Bürgermeisterwahlen in NRW: Versau uns das jetzt nicht, Uwe! – Kultur

Am Sonntag sind Bürgermeisterwahlen in NRW. Auch in Dörfern wird dann gewählt. Über einen Urnengang zur Turnhalle, bei dem über alle Probleme, aber nicht über Politik gesprochen wird.

Der Gang zur Wahlurne hat sich auf dem Dorf im Laufe meines Lebens nicht groß verändert. Es ist ein feierlicher, ritualisierter Vorgang. Noch immer zieht man sich etwas Ordentliches an, nichts Schickes, aber dem Anlass angemessen. Dann geht man den Weg zu Fuß. Für die meisten ist es der alte Schulweg, er sitzt einem noch in den Knochen, jeder Stein und jede Kurve. Die Wahlhelfer empfangen einen mit einem freundlichen Hallo, sie sitzen auf zu kleinen Stühlen in leeren Grundschulklassenzimmern oder der Turnhalle. Der, der die Namen von einer Liste abhakt, hat die Knie unter ein kleines Pult gedrängt. Es riecht hier noch immer gleich. Der Turnbock ist noch derselbe, auf dem jetzt der Lederkoffer mit den Wahlutensilien liegt. Wer seinen Personalausweis vorzeigen soll, tut beleidigt, man kennt sich ja schließlich, unverwechselbar, von Anfang an. Man hält einen kurzen Plausch: „Mensch, du siehst aber gut aus!“ oder „Was macht denn die Mama?“ oder „Dich sieht man auch nur einmal im Jahr, aber immerhin“. Man lässt einen selbstgebackenen Kuchen oder eine Kanne frischen Kaffee da. Fragt, wie es läuft, was auch immer das dann meint.