Bundesbank: Deutsches Finanzsystem steuert laut Bundesbank auf unsichere Zeiten zu

Die Bundesbank sieht große Belastungen auf das deutsche Finanzsystem zukommen. Insbesondere „aufgrund geopolitischer Spannungen und einer schwachen Wirtschaft“ stünden dem Finanzsystem „akute Herausforderungen“ bevor, sagte Bundesbank-Vorstand Michael Theurer bei der Vorstellung des jüngsten Finanzstabilitätsberichts der deutschen Notenbank. „Unsere oberste Priorität muss ein widerstandsfähiges Finanzsystem sein“, schloss die Bundesbank.

Auch die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten bringe „zusätzliche Unsicherheiten (…) im Hinblick auf die konkrete Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik“, sagte Theurer weiter. Trump hatte in Wahlkampf vermehrt mit höheren Zöllen gedroht, welche einen Handelskonflikt auslösen und vor allem die Exportnation Deutschland hart treffen könnten. So will der designierte US-Präsident Zölle von 10 bis 20 Prozent auf Einfuhren aus Europa erheben. 

Einer Kurzstudie des Instituts für Makroökonomie und Marktforschung kommt zu dem Ergebnis, dass dies teils drastische Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland haben könnte.

Aber auch im Inland drohen dem Bericht zufolge weitere Krisen, das Finanzsystem zu schwächen. So gingen weiterhin „erhöhte Risiken“ vom Gewerbeimmobilienmarkt aus. „Nach unserer Einschätzung ist die Wahrscheinlichkeit weiter sinkender Preise sehr hoch“, sagte Theurer. Vor allem, weil sich Arbeiten im Homeoffice und Einkaufen im Internet etabliert haben, steht der Markt für diese Immobilien seit längerem unter Druck. Auf dem Markt für Wohnimmobilien zeichnet sich laut Bundesbank hingegen allmählich eine Entspannung ab.

Zinsanstieg der letzten zwölf Monate gut verkraftet

Positive Bilanz zog die Notenbank hingegen aus dem starken Zinsanstieg der letzten zwölf Monate. Das deutsche Finanzsystem habe sich in dieser Phase als stabil erwiesen, sagte Theurer. Gleichzeitig warnte er jedoch: „Auch wenn die hohen Kapitalquoten auf eine gute Resilienz des Bankensektors hinweisen, müssen Banken wachsam bleiben.“

Im Juli hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihre jahrelange Politik der Null- und Negativzinsen beendet, um gegen die starke Teuerungswelle anzukämpfen. In der Folge hob sie den Leitzins zehnmal in Folge an, dies markierte den stärksten Zinsanstieg seit 25 Jahren. Mittlerweile hat die EZB ihren Leitzins im Euroraum wieder gesenkt.