinen Platz wieder räumen wird und auf seinen alten Arbeitsplatz als Leiter Entwicklung- und Fußballinnovation zurückkehrt. Baum fährt womöglich künftig öfter mal Töchterchen Noemi in den Reitstall. Ihr hatte er nämlich ein eigenes Pferd versprochen für den Fall, dass er es auf 100 Einsätze als Bundesliga-Coach bringen würde.
Die Eintracht durfte am Ende der ereignisreichen Woche dann doch jubeln, weil Ritsu Doans Schuss von FCA-Verteidiger Chrislain Matsima unhaltbar abgefälscht wurde. Jener Matsima, der schon nach 125 Sekunden für die Augsburger getroffen hatte, dummerweise stand Flankengeber Kristijan Jakic davor im Abseits. Die VAR-Delegation in Köln verweigerte dem Treffer die Anerkennung. Und auch drei Minuten vor Schluss zeigten die Assistenten im Keller noch ihre Wachsamkeit beim vermeintlichen Augsburger Ausgleich von Noahkai Banks. Nach zwei weggepfiffenen FCA-Treffern gewann dann eben Frankfurt 1:0. Die Diva, diesmal nach etlichen Stimmungsschwankungen während der 90 Minuten wieder gut drauf.

:Ein Wirrwarr aus Namen, Titeln und Kompetenzen
Pirmin Schwegler, der schon in Hoffenheim, beim FC Bayern und in Frankfurt gearbeitet hat, wird neuer Sportdirektor beim VfL Wolfsburg. Das neue Gesicht steht einer altbekannten Gefahr gegenüber.
Kehrt Hoffenheim nach dem Rückschlag in Dortmund wieder in die Erfolgsspur zurück?
Eindeutig: Ja! Dabei hatten sich, euphorisiert vom Nord-Krimi gegen den Erzrivalen Werder Bremen, gleich 15 000 HSV-Fans auf den Weg in den Kraichgau gemacht. War der TSG Hoffenheim aber wurscht, dort braucht man schließlich seit jeher keine brodelnde Heimspielatmosphäre, um guten Fußball zu spielen. Die Mannschaft von Trainer Christian Ilzer entwickelt sich in dieser Saison immer mehr zum Überraschungsteam. Und überzeugte auch gegen die Hamburger, wobei man sich fragte, wieso Grischa Prömel bei seinem Kopfball zum frühen 1:0 (8. Minute) derart unbewacht war. Auch beim zugegeben schön heraus gespielten 2:0 durch Ozan Kabak (31.) sah es so aus, als hätte die HSV-Deckung sich gedacht: „Hey, wir haben den großen SV Werder geschlagen, was sollen uns da die Hoffenheimer schon anhaben?“ Oft schützt ein Blick auf die Tabelle davor, einen Gegner zu unterschätzen: Hoffenheim rückte durch den ungefährdeten 4:1-Sieg zumindest vorübergehend auf einen Champions-League-Platz vor.
Wunderheiler Eugen Polanski – führt er Gladbach gegen Wolfsburg zurück in die obere Tabellenhälfte?
Klare Antwort: Erst mal nicht. Stattdessen rückten die Wölfe bis auf einen Punkt an die Gladbacher heran. Das Einstandsgeschenk für Wolfsburgs neuen Sportdirektor Primin Schwegler packten Vorbereiter Lovro Majer und Torschütze Patrick Wimmer schon in der vierten Minute aus: Der Österreicher verwertete die Flanke des Kroaten in perfekter Manier, ließ dem Gladbacher Verteidiger Philipp Sander und Torwart Moritz Nicolas keine Abwehrchance.
Schon war sie perdu, die feine Serie der Fohlen, die zuletzt dreimal in Serie ohne Gegentor geblieben waren. Das frühe 0:1 leitete auch das Ende der anderen Borussia-Serie ein: Sie war fünf Spiele ungeschlagen geblieben, doch am Samstag setzte es eine 1:3-Heimpleite, die sich die vor allem in der ersten Halbzeit völlig indisponierten Gladbacher auch redlich verdienten. Wobei Wolfsburgs Österreicher Wimmer nochmal zuschlug zu seinem zweiten Bundesliga-Doppelpack.
