
Bundesbildungsminister Cem Özdemir
(Grüne) hat sich für strengere Maßnahmen gegenüber antisemitisch
auffälligen Schülern ausgesprochen. „Wir haben in Schulen teilweise die
Situation, dass jüdische Kinder zu ihrem Schutz aus den Klassen genommen
werden müssen“, sagte Özdemir dem Tagesspiegel. „Wir sollten dieses Prinzip umdrehen.“
„Kein Mensch kommt als Antisemit auf die Welt, sondern die Kinder werden dazu erzogen“, sagte Özdemir. Wenn Eltern antisemitisch auf ihre Kinder einwirkten, müssten sie „an die Schulen zitiert werden“, forderte der Minister. „Im Zweifelsfall muss das Kind gehen, das sich
antisemitisch verhält.“
Özdemir zeigte sich angesichts von Umfragen, die große Wissenslücken insbesondere bei
der jüngeren Generation aufgezeigt haben, besorgt. „Es darf nicht sein, dass mehr als
jeder zehnte Deutsche im Alter zwischen 18 und 29 Jahren den Begriff
Holocaust noch nie gehört hat und dass 40 Prozent nicht wissen, dass
sechs Millionen Jüdinnen und Juden während des Holocausts getötet
wurden“, sagte der Minister.
Özdemir kritisiert Träger von islamischem Religionsunterricht
Gerade in zunehmend heterogen zusammengesetzten Klassenzimmern müsse das
Wissen um die Shoah und das daraus folgende Handeln immer wieder neu
erklärt und vermittelt werden.
Özdemir warf der Politik Unkenntnis im Umgang mit Islamverbänden vor. Mit Blick auf Träger islamischen
Religionsunterrichts in Schulen wie auch auf die Deutsche Islamkonferenz
sagte Özdemir, „da werden häufig die völlig falschen Leute hofiert und
jeder Minister erfindet das Rad neu“. Um konfessionellen Religionsunterricht
anzubieten, müssten bei den Religionsgemeinschaften die Voraussetzungen
erfüllt sein, doch es werde „breit darüber hinweggesehen, wenn das nicht der Fall ist“, sagte er.
Zwar würden immer mehr Imame in Deutschland ausgebildet und unterrichteten und predigten auch auf Deutsch, aber das Problem sei nicht die Sprache. „Das Problem ist der Inhalt. Einige der schlimmsten islamistischen
Prediger predigen auf Deutsch.“ Für die Politik reiche es aber aus, dass
auf Deutsch gepredigt werde.