Bremer Literaturpreis für Heinz Strunk: Zur Diskussion gestellt

Für den Erzählband „Kein Geld kein Glück kein Sprit“ erhält Heinz Strunk den Bremer Literaturpreis. Auf einhellige Begeisterung stößt das nicht.

U m aus dem Nähkästchen zu plaudern: Die morgendliche Zoom-Konferenz des taz-Kulturressorts verlief an diesem Tag kontrovers. Anlass war der Schriftsteller Heinz Strunk.

Ihm wird, das war gemeldet worden, am 26. Januar im Bremer Rathaus für seinen Erzählband „Kein Geld Kein Glück Kein Sprit“ der Bremer Literaturpreis verliehen – eine Meldung, die innerhalb des Kulturressorts unterschiedlich aufgenommen wurde.

Die eine Fraktion („Kann man doch nicht machen“) verwies auf die Tradition dieses Literaturpreises, der in der Tat mit den Auszeichnungen von Ingeborg Bachmanns „Anrufung des Großen Bären“ (1957) und Paul Celans „Mohn und Gedächtnis“ (1958) Maßstäbe für die alte Bundesrepublik gesetzt hat.

Er hat allerdings auch einst für einen Skandal gesorgt, als der Bremer Senat sich weigerte, der Jury zu folgen und den Preis an Günter Grass für die „Blechtrommel“ zu verleihen (1960). Dieser Eklat ging in die Literaturgeschichte ein. Im Jahr darauf wurde der Preis nicht vergeben; man musste sich erst einmal wieder zusammenraufen.

Ablehnung und Widerspruch

Jedenfalls: Heinz Strunks Erzählungen standen auf der morgendlichen Konferenz der einen Seite eher für „easy reading“ denn für „Literatur“, was die andere Seite zu Widerspruch reizte. Sie verwies auf solche Bücher wie „Junge rettet Freund aus Teich“ und „Der goldene Handschuh“.

Bei Erwähnung des letzteren Romans gingen dann die Emotionen endgültig hoch: Die Geschichte vom Frauenmörder Fritz Honka vermittelt also weiterhin Erregungspotenzial, mit Ausschlägen in Richtung Abwehr wie Verteidigung.

Beschädigt Strunk den Bremer Literaturpreis, oder sollte er jetzt auch den Büchnerpreis kriegen? Da die Tagesproduktion anstand, wurde das nicht ausdiskutiert. Mal sehen, vielleicht bleiben wir dran.

Heinz Strunk hat auf Facebook den Preis übrigens auch selbst kommentiert: „Das ist eine sehr schöne Auszeichnung. Der Bremer Literaturpreis zählt zu den Top Ten der deutschen Literaturpreise“, schrieb er trocken.

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